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Winde, die relativo Vertheilung derselben für das ganze Jahr, für die Monate
April, Mai und September, in welchen die beiden Monsuno kentern, für die Zeit
des Südwest-Monsuns: Juni, Juli und August, und cndlich für die Zeit des Nord-
Monsuns: October bis März.
Man ersicht daraus, 1) dass im Laufe des ganzen Jahres die Nord-, NE-,
SW- und NW-Winde die vorherrschenden sind, während die Süd-, SE- und
Ost-Winde die seltensten sind; 2) dass in den Monaten April, Mai und September
die Windrichtung sehr veränderlich ist, dass die Nord- und NE-Winde zusammen
den SW-Wind sehr bedeutend überwiegen; 3) dass der SW-Monsun sich in den
Monaten Juni, Juli und August und der Nord-Monsun in den Monaten October
bis März sehr deutlich und entschieden ausprägt.
Die erwähnte Tabelle enthält ferner die Angaben über die wichtigsten
meteorologischen Factoren zu Nagasaki im Jahre 1872; eine Discussion der-
selben liefert uns folgende Ergebnisse:
1) Luftdruck.*) Der höchste Barometerstand fällt in die kältesten
Monate Januar und Februar, wo die Atmosphäre ihre grösste Dichtigkeit hat,
während der niedrigste Barometerstand im August stattfindet, zur Zeit des
SW-Monsuns. Eine bemerkenswerthe, nicht leicht zu erklärende Thatsache ist
ferner, dass in den Monaten Juni, Juli und August, während der Herrschaft
des SW-Monsuns, das Barometer bei SW-Winden am höchsten und bei Nord-
und NE-Winden am niedrigsten steht. Dagegen ist im Winter, zur Zeit der
Herrschaft des Nord-Monsuns, der Barometerstand zu Nagasaki cbenso, wie in
anderen Gegenden, bei nördlichen und NW-Winden am höchsten und bei SW
am niedrigsten, also abermals, wenn der Monsun gestört ist. So finden wir
also, dass in jeder Monsun-Periode der höchste Luftdruck alsdann stattfindet,
wenn der betreffende Monsun frei, ohne alle Störung, weht.
Das Maximum des Luftdruckes fand i. J. 1872 statt am 19. Februar und
betrug 775.2 ”", das Minimum am 31. Juli mit 742.4”; die Jährliche absolute
Schwankung des Luftdruckes betrug also 32.3”"; die grösste monatliche
Schwankung war im Monat Mai und betrug 21.8",
2) Temperatur. Der Kuro-siwo beeinflusst schr bedeutend die Tem-
peraturverhältnisse von Nagasaki, so dass dieser Ort, wie überhaupt die
ganzen Ostküsten von Japan, wärmer ist, als die Westküste der japanischen
Inseln. Da wir aber von diesen nur noch sehr wenige sichere Bcobachtungs-
daten besitzen, so lässt sich die Grösse dieses Einflusses noch nicht genau fest-
stellen. Kann man in Bezug auf die Windrichtung das Jahr zu Nagasaki in
zwei getrennte Monsun-Perioden theilen, so ist dies für die Temperatur nicht
der Fall; das Thermometer zeigt uns vielmehr vier nahezu gleiche Jahreszeiten
an. Die niedrigste Temperatur in freier Luft und im Schatten fand i, J. 1872
am 4, Februar statt und betrug —3.4° C.; die höchste am 2, und 3. August
33.9° C.; in der Sonne stieg das Thermometer am 7. August bis zu 38.2° C.;
die fast durchweg niedrigeren Minima in der Sonne sind bemerkenswerth und
vielleicht der grösseren Exponirtheit der Thermometer im Freien zuzuschreiben.
Der kälteste Monat ist der Januar mit 5.1° C. mittlerer Temperatur und der
wärmste der August mit 289° C. Durchschnitts-Temperatur; die beiden Monate
Juli und August zeichnen sich überhaupt durch ihre tropische Temperatur aus.
3) Niederschläge. Die Anzahl der Regentage betrug im Jahre 1872
zu Nagasaki 122, also fast !/s des ganzen Jahres, und die gefallene Regen-
menge 1212"”-, also 2% Mal so viel als jährlich in London, und zwei Mal so
viel als in Amsterdam. Das Jahr 1872 war durch eine sehr kurze Regenzeit
charakterisirt, welche sonst in der Regel Anfang oder Mitte Juni beginnt.
Schnee fiel nur an 12 Tagen im Januar und Februar, während im Dezember
die meisten Tage (20) mit Nebel waren; der Nebel zeigt sich besonders des
Morgens und Abends, hält aber selten einen vollen Tag an.
4) Obwohl Gewitter zu Nagasaki selten sind, zeichnete sich das Jahr
1872 durch ungewöhnlich viele (16) Gewitter aus; auf den Monat April kamen
allein vier Gewitter. Im Ganzen wurden 1872 zu Nagasakı 19 Stürme beob-
*) Alle Barometer-Angaben sind auf 0° und das Meeresniveau reducirt, Das Barometer
selbst ist ein englisches Normalbarometer und 37 Met, über dem Meeresspiegel aufgestellt,