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Aus dem Ardbiv der Deutsdien Seewarte und des Marineobservatoriums — 63. Band Nr. 2
einem Küstenvorsprung aus und schließen, wenn
sie vollendet sind, an einen solchen an (Abb. 16).
Derartige Vorsprünge können ganz verschieden
artig aufgebaut sein. Teils sind es Härtlinge, also
Gesteine, die der Abtragung durch das Meer
größeren Widerstand entgegensetzen. Es brauchen
nicht ausgesprochene Felsen zu sein wie die Kaps
an der Straße von Calais; bindige diluviale Ab
sätze oder die bei Zerspülung diluvialer Gesteine
zurückbleibenden Anhäufungen von Geschieben
reichen aus, um Sporne im Küstenverlauf zu
bilden. Dies ist z. B. bei Texel der Fall. Hier gebt
der Küstenstrom unverändert um den Sporn
herum, so daß es sich, kurz ausgedrückt, um einen
Härtlingsporn mit beiderseits gleichgerichteter
oder subfluenter Strömung handelt.
Ein anderer wichtiger Aufhängepunkt für
eine Nehrung bzw. Küstenbogen ist Blaavandshuk.
Hier stoßen zwei Strömungen aufeinander und
haben anfangs die diluvialen Gesteine der Steil
küste zu einem Sporn zugeschärft (Abb. 11) und
später Sandmassen davor parallel zu den Küsten
und im Hornsriff bis weit in die See hinaus aufge
schüttet (Abb. 11). Hier liegt also ein durch Kon
fluenz entstandener Aufhängepunkt für Bogen
küsten, kurz ausgedrückt, eine Konfluenz- oder
Abfluß-Küstennase vor 5 ).
Das Gegenstück hierzu haben wir im Wester
länder Vorsprung auf Sylt. Hier kommt die 10-m
Tiefenlinie der diluvialen Küste so nahe wie sonst nirgends an der deutschen Nordseeküste. Hier
spaltet sich eine auf Land auf stoßende Strömung (Abb. 12) und schafft die so flache Westerländer
Vorbiegung der Küste. An dem Westerländer Küstenvorsprung hängt der bis Blaavandshuk rei
chende Nehrungsinselbogen. Die Südströmung aber hat, abgesehen von der Hörnum-Halbinsel, noch
keinen Küstenbogen ausbilden können. Der Westerländer Vorsprung ist also ein Stromspaltungs
oder Auffluß- bzw. Diffluenz-Küstenvorsprung.
Für die Deutsche Bucht sind, wie erwähnt, Texel und der anschließende Steingrund der süd
liche Aufhängepunkt. Blaavandshuk ist der nördlichste. Von hier bis zur flachen Westerländer Nase
erstreckt sich eine von Süd-Nord-Strömung aufgebaute, vollausgebildete, unterbrochene Nehrung.
Von Westerland gegen Süden über Amrum bis vor Eiderstedt wird von uns eine südlich gerichtete
Verfrachtung durch Strömung vermutet. Die Bildung einer Nehrung ist erst in den ersten An
fängen (Hörnum Halbinsel). Diese Südströmung muß irgendwo auf die von Süden kommende und
bis zur Norderpiep zu erkennende Nordverfrachtung stoßen. Das dürfte zwischen Norderpiep und
Hever der Fall sein, also ist westlich von Eiderstedt das Vorwiegen einer meerwärts gerichteten
Bodenströmung zu vermuten. Es läßt sich also annehmen, daß hier ein Aequivalent von Blaavands
huk, d. h. eine Konfluenz der Küstenströme vorliegt.
Neben diesen großen schwingenden Nordseewassermassen sind in früherer Zeit kleinere ört
liche Randströmungen aufgetreten. Dies bezeugen kleine Nehrungen, deren nähere Kenntnis wir
E. Dittmer verdanken. Von der Dithmarscher Geest verläuft ein alter Nehrungsfächer in den
‘) Aufhängepunkte von Nehrungen durch Konfluenz sind an Flußmündungen allgemein verbreitet, z. B. Nil, Po u. a.