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Full text: 62/63, 1942/43

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Ans dem Archiv der Deutschen Seewarte und des Marineobservatoriums — 63. Band Nr. 2 
J. W. van Dieren (1934), S. 53, glaubt, daß infolge des Durchbruches der Straße von 
Calais ein Strandwall an der niederländischen Küste entstand, und dabei teilweise an bereits be 
stehende Düneninseln und Sandbänke anschloß. Ferner habe bei zunehmender Tiefe des Kanals 
die Anfuhr von Erosions-Produkten abgenommen, so daß der Betrag der Küstensenkung überwog. 
Infolge davon sei der bogenförmige Strandwall, vor allem im Norden und Süden, von der See durch 
brochen worden. 
G. I s b a r y (1936) spricht die westfriesische Inselreihe nur kurz als eine von den Gezeiten 
strömungen modifizierte Nehrung an und kommt somit vanDieren’s Auffassung sehr nahe. 
Beide Forscher vertreten also die Anschauung von der durchbrochenen Nehrung. 
Selbst H. Schütte schrieb noch i. J. 1939 S. 8 ganz im Sinne von Salchow: 
„Die Geest dacht sich allmählich nach dem Meere hin ab, und wo sie unter den Meeresspiegel 
taucht, werfen die Brandungswellen den aufgewühlten Sand am Strande zu niederen Wällen auf, 
aus denen der Wind Dünenketten formt. Bei weiterer Senkung durchbricht das Meer, zunächst bei 
Sturmfluten, diesen Dünensaum, und bald dringt auch die tägliche Flutwelle durch die Lücken ein 
und überschwemmt das flache Hinterland der Dünen. Die Ebbe führt das Wasser auf dem gleichen 
Wege dem sinkenden Meere wieder zu, und so iverden die Lücken zu Seegatten, die den anfänglich 
geschlossenen Dünenwall in Inseln zerlegen.“ 
Die oldenburgisch-ostfriesischen Forscher H. Schütte, D. Wildvang, W. Krüger 
waren es, die erstmalig in größerem Umfang dem gesamten erdgeschichtlichen Verhalten des deut 
schen Anteils der nacheiszeitlichen Nordsee nachgingen. Sie nahmen als Bezugsbasis den heutigen 
Zustand der Erdoberfläche und rekonstruierten, dem Befund von Bohrungen entsprechend, rück 
wärts, ohne die Ausgangsform der nacheiszeitlichen Nordsee ihres Gebietes erkennen zu können. 
Mit anderen Worten: Sie wußten nicht, wie die Hohlform aussah, in die sich die Nordsee bei ihrer 
letzten Wiederkehr ergoß. 
Ah in Schleswig-Holstein seit 1935 die staatliche Westküstenforschung einsetzte, wurde bald 
erkannt, daß für das Verständnis des heutigen Geschehens die erdgeschichtliche Entwicklungsrich 
tung in den betreffenden Küstenteilen bekannt sein müßte. Daher sollte von den mitarbeitenden 
Geologen die Erdgeschichte des Küstengebietes klargestellt werden. Schon bald stellte sich heraus, 
daß es nicht genügte, die junge Ablageruugsfolge zu kennen, sondern daß außerdem eine eingehende 
Kenntnis der Ausgangsform dieses Teiles des Nordseebeckens vonnöten sei. Waren die Formen der 
Tiefgebiete des Landes bekannt, über das die Nordsee damals hinwegschritt, so ließen sich die Art 
der Absätze, deren Verbreitung sowie deren räumliche und zeitliche Abänderung viel leichter und 
richtiger verstehen, als wenn dies alles von der Erdoberfläche her durch Verbreitungsstatistik der in 
den Bohrungen angetroffenen Alluvial-Schichten abgeleitet werden sollte. Fremde und eigene, an 
entscheidenden Punkten angesetzte und bis in das Liegende der alluvialen oder letztzwischeneiszeit- 
liehen Nordseeabsätze geführten Bohrungen gestatteten es den Mitarbeitern der Westküsten 
forschung in der jüngsten Zeit, die Geschichte der Nordsee zwischen Elbmündung und Sylt weit 
gehend zu klären, siehe die Arbeiten von E. Dittmer, K. Gripp, W. G. Simon und un 
veröffentlichte Berichte von W. Dechend und O. E r n s t. 
Die so gewonnenen, in großen Zügen schon befriedigenden Kenntnisse über diesen Teil der 
Nordseeküste gestatten es nunmehr, ein Bild von dem Verhalten der Nordsee in der gesamten Deut 
schen Bucht zu entwerfen 1 ). Dabei handelt es sich darum, die an der schleswig-holsteinischen West 
küste wohlbegründeten Anschauungen auf die hannoversch-ostfriesische Küste zu übertragen und 
an dem von dort vorliegenden Material, wenn möglich, weiter auszubauen. Das Ziel ist, den ersten 
Grundriß zu einer Erdgeschichte der Deutschen Bucht zu liefern. Aufgabe der in erheblichem Aus 
maß erforderlichen ergänzenden Einzelforschung ist es, diesen Grundriß zu erweitern und zu 
berichtigen. 
') Da dem Verfasser als Mitarbeiter der Schleswig-holsteinischen Westküstenforschung deren Einrichtungen und Ergebnisse 
zur Verfügung standen, stellt die vorliegende Untersuchung in den Schleswig-Holstein betreffenden Abschnitten zugleich ein 
Ergebnis der Westküstenforschung dar.
	        
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