Karl G r i p p : Entstehung und künftige Entwicklung der Deutschen Bucht
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Abbildung 17
Verteilung desFestlandes im nordfriesischen Diffluenz-
Küstenbogen-Aufhänge-Gebiet, wenn die Ausbildung
des Landes normal wäre.
Doppelte gestrichelte Linie: Verlauf der Küstenbögen.
Abbildung 18
Das nordfrieaische Küstenbogen-Aufhänge-Gehiet um
Sylt wird von den Restinseln des alten West-Landes
gebildet und ist vom Festland durch Watt getrennt, da
ein ostwärts davon gelegenes Niederungsgebiet (ehe
maliger Eem-Meer-Belt und weichseleiszeitliche
SchmelzwaBserrinne = N-S verlaufende volle Linie)
überflutet ¡Bt.
Punkt-Strich-Linie = Grenze von Auffüllung- und
Überflutungswatt.
Weiß nördlich von Sylt: Nehrungsinselreihe.
Weiß südlich von Sylt: Halligen im unreifen Watt.
Gewellte Linie = Meer.
Selbst wenn einige dieser Verlagerungen vorüber
gehender Natur sein sollten, so sprechen sie in ihrer
Vielheit doch für ein Breitenwachstum dieser Watt-
Gebiete und bezeugen deren unvollendeten Zustand.
Außer den beiden genannten Arten von Watten treffen wir an den Küsten der Deutschen Bucht
noch eine dritte. In Abschnitt II 5 S. 28 ist auseinander gesetzt worden, daß Westerland auf Sylt ein
Aufhängepunkt für zwei Nehrungen ist. Schematisch wiedergegeben, sollte die Verteilung von Land
und Wasser dort so sein, wie in Abb. 17 angegeben ist, d. h. sie sollte den Verhältnissen südöstlich von
Blaavandshuk entsprechen, wo in der Hobucht und anschließenden Marsch das Haff spitzwinklig
zwischen dem Festland und dem landfesten Teil der Nehrung Skallingen endet.
Um Sylt herum aber finden wir eine Verteilung von Land und Wasser wie in Abb. 18 angegeben
ist. Der Aufhängepunkt der Nehrungen liegt auf einer Insel, weil sich überraschender Weise ein
Arm des Wattenmeeres innerhalb der Festlandsnase entlang zieht. Dieser Teil des Wattenmeeres ist
eine Fremdform, er hat zu den in der alluvialen Nordsee als Haff äquivalent entstandenen oder
noch entstehenden Watten keine Beziehung. Es ist eine Hohlform, die infolge ihrer Tiefenlage vom
benachbarten Wattenmeer her überschwemmt wurde, es handelt sich also gleichsam um ein Zufalls
watt. Die Ursache zu der tiefen Lage dieses Gebietes ist uns aus der Erdgeschichte (Abschnitt I 2
und 3) bekannt. Danach liegen Teile einer mitteldiluvialen Niederung vor, in die seinerzeit das