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Full text: 4, 1876

haben, gehören der Korallenformation an und sind ganz niedrig. Dass sie trotz 
ihrer Kleinheit und bei der wahrscheinlichen Abwesenheit eines Hafens — cs 
wäre möglich, dass an der Windseite, die ich nicht untersuchen konnte, ein 
Eingang in die Lagune existirte, welcher während der Zeit des westlichen Mon- 
suns vom Oetober bis März zu brauchen ist — Handelszwecken gedient haben, 
ist wohl dem Umstande zuzuschreiben, dass sie ganz und gar mit Kokospalmen 
bedeckt sind und wahrscheinlich eine friedfertige Bevölkerung haben, deren Cul- 
turzustand höher zu sein scheint, als derjenige der Bewohner aller umliegenden 
Inseln. Der Handel, welcher allgemein auf den Kokos-Inseln getrieben wird, 
beschränkt sich auf den. Eintausch von Kokos-Oel gegen europäische kleine 
Handels-Artikel, als bunte Baumwollenstoffe, Perlen, Pfeifen, Tabak, Eisen, 
Messer, Beile, Fischhaken etc,, wirft aber ziemlichen Gewinn ab, weil die Ein- 
gebornen keinen Begriff von dem geringen Werthe der ihnen in Bezahlung ge- 
gebenen Artikel haben, und die Kokosnuss ihnen auf solchen Inseln fast ohne 
Arbeit weit über den eigenen Bedarf zuwächst. 
Nachdem ich nach dem Eintritt in den Stillen Ocean an der Nordgrenze 
des Südost-Passates (unter dom Acquator und nördlich desselben) zwar wenig 
oder keinen Gegenstrom, aber vorherrschend Windstillen gefunden hatte, machte 
ich hier, wo zum ersten Male der Südost- Passat kräftig eingesetzt hatte, die 
Erfahrung, dass wir trotz sehr frischen Gegenwindes unter Segel allein gegen 
den starken Strom zu unbedeutende Fortschritte machten, um Aussicht zu haben, 
in absehbarer Zeit auch nur das nächste Ziel, die Inseln Neu-Hannover oder 
Neu-Irland zu erreichen. In den Segelanweisungen von Rosser & Imray findet 
sich die Angabe des Capitains eines Walfischfahrers, dass er zu verschiedenen 
Malen von den Inseln Neu-Hannover, Admiralty Island etc. durch starken Strom 
nach NW abgetrieben sei, sein Terrain aber wieder gewonnen habe, indem er 
nach dem Aequator resp. auf nördliche Breite gelaufen sei und dort westliche 
Winde ohne Strom oder mit günstigem Strome gefunden habe, mit denen er 
dann östlich gesegelt sel. 
Trotz der von mir unter dem Aequator bereits erfahrenen Windstillen 
und ungeachtet des grossen Umweges, welchen ich nach dieser Angabe bis zur 
Insel Neu-Hannover zu machen hatte (die directe Entfernung der Anachoreten 
von Neu- Hannover beträgt 260 Seem. gegen 700 bis 800 Seem. der von mir 
gemachten Tour), beschloss ich darauf hin nochmals nordwärts des Aequators 
zu laufen und zwar bis in den äquatorialen Gegenstrom. Ich fand diesen auf 
214° Nord-Br. am 12, Juli, westliche und nördliche Winde traf ich aber nur 
als Böen, im Uebrigen herrschten Windstillen und ganz flaue südöstliche und 
südliche Brisen, so dass mir abermals nichts übrig blieb, als ab und zu zu dam- 
pfen. Ohne Zweifel kann man auf die von dem Capitain angegebene Weise Ost- 
Länge gewinnen, da der Strom günstig ist und die Winde, wenn auch flau und von 
Stillen unterbrochen, so doch in der Regel nicht direct conträr sind; man 
kommt indess nur sehr langsam vorwärts und muss eben, wie ein Walfisch- 
fahrer, beliebige Zeit zur Verfügung haben. Im Bereiche des Südost-Passates 
Ost-Länge zu gewinnen, wird sich auf der anderen Seite für ein Handelschiff, 
welches schlecht kreuzt, wegen des Gegenstromes als eine vollkommene Unmöglich- 
keit herausstellen, weshalb die von dem Capitain mitgetheilte Erfahrung durch- 
aus werthvoll ist und von mir, wenn auch nicht ganz so günstig, wie nach 
seinen Angaben, im Allgemeinen doch bestätigt gefunden ist, und zwar für einen 
Monat, in welchem er selbst die Tour noch nicht gemacht zu haben scheint. 
Nachdem wir die östliche Länge gewonnen hatten, hielt ich südlich, worauf 
südlich vom Acquator am 17. Juli der Passat wieder kräftig einsetzto, so dass ich 
an demselben Tage noch, die bergige Matthias-Inseln und vom Topp aus Squally- 
Insel, in der folgenden Nacht aber die nördliche Küste der gebirgigen Insel 
Neu- Hannover sichtete, an welcher ich am 19. Juli in kurzer Entfernung entlang 
segelte, um einen geeigneten Ankerplatz zu suchen. An dieser Küste fand ich 
eine Anzahl in den Karten nicht angegebener Inseln, grossentheils durch Ko- 
rallenriffe mit einander verbunden, deren Position ich so genau, als es sich beim 
Passiren machen liess, bestimmte. Zahlreiche Kanoes mit Eingebornen — 
schwarzbraune, sehr wohl gebaute Gestalten, mit roth oder gelb gefärbiem kur- 
zem Haar, geschlitzten Ohrläppchen, einigem Schmuck um die Arme oder in den 
Ohren. sonst aber völlige nackt — ruderten auf das Schiff zu, erreichten es
	        
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