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Full text: 62/63, 1942/43

Kurt Gebauer: Die Erschließung Afrikas und die dabei erzielten wissenschaftlichen Ergebnisse. 59 
Tschingenge und des obersten Häuptlings Mukenga. Weiter gelangten die Forscher zum Mun- 
kambasee, ins Land der Bassonge, zu den zwerghaften häßlichen Batus, zum Sankuru-(Lubi- 
lasch-)Strom und endlich 1882 zum oberen Kongo oder Lualaba bei Njangwe, von wo Stanley 
seine Bootsfahrt hinab angetreten hatte. In Njangwe trennten sich die beiden Gefährten. 
Wißmann mußte nach Sansibar aufbrechen, weil das Geld nicht mehr reichte. Pogge brachte 
seine Leute zum Lulua und kehrte ins Lunda reich zurück. Fast mittellos, ohne Arzneimittel 
erreichte Wißmann den Tanganjikasee und über labora Mitte November 1882 die Kiistensadt 
Saadeni und Sansibar. Er regelte die nötigen Zahlungen, blieb im Winter in Kairo und 
kehrte nach Deutschland zurück. Wißmann war mit dieser ersten Reise 1880 
bis 1882 der erste Deutsche, der das tropische Afrika durchquerte 
und der erste Europäer, der es v o n W e s t e n nach Osten durchwanderte. 
Pogge und Wißmann haben zusammen nicht mehr als RM 30 000.— verbraucht. Da Wißmann 
schon ein halbes Jahr später wieder nach Afrika ging, erschien sein Reisewerk „Unter deutscher 
Flagge quer durch Afrika" erst 1889. aber der Ertrag dieser ersten Afrikareise war sehr 
reih. Eine Karte mit der genauen Festlegung aller Orte, den Wegen und Bodenerhebungen, 
auch Aufzeichnungen über Klima und reiche Sammlungen zur Völkerkunde brachte er mit. 
Seine zweite Afrikareise führte Wißmann von 1884 bis 1886 mit einem Stab deutscher 
Offiziere im Dienst des Königs der Belgier aus, um die hydrographischen Beobachtungen der 
nur im Oberlauf bekannten südlichen Kongozuflüsse zueinander und zum Hauptstrom zu 
klären, und um namentlich die Kassaifrage zu lösen. Die hervorragendsten Gefährten waren 
die 4 Deutschen Ludwig Wolf als Anthropologe, Kurt von Francois (cler spätere Be 
sieger Hendrik Witbois) als Topograph, F. Müller als Meteorologe und H. Müller als 
Biologe. Die Reise begann 1884 in Luanda. Auf dem Wege nach Malange traf Wißmann un 
vermutet Paul Pogge, cler sehr krank war und kurze Zeit danach als einer der vielen Mär 
tyrer des schwarzen Erdteiles in Luanda starb. Die von Wißmann in Malange angeworbene 
Träger-Karawane war 300 Mann stark, wozu noch etwa 200 Mann Mitreisende, meist Händler, 
kamen. Er erreichte im Oktober den oberen Lauf des Kassai. An seinem Zufluß Lulua wurde 
die Station Luluaburg erriditet. Dann fuhr die Expedition den Kassai wieder abwärts bis zur 
Mündung. Vom Stanley Pool zogen sie zum Lukanje, wobei sie alle Kongozuflüsse vom 
Kuango bis zum Kassai kreuzten. „Das Ergebnis aller dieser Expeditionen war, daß die süd 
lichen Kongozuflüsse nicht, wie man bisher meinte, parallel zueinander dem Kongo zugehen. 
Vielmehr vereinigen sich seine 3 bedeutendsten Stromsysteme Kuango, Sankuru, sowie oberer 
Kassai in dem einen großen Bogen beschreibenden Kassai, und dieses ganze Flußbündel wird 
durch einen gemeinsamen kurzen Unterlauf, den Kwa. clem Kongo zugeführt". (Hassert.) 
Eine dritte Reise führte Wißmann 1886—1889 von der Kongomündung aus. Er erforschte 
den Kassai und ging von Luluaburg nach Njangwe. Die einst so blühende Landschaft war in 
zwischen von den räuberischen Uorden des Sklavenhändlers Tibbu-Tibb grauenvoll verwüstet 
worden. Sie haben die friedlich schaffende fleißige Negerbevölkerung überfallen, nieder 
gemacht oder in die Sklaverei verschleppt. 
Wißmanns Karawane wurde durch Hunger, Entbehrungen und Krankheiten stark gelichtet. 
In Njangwe stieß er auf den Widerstand der Araber, die befürchteten, daß durch den Kongo 
staat cler Sklavenhandel beeinträchtigt würde. Vom Tanganjikasee bog Wißmann deshalb weit 
nach Süden aus und erreichte über den Njassasee und den Schire die Sambesimündung. Damit 
hatte Wißmann eine zweite Afrikadurchquerung durch geführt. 
Hiermit war clie Entdeckerlaufbahn Wißmanns beendet. Mit seinem Übertritt in denReichs- 
dienst begann seine überaus erfolgreiche kolonialpolitische Tätigkeit in Deutsch-Ost-Afrika. 
Wegen schwerer Erkrankung und mancher Enttäuschungen zog er sich Ende 1896 ins Privat 
leben zurück. Am 13. Juni 1904 fiel er einem tückischen Jagdunfall zum Opfer. 
Ganz anders als Wißmann hat Carl Peters sein afrikanisches Schicksal gestaltet. Ihn 
trieb von vornherein nicht so sehr der W n u s c h . ein E n t d e e k er u n d
	        
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