Ernst Frankenberger: Bericht über zwei Reisen im Polarjahr 1932-33 *— Radiosonden-Aufstiege
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A Bericht über zwei Reisen im Polarjahr 1932/33
I. Eine Forschungsfahrt mit A. Wigand nach Spitzbergen
Im August des Polarjahres 1932 wurde es Herrn Prof. Wigand mit Unterstützung der „IIAPAG“
ermöglicht, an einer Nordlandfahrt des M.S. „Monte Rosa“ teilzunehmen. Er hatte sich folgende
Hauptaufgaben gestellt:
a) Vornahme von Höhenwindmessungen und Prüfung eines neuen Bordtheodoliten der Firma
Askania,
b) Untersuchungen über die Brauchbarkeit von Radiosonden für Aufstiege von Bord aus,
c) Kernzählungen auf See und
d) Untersuchungen über Eigenschaften von Seenebeln.
Wigand konnte die Bearbeitung der Reise selbst nicht mehr vornehmen. Vordringlicher war
zunächst seine Tätigkeit als Rektor der Hansischen Universität, für die er die besten Kräfte hergab.
Mehrere Monate nach der Nordlandfahrt starb er an einem Nierenleiden.
Der Fahrtverlauf und das Wetter ivährend der Reise
Die Ausreise fand am 6. 8. 32 mittags von Hamburg statt und führte zunächst zur norwegischen
Küste. Dort wurde am 8. 8. in Bergen, am 9. 8. in Andalsnes und am 11. 8. in Tromsoe angelegt.
Das nächste Ziel war Spitzbergen, wo am 13. die Tempelbucht und Longyearcity und am 14. die
Königsbucht und die Magdalenenbucht besucht wurden. Von dort ging die Fahrt zur Eisgrenze und
dann zurück zum Nordkap, das am 16. abends erreicht wurde. Am 17. wurde Hammerfest, am 19.
Aalesund, am 20. das Nordfjord und am 21. Balholm, Gudwangen und der Eidfjord besucht. Am
24. traf das Schiff wieder in Hamburg ein.
Die ersten Tage der Reise wurden dazu benutzt, die für Radiosondenaufstiege notwendigen
Einrichtungen an Bord herzurichten. Die meteorologischen Untersuchungen wurden hauptsächlich
auf dem nördlichsten Teil der Reise durchgeführt.
Vom 3.—10. August lag von den Azoren nach Westeuropa bis in Höhe des 49. Breitengrades
reichend, ein Hochdruckgebiet, dessen langgestreckter Kern von 1022 mb sich nur sehr langsam
abschwächte. Über Rußland lag gleichzeitig mit einem Kern von 1025 mb nahe dem Ural ein zweites
Hochdruckgebiet, das sich langsam verstärkte. Ein Islandtief von 990 mb stand über Skandinavien
und Westrußland hinweg durch eine Tiefdruckrinne mit einem kleinasiatischen Tief in Verbindung.
An der S- und SW-Seite dieser Rinne herrschte eine westliche bis nördliche Strömung maritimer
kühler Luft, während an der Ostseite kontinentale Warmluft nach Norden strömte. Die Folge war
eine schwache Belebung der in der Rinne auftretenden Teilwirhel. Der Luftdruck der Wirbelkerne
blieb jedoch über 1002 mb, so daß während des ersten Teils der Reise nur schwache Gradienten
und Winde herrschten.
Wärend der Fahrt nach Bergen wanderte über die Nordsee ein schwacher Hochdruckrücken.
Der Wind, der am 6. mit Stärke 3 von Westen kam, frischte am 7. auf 4—5 Baufort auf und drehte
auf NNW. In den Morgenstunden des 8. wurde der Kamm des Hochdruckrückens überschritten.
Der Wind drehte unter Abflauen auf SW. Bergen lag unter einer etwa 200 m mächtigen Dunst
schicht, die sich im Laufe des Vormittags auf löste und aus der der „Floien“ hervorragte. Auch auf
der Fahrt nach Andalsnes blieb das Schiff im Bereich geringer Druckgegensätze. Bei einem Besuch