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Full text: 62/63, 1942/43

Karl Gripp: Entstehung und künftige Entwicklung der Deutschen Bucht 
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V. Die Ergebnisse der Untersuchung für Landgewinnung 
und Landerhaltung 
Es ist nicht Aufgabe eines Geologen dem Wasser- und Marechenbauer in Einzelheiten gehende 
Vorschläge zu unterbreiten. Immerhin sei es gestattet, auf einige Punkte von allgemeiner Bedeu 
tung hinzuweisen. 
1. Einer der wichtigsten Orte für das Schicksal der Küste der Deutschen Bucht nördlich der 
Elbe ist der Sylter Küstenvorsprung. Wird dieser gegen Osten zurückgedrängt, so müssen Röm 
einerseits und Kniepsand und sogar Amrum andererseits auch zurückweichen. Wenn die West 
küste von Sylt weicht, dürften Skallingen und Fanö gegen Westen anwachsen. 
2. Wenn der Westerländer Vorsprung durch Uferschutzbauten gehalten wird, besteht die Mög 
lichkeit einer Vertiefung des vorgelagerten Seebereiches. Es erscheint deswegen geboten 
a) zu versuchen, das Verhalten des Meeresbodens vor dem Westerländer Vorsprung auf 
einige Kilometer in See hinaus durch Seekarten-Vergleich zu ermitteln 
b) durch genaue Vermessung den heutigen Tiefenzustand jenes Gebietes festzulegen und in 
Abständen zu kontrollieren. 
3. Die Unterschiede zwischen unreifen und reifen Watten lehren: 
a) im reifen Watt führt starke Eindeichung zur Einengung und letzten Endes Schließung der 
Gatts und damit zu größerer Sicherheit der Küste 
b) im unreifen Watt geschieht die Landgewinnung am erfolgreichsten, wenn die Landwerdung 
vorgeschobener Hochsände gefördert wird durch mechanische und biologische Unterstützung 
der Dünenbildung, damit sich in deren Schutze Marsch aufhöhen kann. 
4. Der Unterschied zwischen Auffüllungs- und Überflutungswatt ist für die Sinkstofflieferung 
wichtig. Beim seitlichen Verlagern der Priele und Eintiefung der tiefen Rinnen in den über 
wiegend aus ausgewaschenen alluvialen Feinsanden aufgebauten Auffüllungswatten wird nur 
wenig Sinkstoff von tonähnlicher Beschaffenheit frei. 
Beim Verändern der Priele und dem Einschneiden tiefer Rinnen im Überflutungswatt 
hingegen werden ältere alluviale und diluviale, zum großen Teil tonige Absätze aufgearbeitet 
und so der für die Anlandung wichtige feinkörnige Sinkstoff örtlich in verstärktem Maße 
geliefert. 
5. Die Verlandung eines ganzen Tidehaffs = reifen Wattgebietes ist möglich, wie die Niederlande 
lehren. 
6. Die Gefahr von Durchbrüchen von Nehrungsinseln dürfte nur gering sein, solange wie der 
Wandersand die bei Hochfluten gelegentlich eintretenden Überspülungen wieder ausheilt. Ins 
besondere erscheint die Gefahr eines Durchbruches von der Nordsee zum Königshafen kaum 
vorhanden zu sein, solange, wie die Sandwanderung an der Westküste andauert und der Königs 
hafen versandet bleibt. Eine dort entstehende Rinne hätte keinen Anschluß an das Lister Tief 
und würde schnell versanden. 
Bei Hörnum ist die Möglichkeit der Eintiefung einer Rinne als Folge einer Überspülung 
größer, da hier das im Osten gelegene Tief mit der 6 m Tiefenlinie nur % so weit entfernt ist 
wie beim Königshafen. Außerdem würde eine Durchbruchslinie durch den Südzipfel des Hörnum 
Hakens sich den südlich anschließenden Ein- und Auslaufsrinnen der Barre des Vortrapp-Tiefs 
leicht angleichen.
	        
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