Skip to main content

Full text: 62/63, 1942/43

Karl Gripp: Entstehung und künftige Entwicklung der Deutschen Bucht 
23 
Belege. Auch Ordetnann’s Deutung der Inseln als Sandriffe ist unzutreffend. Küstenversetzung 
ist beim Aufbau im einzelnen entschieden der wichtigste Vorgang, arbeitet jedoch immer nur lokal, 
wie der kräftige Abbruch und die Entwicklung hoher Dünenkliffs im Westen, die typische Haken 
bildung auf jeder einzelnen Insel im Osten, auf Sylt im Norden lehren. Doch das verwendete Quarz 
sandmaterial kann weder von der hohen Kanalküste (Kreide) noch aus den Flüssen stammen. Es 
ist den diluvialen Aufschüttungen der Nordsee entnommen und wird durch Strömungen und Flut 
wellen zu den Inseln hingeführt, wo es von der Küstenversetzung auf gegriffen ivird und gegen Osten 
bzw. gegen Norden (auf Sylt) wandert. Flutwellen und Ebbestrom halten aber die Tiefs zwischen 
den Inseln durch eine kräftige Gezeitenerosion offen. Es handelt sich also um eine unvollkommene 
Nehrungsbildung infolge der starken Gezeitenwirkungen. So schloß schon Krümmel: „Die 
ganze Bodengestaltung bei den Friesischen Inseln und im Wattenmeer ist auf die starken Gezeiten 
ströme zurückzuführen. Denkt man sich die Gezeiten für dieses Gebiet fort, so würden die zahl 
reichen Inseln durch die von den herrschenden Westwinden und den ab fließ enden Landwässern er 
zeugte örtliche Küstenströmung zu einer einzigen langen Nehrung zusammengefügt sein“... Hierin 
ist manches zutreffend, aber manches noch irrig oder unklar. Schon gleich die Verbindung von ost- 
friesischen Inseln mit dem holländischen Küstendünen-Gürtel. Zwischen beiden liegt Texel mit 
seinem Kern von Diluvium. Unerklärt ist, warum Ordemann’s Anschauung unzutreffend sein 
soll, wo doch S. 389 für Trischen diese Art der Entstehung der Düneninseln anerkannt wird. Zwei 
deutig ist ferner: „diluviale Aufschüttungen der Nordsee“. Sind Absätze der diluvialen Nordsee 
oder diluviale Absätze im Nordseebereich damit gemeint? Für Gebiete wie die friesischen Inseln 
hat M a u 11 einmal die Bezeichnung „unvollkommene Nehrungsbildung“, S. 391 unten aber heißt 
es außerdem: „Senkung der Küste, wie sie für die Nordsee bezeugt ist, zerlegt gelegentlich die Neh 
rungen in Nehrungsinseln, und an gezeitenreichen Meeren halten Ebbe- und Flutstrom die Tiefe 
zwischen diesen offen.“ 
Dazu kann man nur fragen: also doch A. Penck’s zerbrochene Nehrung? Man muß zugeben, 
daß hier eine grundsätzliche Klarstellung noch aussteht. Das ist unseres Erachtens darauf zurückzu 
führen, daß eine hinreichende Kenntnis über die Entstehung der einzelnen Gebilde noch nicht vor 
lag bzw. verschiedene Entstehungsarten nicht scharf genug getrennt wurden. 
Es sollen daher nachstehend die für die Formen des Innenrandes der Nordsee in betracht 
kommenden Einzelerscheinungen kurz erörtert werden und zwar unter Berücksichtigung ihrer 
Entstehung. 
Strandwall: amStrande durch Brandung im Bereich der höheren Wasserstände aufgeworfener 
Wall aus Sand und Geröll, der Küste parallel verlaufend. 
Nehrung: in Fortsetzung eines Landvorsprunges durch Küstenströmung in offenesWasser 
aufgeschütteter Wall aus Sand und Geröll. Richtung vom Verlauf der Küste un 
abhängig. Dünen und Strandwälle können aufgesetzt sein. 
Strandwälle an auf steigender Küste führen zu einer meerwärts absinkenden Folge nebeneinander 
gelagerter Wälle z. B. Ostseite der Halbinsel Skagen. 
Strandivälle an sinkender Küste treten normalerweise nicht in Mehrzahl auf, da der jeweils jüngere 
den nächst älteren zerstört oder überdeckt. So liegen ihrer Höhenlage nach sehr junge Strand 
wälle am Fuße der Geest von Heide in Dithmarschen (siehe E. Dittmer 1938). Nur dort, 
wo eine Küste nicht parallel, sondern spitzwinklig zur älteren abradiert wird, können sich 
Haken gelegentlich mit Strandwällen darauf, auch in sinkendem Küstengebiet in der Mehr 
zahl und zwar fächerförmig ausbilden. Dies ist bei den Nehrungshaken von St. Michaelisdonn 
in Dithmarschen der Fall (E. Dittmer 1938 S. 127). 
Bei Nehrungen sind grundsätzlich zu unterscheiden tidefreie Meere und solche mit erheb 
lichem Tidehub. Klassische Nehrungen wie die preußischen liegen in tidefreien Meeren. Wasser 
standsänderungen gehen dort so langsam vor sich, daß so gut wie niemals ein erheblicher Unter 
schied zwischen dem Wasserspiegel außer- und innerhalb der Nehrung besteht. Der durch die Neh
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.