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Kurt Gebauer: Die Erschließung Afrikas und die dabei erzielten wissenschaftlichen Ergebnisse.
Im Anhang hat von Denckelman die Höhenmessungen der Graf von Götzensehen
Expedition berechnet und darin Angaben über Lufttemperatur und Luftfeuchtigkeit gebracht.
Die Messungen sind mit Hilfe eines Aßmannschen Psychrometers, in einigen Fällen mit Hilfe
eines Schleuderthermometers, durchgeführt worden. Die Höhenmessungen sind unsicher in
folge vielfacher Ursachen (Unbekanntschaft mit dem tatsächlichen täglichen Gang der meteoro
logischen Elemente in den verschiedenen klimatischen Gebieten und Höhenlagen, mit den un
zweifelhaft verschiedenen Gradienten zwischen dem Innern und den Küsten, mit den beson
deren Mittagsanomalien zur Stunde der einzelnen Messung usw.).
In einer Tabelle sind die Monatsmittel des wahren Luftdruckes und der Lufttemperatur
der 3 Stationen Chinchoxo, Sansibar und Lado und dann auch von Banana verzeichnet.
Die Siedepunktbestimmungen werden in besonderen Tabellen für 38 Orte gebradit. Es
werden Datum, Zeit, wahrer Luftdruck, Aßmannsches Psychrometer (trocken und feucht),
Stand des Aneroid Rom (ohne jede Korrektur. Naudetsches Aneroid) und Seeliöhe in Metern
abgerundet verzeichnet.
Die Heroenzeit der Afrikaforschung war zu Ende gegangen. Mit ganz anderen Mitteln
ausgestattet, wurden große wissenschaftliche Expeditionen ausgerüstet. Unter ihnen sind die
jenigen von Adolf Friedrich Herzog zu Mecklenburg mit als die hervorragend
sten und erfolgreichsten zu bezeichnen.
Adolf Fried rieh Her zog zu Mecklenburg wurde am 10. Oktober 1875 als
Sohn des Grofiherzogs Friedrich Franz II. geboren. Von 1907 bis 1908 unternahm er eine
Forschungsreise nach Deutsch-Ost-Afrika.
Die Expedition war großzügig ausgerüstet. Sie ging nach einem eingehenden wissen
schaftlichen Spezialprogramm vor sich und stellte sich die Aufgabe, clie letzten noch uner
forschten Gebiete Inner-Afrikas aufzuhcllen. Es nahmen teil: der Geologe E. Kirschstein,
der Botaniker I. Mildbraecl, der Zoologe H. Schub otz, der Ethnograph und audi
Anthropologe Czekanowski, von Raven als Arzt, Oberleutnant W e i ß als Topograph
und Oberleutnant von Wiese und Kaisers waldau als Führer der 700 Mann starken
Karawane, zu denen noch 200 Mann für den Verpflegungsnachschub hinzukamen.
Von Mombasa führte die Reise über den Viktoria-See und den Kagera nach Ruanda zum
zentralafrikanischen Graben zwischen Kiwu- und Albertsee, den Kirunga-Vulkanen, deren
Hauptgipfel erstiegen wurden, und ins Grenzgebiet vonBelgisdi-Kongo; sie endete mit einer
Durchquerung Afrikas auf dem Wege Aruwimi und Kongo.
Nach dem Vorwort zum Reisebericht „Ins Innerste Afrikas“ soll das Ganze in 7 Bände
zerfallen, von denen jeder von den Männern bearbeitet werden soll, die während der Expe
dition die einzelnen Gebiete bearbeiteten. Band II c soll die Meteorologie behandeln, liegt
aber offenbar in seinem meteorologischen Teil noch nicht vor. Den 1. Band hat der Herzog
selbst verfaßt. Die Abbildungen sind aus etwa 5000 Aufnahmen ausgewählt, sie sind fast alle
von Expeditionsmitgliedern aufgenommen worden. Die wissenschaftlichen Ergebnisse sind im
XI. Kapitel behandelt.
Von 1910 bis 1911 leitete der Herzog eine zweite Zentralafrika-Expedition, die auf dem
Kongowege bis zum Tschadsee vordrang (Tafel 8). Von seinen Begleitern Hauptmann v. Wiese
und Kaisers waldau, Prof. H ab e r e r, Oberleutnant Arnold Schultze, Dr. Schu-
b o t z , Dr. M i 1 d b r a e d und Maler Heims haben einige schon an der ersten Afrikafahrt
des Herzogs teilgenommen. Es wurden mehrere selbständig arbeitende Abteilungen auf ein
großes Gebiet verteilt. Die Hauptgruppe erforschte unter Führung des Herzogs das fran
zösische und deutsche Tschadseegebiet. Kongo und Ubangi aufwärts und Schari abwärts ging
es nach Fort Larny zum Tschadsee, über Garua, Benue und Niger zur Küste. 2 Teilnehmer
kehrten zum Ubangi zurück, um über Bangassu, Wau und Faschoda nach Karthum zu gelangen.
Von Wiese zog mit seiner Gruppe den Ubangi und Mbomu aufwärts ins Bahr-el-Ghasal-
Gebiet. während Schubotz über den Uelle zum Nil und Schultze und Mildbraed den Ssanga