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Full text: 62/63, 1942/43

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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte und des Marineobservatoriums — 62. Band Nr. 6 
Nach diesen mehr grundsätzlichen Betrachtungen die mit Hilfe der Luftbahnen gewonnen 
wurden, soll nunmehr der Okklusionsprozeß hei der untersuchten Wetterlage erörtert werden, wie 
er sich auf den Bodenwetterkarten und in den Temps darstellt. 
Am 9. 12. 1937 08.00 Uhr sind in der Bodenweiterkarte (Karte 2) zwar zwei Linien vorhanden 
mit Windsprung beginnendem Druckanstieg und Temperaturfall, aber irgendwelche Wolkenformen 
oder Niederschläge, die für eine Kaltfront typisch sind, treten wenig auf. Erst im Laufe des Tages 
bilden sich diese Wettererscheinungen stärker an den erwähnten Diskontinuitätslinien aus, und in 
einigem Abstand davon entsteht eine dritte wetterwirksame Kaltfront, wie aus den Karten 3 bis 7 
hervorgeht. Bis zum 10. 12. 1937 08.00 Uhr haben die ersten beiden dieser drei Kaltfronten sich zu 
einer vereinigt und die Warmfront im kernnahen Teil eingeholt. Es beginnen in der Warmfrontbe 
wölkung Quellungen aufzutreten, und zwar zuerst in unteren Schichten, wie der Königsberger Flug 
zeugaufstieg meldet. Bis 14.00 Uhr nimmt der Okklusionsprozeß und die Labilisierung an derWarm- 
front weiter zu, so daß die Stationen Minsk, Grodno noch vor Durchgang der Okklusion Hagelschauer 
beziehungsweise Gewitter melden. Die Labilität, die sich an der Kaltfront selbst zunächst nur wenig 
auswirkte und hinterher zu schwächeren Schauern und Regenfällen führte, wird gerade an der 
Warmfront besonders wirksam, eben weil hier die kalten Luftmassen der Höhe über wesentlich 
wärmere in unteren Schichten hinwegeilen. Da die Verstärkung der Schauertätigkeit gerade um 
14.00 Uhr erfolgte, könnte man die Sonneneinstrahlung zur Erklärung dafür heranziehen. Das ist 
jedoch nicht der Fall, da die Bewölkung in dem fraglichen Gebiet immer geschlossen war und die 
Sonneneinstrahlung im Dezember sowieso ein Minimum aufweist. 
Bis zum 11. 12. 1937 08.00 Uhr hat auch die dritte Kaltfront im kernnahen Teil die Warm 
front eingeholt, wobei die Zyklone sich etwas aufgefüllt hat. 
VI. Luftmassen Umwandlung 
In den Betrachtungen des letzten Abschnittes wurde vorwiegend die Massenänderung in dem 
Druckfeld der Zyklone diskutiert. Gegenstand dieses Abschnittes soll es sein, die laufende Verän 
derung eines Luftteilchens hervorzuheben. Dieser Vorgang sei Luftmassenumwandlung genannt. 
Die horizontalen Luftbahnen zeigen immer und immer wieder, wie in der freien Atmosphäre 
Vorderseitenluftteilchen zu Bestandteilen der Rückseite werden und dort die typischen Rückseiten 
merkmale annehmen. Das Umgekehrte« die Umwandlung von Rückseitenluft zu Vorderseitenluft ist 
ebenso häufig der Fall. Es kommen sogar Fälle vor, wo echte Kaltluftmassen von Norden her neu in 
den Zyklonenbereich gelangen und hinterher ein Bestandteil des warmen Sektors und der Vorder 
seite werden, oder wo Warmluftmassen der Frontalzone die Zyklone umrunden und hinterher der 
Rückseite angehören. Zusammenfassend kann gesagt werden: In der freien Atmosphäre sind kurz 
fristige Umwandlungen einer Luftmasse in eine andere die Regel. Diese Umwandlung ist von kräf 
tigen V ertikalbewegungen begleitet, die zusammen mit Durchmischungen bewirken, daß die typischen 
Merkmale der Luftmassen sich ändern. 
In neuerer Zeit mehren sich die Arbeiten, die die Veränderung von Luftmassen untersuchen. 
Meistens handelt es sich bei diesen Bearbeitungen aber um LTmformungen, die sich in einem Zeit 
raum von einer Woche und mehr ahspielcn, während in dieser Untersuchung gerade die kurz 
fristigen Luftmassenumwandlungen in den Vordergrund gerückt werden. Es muß aber betont 
werden, daß von dieser Luftmassenumwandlung in erster Linie die Luftmassen der freien Atmo 
sphäre betroffen werden, und zwar geschieht die Umwandlung so, daß gewisse Typen dabei gewahrt 
bleiben. Stellt man z. B.. wie es Schinze getan hat, für Vorderseite, Rückseite und warmen Sektor 
Typhomologen der äquipotentiellen Temperatur auf, so bleiben diese Homologen im wesentlichen 
erhalten unabhängig davon, von wo die Luftmassen gekommen sind. Wertet man die Homologen in 
dieser Weise, dann wird das sehr fruchtbar sein. Man darf si^ aber nicht einfach als Kennzeichen
	        
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