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Bemerkungen über einige Häfen ‚und Inseln bei der Westküste
von Grönland und über die Reise I, Br. M. S. „Valorous“. von
Disco bis Plymouth.
Der Secretair der R. Geographical Society zu London und Heraus-
geber des „Geographical Magazine“ Clements R. Markham hatte im Sommer
vorigen Jahres die englische Nordpolar-Expedition unter Capitain Nares bis
nach Godhavn begleitet und nach der Abfahrt der Schiffe „Alert“ und „Disco-
very‘ in den Smith Sound, den Robeson Channel und noch weiter polwärts,
sich auf die ‚, Valorous‘, Capitain Jones, begeben, um auf dieser die Rück-
reise rach Europa anzutreten. Den über diese beiden Reisen (nach Disco und
da zurück nach Plymouth) von Markham an den zeitigen Präsidenten der
R. Geographical Society, Sir Henry Rawlinson, eingesandten Bericht hat dieser
in der Geographischen Section der British Association zu Bristol am 31. August
1875 verlesen und später in den Proceedings of the R. Geogr. Sec, Vol. XX.
No. I. (Dezember 1875) pag. 55 ff. veröffentlicht. Zur Vervollständigung
des Artikels über die Tiefseelothungen der „Valorous“ (s. S. 108) und der noch
ziemlich mangelhaften Küstenbeschreibungen von West-Grönland*) geben wir
hier aus dem erwähnten Bericht von Clements R. Markham einige der hier-
auf bezüglichen Notizen wieder,
_ Auf Wunsch des Capitaim Nares hatte sich Capitain Loftus Jones
mit der „Valorous‘® am 17. Juli nach Ristenbenks Kulbrud an der Disco-
Küste der Waigat-Strasse begeben, um die letzten Briefe von Nares und
seiner Begleiter mit in die Heimath zu nehmen. Die’ „Valorous‘“ ankerte an
dieser ungeschützten Küste, gegenüber von kohlenführenden Abhängen (S, a.
a. O. pag. 33. 34). Diese bestehen aus Schiefer und Sandstein mit‘ vier hori-
zontalen Kohlenschichten, welche vom Schiffe aus deutlich zu sehen waren. Sie
dehnen sich 2 Seem. weit aus; an dem südlichen Ende trifft man eisenhaltigen
Thon mit zahlreichen Abdrücken fossiler Pflanzen aus der oberen Kreidefor-
mation; an einer Stelle dringt eine Ader von hellem Basalt durch die Gesteins-
schichten. Hoch über diesen Abhängen erhebt sich eine Reihe von basaltischen
Säulen bis 900 Meter Höhe über dem Meere, mit Wasserfällen, die sich von
ihren Gipfeln herabstürzen.
Zwischen dem Fusse dieser Basaltkegel und der Spitze des Kohlen-
abhanges dehnt sich ein grüner Abhang mit feuchtem Gras und Moos bewachsen,
aus. An dem unteren Ende dieser Kohle führenden Abhänge findet man aus-
gedehnte Deltas, welche von dem Ausflusso des inneren Gletschers herrühren,
mit kleinen Ausläufern dieses letzteren. Die ganze Strecke ist aus abwechselnden
Strecken von steilen Abhängen und dazwischen liegenden sumpfigen Deltas ge-
bildet; die Küstenconturen sind in Wirklichkeit sehr verschieden von den auf
den Admiralitätskarten verzeichneten; auch ist auf diesen die Lage des Kohlen-
abhanges unrichtig angegeben, die genaue Breite desselben ist 70° 3‘ 4“
Nord -Br.
Die Strasse zwischen der Insel Disco und der Halbinsel Nowrsoak auf
dem Festlande von Grönland ist von Arve Prins- Insel bis zur Hare-Insel, wo sie
in die Baffins-Bai einmündet, 80 Seem. lang und 9 bis 15 Seem. breit. An
der Nordspitze von Arve-Prins-Insel ist ein tiefer Fjord, welcher diese Insel
von der Halbinsel Noursoak trennt; an dem oberen Ende desselben ist der
grosse Tossukatek-Gletscher, welcher fortwährend riesige Eisberge in die Strasse
hinabsendet; diese heisst „Waigat“ oder das „stürmische Loch“. Der durch
sie in die Baffins-Bai gewöhnlich setzende Strom führt die gänze Masse der
Eisberge vom Tossukatek-Gletscher, und einige von dem des Gletschers von
Jacobhavn mit sich fort; aber diese Eisberg - Trift ist von den Winden sehr
beeinflusst, welche über die Strasse in der einen oder anderen Richtung wehen:
*) Die bis jetzt vollständigste Uebersicht über die Hydrographie jener Gegenden enthalten
die von dem Hydrographischen Amte zu London im April 1875 herausgegebenen „Remarks on Davis
trait, Baffin Bay, Smith Sound, and the Channels thence northwards to 821/4° N“, welche nach den
Berichten verschiedener Seefahrer seit 1850 zusammengestellt sind und bis zu der letzten ark-
ischen Expedition der „Polaris“ unter dem Commando von C, J, Hall, welcher bis 82° 11‘ Nord-Br.
yzelangte (s. „Ann, d. Hydr,‘“ 1874 pag, 192), reichen.