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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte und des Marineobservatoriums — 63. Band Nr. 2
Abbildung 8 Die Verteilung von See- und Flußsand im Mündungsgebiet des Rheines. Nach van Veen 1936.
„Der Seesand wird von dem Bodenstrom der Flutwelle, der z. B. in einem Kanal wie dem
Rotterdamschen Waterweg sehr kräftig ist, verfrachtet. Dieser Bodenstrom ist ein Reststrom, der
gewissermaßen infolge einer Drehung um eine horizontale Achse auf steigt.“ Auf S. 23 gibt van
Veen ferner die schematische Darstellung (Abb. 9) und schreibt dazu:
„Wenn der Strom zur Ruhe gekommen ist,
strömt das leichtere Süßwasser über das spezifisch
schwerere Salzwasser dahin. Das Salzwasser
schiebt sich wie ein Keil unter das Süßwasser. An
der Grenze der beiden Strömungen tritt eine Ver
mischung ein, so daß ein Teil des Salzwassers als
Brackwasser mit nach außen fließt. Dies abfließen
de Salzwasser zieht aus Gleichgewichts gründen
anderes Seewasser nach. So entsteht ein Boden
strom, der unglücklicherweise viel Sand mit führt.
Dieser aber bleibt an der Grenze gegen das Süßwasser liegen, dort, wo dieses empor gerissen wird.
Denkt man sich zu diesem Schema die Gezeitenbewegung hinzu, so ändert sich nur wenig. Rest
ströme dicht über dem Untergrund sollen im Brackwassergebiet von Flußmündungen häufig land
einwärts gerichtet sein.“
Van Veen vermutet, daß auch die Sandmassen in den Mündungen von Themse, Seine,
Gironde, Elbe usw. auf Seesand zurückgeführt werden müssen und fährt fort: „Im Allgemeinen
ist die obere Grenze des Brackwassergebiets als die Grenze des Seesandgebietes anzusehen. Wohin
auch nur ein Tropfen Salzwasser kommen kann, dorthin kann auch ein Körnchen Seesand und
sicher Seeschlick kommen.“
Was van Veen für die Rheinmündung aufgezeigt hatte, wiesen Crommelin und
Maaskant (1940) und Crommelin (1940) durch sedimentpetrographische Untersuchungen
für Ems, Weser und Elbe nach. Crommelin und Maaskant untersuchten zahlreiche
Sandproben aus Weser und Elbe auf ihre petrographische Zusammensetzung. Sie fanden im Unter-
lauf der Weser von Bremen bis Bremerhaven nicht das Material des Ober- und Mittellaufes der
Weser, sondern aus Terrassen stammendes altes Elbe-Material, charakterisiert durch höhere
Prozente an Saussurit, Augit, brauner basaltischer Hornblende und Topas. Unterhalb von Bremer
Abbildung 9
Schema der Stromaufwärtswanderung von Seesand in einer
Flußmündung. Nach van Veen 1936.