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Aus dem Ar&iv der Deutsdben Seewarte und des Marineobservatoriums — 63. Band Nr. 2
diesen Fällen erkannt und versucht, durch Deichbau Landvorsprung und vorgelagerte Inseln zu
sammenzuschweißen. In Eiderstedt ist dies gelungen, auf der Marner Plate im Aufbau.
Wir haben somit jene inselartigen Neulandbildungen nicht als Nehrungsinseln aufzufassen,
sondern als örtliche Aufhöhungen im unreifen Watt.
Etwas anderes stellen die Halligen dar. Sie sind zum Teil Reste alten Landes, wie Nordstrand,
Pellworm, oder aber Auflandungen auf Resten ehemaligen Landes wie Gröde, Langeness, Oland,
Hooge usw. A. Banteimann wies darauf hin, daß die heutigen Halligen zu gutem Teil Auf
landungen im Schutze früher westlich davon gelegener Inseln sind. Jedenfalls sind die Halligen
mehr zufällige als für das große Geschehen im Wattenmeer grundsätzliche Erscheinungen.
8. Der morphologische Zustand der Deutschen Bucht
Betrachtet man die Deutsche Bucht unter Berücksichtigung der vorstehenden Erörterungen,
so läßt sich feststellen:
Die Deutsche Bucht weist einzelne Küstenvorsprünge aus diluvialen Gesteinen auf wie Texel,
Westerland auf Sylt und Blaavandshuk im Früh Stadium. An diese Vorsprünge, aber auch an junge
Anhäufungen von Seesand wie die Barren vor den Seegatts, haben sich Nehrungsbögen in der für
Tidegebiete bezeichnenden Form als Inselreihen angehängt.
In unvollendetem Zustand aber und allem Anschein nach im Aufbau zu einem Nehrungsinsel-
Küstenbogen mit Watt dahinter, befindet sich das Gebiet zwischen Jademündung und Amrum, bzw.
Hörnum (Abb. 22).
An das durh Aufbau von Nehrungsbögen ent
standene Watt schließen ferner überschwemmte
Festlandsteile an.
Im einzelnen ergibt sich von Süden nach
Norden bzw. Osten:
1. Nehrungsinselbogen Texel—Borkum. Er ist
von Texel gegen Nordosten aufgebaut.
2. Die ostfriesische Nehrungsinselreihe von Juist
bis Wangeroog. Sie ist von der Barre vor der
Emsmündung ausgehend aufgebaut und be
steht aus 6 Nehrungsinseln mit entsprechenden
Seegatts. Deren Barren bedingen jedesmal klei
nere, in den Tiefenlinien von 3—7 m in Er
scheinung tretende Küstenbögen. Die Neh
rungsinselreihe endet gegen offenes Wasser,
das aber, wie die Tiefenkarte zeigt, in Aufsan
dung begriffen ist. Dieser Abschnitt verläuft
nicht bogenförmig, vermutlich weil ein die
Küstenströmung entsprechend lenkender
Landvorsprung fehlt.
3. Das freie Wattgebiet vor Weser- und Elbmündung mit gleichfalls noch nordwärts gerichtetem
Sandtransport. Dies im Aufbau befindliche Watt reicht über die Dithmarscher Küste hinaus bis
in die Gegend vor Eiderstedt. Die, auf die drei großen Schmelzwassertäler Weser, Elbe und Eider
zurückgehende und zu Beginn der alluvialen Meeresbedeckung durch Abrasion vorspringender
Landzungen erweiterte Hohlform hat die Helgoländer Bucht entstehen lassen. Diese war so tief
und griff so weit in das Land ein, daß die von Süden her stattfindende Sandzufuhr in den bis
herigen rund 7000 Jahren des Bestehens der alluvialen Nordsee nicht ausgereicht hat, die Helgo
länder Bucht so weit auszufüllen, daß der Küstenbogen von Ostfriesland her weiter hätte
aufgebaut werden können. Die Zerstörung einer dort früher etwa vorhanden gewesenen Neh