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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte und des Marineobservatoriums — 63. Band Nr. 1
Empfängers während des Aufstieges zu vermeiden. Die Empfangseinrichtung für die Askaniasonden
bestand aus einem Telefunken-Kurzwellen-Empfänger 32, an den ein selbstgebauter Zusatzver
stärker, ein Relais und ein Bildfunkgerät angeschaltet wurde. Für den Fall, daß die Energie der
Aussendung nicht mehr zum vollautomatischen Betrieb des Relais ausreichen sollte, konnte durch
einen Umschalter ein Lautsprecher angeschlossen werden, der dann während der Signale ertönte.
Das Bildfunkgerät ließ sich dann nach dem Gehör mit der Hand tasten.
Die Telefunkensonden arbeiteten nach dem Duckert-Prinzip. Das Thermometer verändert da
bei die Kapazität eines Kondensators, der in den Schwingungskreis des Kurzwellensenders der
Sonde eingeschaltet ist. Durch diese Kapazitätsänderung wurde die ausgesandte Wellenlänge eine
eindeutige Funktion der Temperatur des Sondenthermometers, solange nicht die Wellenlänge durch
andere Veränderungen des Schwingungskreises während des Aufstieges verändert wurde. Der ver
änderliche Messkondensator der Duckertsonden war vor der Eichung und vor dem Aufsteigen der
Ballone mit Paraffinöl zu füllen. Die Eichung geschah in zwei Abschnitten. Zuerst wurde an der
Übertragungswelle des Thermometers ein Zeiger und am Gerüst der Sonde eine Skala angebracht
und die Stellung des Zeigers als Funktion der Temperatur bestimmt. Dann wurde die Sonde mit
Antennen frei auf gehängt und die Wellenlänge bzw. die Abhängigkeit der Stellung des Empfängers
von der Einstellung des Zeigers bestimmt.
Die älteren Telefunkensonden, die auf dem M.S. „Monte Rosa“ Verwendung fanden, trugen
zum Schutz des Senders Kapseln aus dünnem Aluminiumblech. Die späteren Lieferungen hatten
Hüllen aus Zellophan oder Zelluloid. Dieser Umstand ist vielleicht bei der Bewertung der Meß
ergebnisse von Wichtigkeit. Die Ergebnisse der Temperaturmessungen deckten sich nämlich bei den
ersten Aufstiegen durchaus mit der Verteilung der Wolken und dem nach der allgemeinen Wetter
lage zu erwartenden Zustand. Bei den späteren Aufstiegen dagegen waren die Temperaturmessun-
gen zeitweise unwahrscheinlich. Vielleicht haben sich die Sondensender bei Verwendung der Zellu
loidhüllen unter der Wirkung der Sonnenstrahlung verzogen und dabei Wellenlängenänderungen
hervorgerufen, die bei den ersten Sonden mit den undurchlässigen Hüllen ausblieben.
Die Druckmessung wurde bei den Telefunkensonden dadurch ermöglicht, daß die Sender in
bestimmten eichbaren Druckabständen für kurze Zeit ausgeschaltet wurden. Die Druckmessung
funktionierte bei allen 7 Telefunkensonden einwandfrei. Dadurch wurden auch die Radiosonden,
deren Temperaturmessung nicht brauchbar ist, zu wertvollen Hilfsmitteln zur Bestimmung der
Höhenwinde; ist doch die Höhenherechnung mittels des gemessenen Druckverlaufs wesentlich ge
nauer, als die Höhenbestimmung, die sich aus der meist schwankenden Steiggeschwindigkeit der
Pilotballone allein ergibt.
Die Ausrüstung bestand:
1. aus den Ballonen und Sonden,
2. aus der Empfangseinrichtung für die Aufnahme der Funkaussendung und aus dem Schiffs
theodoliten und
3. aus den Werkzeugen und Geräten, die zur Vorbereitung der Aufstiege nötig waren.
1. Die Telefunkensonden waren in Kisten verpackt, die einen sicheren Transport ermöglichten
und zugleich als Ständer für die Sonden dienen konnten, wenn deren Drahtverbindungen gelötet
oder die Kondensatoren mit Paraffinöl gefüllt wurden.
Die Askaniasonden, die übrigens nicht wie die gefüllten Telefunkensonden aufrecht stehen
müssen, waren bereits von der Fabrik in Kästen geliefert, in denen die Sonden, stoßsicher federnd,
aufgehängt waren.
Zu jeder Sonde gehört ein kleiner Heizakkumulator von 4 Volt Spannung und 3 Anoden-Füll-
batterien von je 30 Volt, ferner eine Dipolantenne, die schon vor der Reise auf etwa V2 Wellenlänge
gebracht war. Die Antenne wurde unten mit einem kleinen Antennenisolalor beschwert.
Um das Gelingen der Aufstiege sowohl in funkentelegraphischer Hinsicht als auch mit Rück
sicht auf die starken Startbeanspruchungen sicherzustellen, waren einerseits die Sender mit 90 bis