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Aus dem Ardiiv der Deutschen Seewarte und des Marineobservatoriums — 63. Band Nr. 1
des landschaftlich besonders schönen Raumatales war auffallend, wie stark die Fjorde und ihre
Seitentäler als Leitwege des Windes wirken. Das enge Rauraatal, das von NW nach SE ansteigt,
wies einen talauf gerichteten NW-Wind von 5 Baufort auf, während draußen vor dem Fjord ein
WSW-Wind von nur 2—3 Baufort wehte.
Unter Vordringen des isländischen Tiefdrucksystems nach Süden verlagerte sich vom 9. ah
das westeuropäische Hochdruckgebiet langsam nach Osten. Damit kam die Wirbeltätigkeit über
der östlichen Ostsee zur Ruhe und das europäische Hoch konnte sich mit dem innerrussischen
Hochdruckgebiet vereinigen.
Am 10. und 11. August waren internationale Termine I. Ordnung. Die „Monte Rosa“ befand
sich nahe 69° N und 14° E im Bereich einer aus S bis SW kommenden Strömung maritimer Luft
massen. Die Windstärke betrug 2—3 Baufort. Am Morgen des 10. regnete es, wobei die Wolken
fast auf See auf lagen. Gegen 10.00 MEZ wurde die Sicht besser und es zeigten sich Wolkenlücken.
Die Höhe der unteren Wolken war etwa 300 m. Von 16.00 MEZ ab ging die Bewölkung auf etwa
6/10 zurück. Sie wurde stellenweise durch Stau verstärkt und bestand am 11. 8. aus lockerem SC
und Cu. Durch die Lücken waren mannigfaltige Ciformen und wenig Ac sichtbar.
Die 1. Radiosonde wurde am 10. gegen 19.30 MGZ aus 67°19’ N und 14°19’ E gestartet; Am
11. fand ein zweiter Start um 06.45 MGZ in der Nähe von Tromsoe statt. Es waren dies wohl die
ersten Radiosonden-Starts überhaupt, die von Bord eines Schiffes stattfanden. Es wurden Tele-
funkensonden verwandt die nach dem Duckertprinzip arbeiteten. Die Aufstiegsergebnisse (siehe
Seite 50) stehen in Übereinstimmung mit der Bewölkung und der Wetterlage. Sie zeigen in den
unteren Schichten am 10. eine schwach feucht stabile, am 11. eine schwach feuchtstabile Tem
peraturverteilung. In großen Höhen ist der Temperaturgradient sehr hoch und die Tropopause liegt
tief, wie auch aus der Form der hohen Bewölkung und aus der allgemeinen Druckverteilung ge
schlossen w erden kann.
Auch bis zum 14. waren die Wetteränderungen gering und so beschaffen, daß sich das M.S.
„Monte Rosa“ auf seiner Fahrt nach Norden fast ständig im Bereich einer feuchten SW-Strömung
von etwa 4 Baufort befand. Meist herrschte eine fast geschlossene tiefe oder mittelhohe Bewölkung.
Windmessungen in größeren Höhen konnten daher nicht gemacht werden.
Am 12. 8. vormittags wurde nördlich des 75. Breitengrades eine sehr unregelmäßig verlau
fende Konvergenz atlantischen Wassers und von Norden kommenden Kaltwassers angetroffen.
Bei der tiefblauen Färbung des atlantischen Wassers und der hellgraublauen Tönung des Kalt
wassers war die Grenzlinie sehr gut zu erkennen. Die Wassertemperatur sank nach Überschreiten
der Grenzlinie von 10 auf 2 Grad. Anscheinend handelte es sich bei der Kaltwasserströmung um
eine Zunge polaren Wassers vom Barentsmeer und von Ostspitzbergen. Bei der weiteren Fahrt
bis zur Eisgrenze wurden nicht wieder derart tiefe Wassertemperaturen angetroffen. In der Nähe
der Grenzlinie kam es zu starker Nebelbildung.
Am 13. wurde Spitzbergen erreicht. Am 14. wurde um 17.45 MGZ von Bord des in der Magda-
lenenbucht vor Anker liegenden Schiffes eine Askaniasonde gestartet. Dabei war auffällig, daß in
der nach NW offenen Bucht völlige Windstille herrschte. Erst nachdem der Ballon die Höhe der
im SW liegenden Berge überschritten hatte, geriet er in eine SW-Strömung von 15 m/s.
Auf der Weiterreise wurde am 14. August nachts die Eisgrenze bei 80° 12’ N angetroffen. An
dieser nördlichsten Stelle wurde im Nebel ein weiterer Radiosondenaufstieg mit einer Askania
sonde gemacht, die aber leider versagte. Die Rückfahrt zum Nordkap verlief weiter bei meist be
decktem Himmel und schwacher SW-Strömung. Am 16. drehte unter Einfluß des Festlandes um
10.20 MEZ der Wind auf SSE. Um 17 h zog Cis auf, in dem ein Halo von 22° mit unterem und
oberen Berührungsbogen auftrat als Vorbote zyklonischen Wetters. Das Nordkap lag bereits unter
einer Decke von As trans, die sich rasch verstärkte. Am 17. wurde Hammerfest besucht. Es regnete
dabei stark und ergiebig, w r enn auch mit außerordentlich kleinen Tröpfchen. Das unsichtige Regen
wetter dauerte bis zum 18. und ging dann in Schauerwetter über. Beim Anlegen in Aalesund wurde