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Full text: 62/63, 1942/43

Hans Klaus Meyer: Luftmassenbewegung und Luftmassenumwandlung in einer rasch ziehenden Zyklone 
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zwischen dem augenblicklichen Zustand einer Templuftmasse und ihrem Verhalten gegenüber 
Vertikalbewegungen in den vorangehenden 24 Stunden. Es wurde daher in jedem Falle in einer 
Tabelle die Herkunft der Luftmassen angemerkt, nämlich wie lange sie der Beeinflussung der Rück 
seite (R), Südseite (S), Vorderseite (V) oder der Nordseite (N) unterlagen. So heißt z. B. 6 R, 8 S, 
10 V: das Luftteilchen gehörte während der Gesamtzeit 6 Stunden der Rückseite, 8 Stunden der 
Südseite und 10 Stunden der Vorderseite an. Diese Zeilen sind nicht immer genau festzulegen und 
nur auf etwa zwei Stunden genau. 
Die ermittelten Vertikalbewegungen der Templuftmassen geben einen Mittelwert über 24 
Stunden, Feuchte und Klartext dagegen geben den augenblicklichen Zustand der Atmosphäre an. 
Allgemein ergibt sich beim Vergleich von 24-stündiger Vertikalbewegung mit der Feuchte und dem 
Klartext, daß die Vertikalbewegungen in den letzten Stunden vor dem Flugzeugaufstieg das Wolken- 
und Feuchtebild fast vollständig bestimmen. Wenn z. B. ein Luftteilchen erst 15 Stunden auf der 
Vorderseite war und anschließend 9 Stunden auf der Rückseite, so ergeben die gemessenen Vertikal 
bewegungen noch Aufsteigen, der Klartext dagegen Rückseiten- oder gar keine Bewölkung. 
Andererseits kommt es auch vor, daß die Luftbahnen unter starkem Absinken ganz auf der 
Rückseite verlaufen, der Klartext oder die Feuchte aber auf viel Quellbewölkung und damit auf 
Auf steigen hinweisen. Der hierin liegende Widerspruch kann so entkräftet werden, daß die ermittel 
ten Vertikalbewegungen immer nur einen Mittelwert geben über größere Zeiten und Räume. Sie 
vermittelten etwa den Eindruck, den ein Überlandflieger auf einem Flug innerhalb einer Rückseite 
gewinnt. Es gibt dort einzelne Gebiete (Bergland, kleinere Fronten oder Einzelschauer), wo die 
Bewölkung sehr dicht ist und hoch aufquillt. Andererseits gibt es aber hei weitem größere Räume, 
wo es oberhalb 1500 m absolut wolkenlos ist und die Luftmassen absinken. Zieht man die Bilanz 
aus diesem Absinken und dem Emporquellen der Cumuluswolken, so wird man sagen, daß das Ab 
sinken oberhalb 1500 m bei weitem überwiegt, ln eben dieser Weise sind die gemessenen Absinkbe 
wegungen der Rückseite zu deuten. 
Auch mag es bei anderen Temps Vorkommen, daß der Zusammenhang zwischen dem Klartext 
und der Feuchte einerseits und den Vertikalbewegungen andererseits nicht ganz überzeugend ist. 
Als positives Ergebnis bleibt aber, daß ohne Ausnahme auf der Rückseite das Absinken und auf der 
Vorderseite das Aufsteigen festgestellt wurde, womit die Brauchbarkeit des hier verwendeten Ver 
fahrens zur Bestimmung von Vertikalbewegungen im Großen erwiesen sein dürfte. 
Ein etwas besserer Zusammenhang zw ischen Vertikalbewegungen und Wolkenbild besteht bei 
den 8-stündigcn Vertikalbewegungen, die mit Hilfe der Nachmittagsaufstiege ermittelt wurden. 
Infolge der geringen Temperaturunterschiede zwischen Temp und Schertemp versagt aber das Ver 
fahren schon in einigen Fällen. 
Noch eindeutiger würde der Zusammenhang zwischen Wolkenbild und Vertikalbewegung 
werden bei Ermittlung dreistündiger Vertikalbewegungen, die aber auf dem hier eingeschlagenen 
Weg nicht feststellbar sind. 
Um die Brauchbarkeit des angegebenen Verfahrens zu beweisen, wird die erwähnte Diskussion 
für alle vorliegenden Temps angestellt, sofern nur die Luftbahnen noch vollkommen im Bereich 
der gezeichneten Höhenkarten liegen. Für jeden Temp wird eine Tabelle angelegt, in welcher für 
je 100 mb Abstand Mittelwerte für die Vertikalbewegung in Metern pro 24 Stunden mitgeteilt 
werden. Aufsteigen der Luftteilchen wird in der Tabelle durch einen Pfeil nach obenL, Absinken 
durch einen Pfeil nach unten L gekennzeichnet. Beträgt dabei die vertikale Luftversetzung mehr als 
2500 m, so wird die genaue Zahl nicht mehr angegeben, da dann das Ergebnis — wie oben erwähnt 
— mit Fehlern behaftet ist. 
Die potentielle Temperatur nimmt im allgemeinen mit der Höhe zu, sodaß über die Zuordnung 
der Werte von Temp und Schertemp keine Zweifel entstehen. Lediglich in einigen wenigen Aus 
nahmefällen, wo im Schertemp überadiabatische Gradienten auftreten, tritt bei der potentiellen 
Temperatur eine Abnahme mit der Höhe ein, und die Zuordnung zwischen Temp und Schertemp ist 
dann nicht mehr eindeutig. Gerade in diesen Fällen dürfte die Durchmischung eine größere Rolle 
spielen, wobei dann leicht Trugschlüsse über die Vertikalbewegungen möglich sind.
	        
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