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Full text: 62/63, 1942/43

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Kurt Gel)« uer : Die Erschließung Afrikas und die dabei erzielten wissenschaftlichen Ergebnisse. 
In seinem Reisewerk „Timbuktu, Reise durch Marokko, die Sahara und den Sudan, aus- 
geftihrt im Aufträge der Afrikanischen Gesellschaft in Deutschland in den Jahren 1879 und 
1880“, das 1882 bei Brockhaus in Leipzig in 2 Bänden erschien, und clas er „den Manen des 
Meisters der wissenschaflichen Afrikaforschung Heinrich Barth“ gewidmet hat, führt Lenz im Vor 
wort aus, „daß Einzelreisende mit dem Minimum von Ausrüstung in Afrika in der Regel größere Erfolge 
erringen können, als vielköpfige möglichst complicirt und umfangreich ausgerüstete Expeditionen. Natür 
lich gilt dies nur von wirklichen geographischen Entdeckungsreisen, bei denen das Anlegen von natur 
wissenschaftlichen Sammlungen und die exakteren linguistischen und ethnographischen Studien erst in 
zweiter Linie berücksichtigt werden können.“ Im ersten Band wird die Reise durch Marokko bis 
zum Staat des Sidi Hescham geschildert, wobei die staatlichen, sozialen und politischen Ver 
hältnisse Marokkos behandelt werden. Im 2. Band wird die Reise durch die Wüste nach Tim 
buktu und von dort ztim Senegal behandelt, wonach einige besondere Fragen (Wüstenbahnen, 
ehemalige Bewohnbarkeit der Sahara usw.) besprochen werden. Im 1. Band ist eine Über 
sichtskarte, im 2. Band „sind die detaillierten Itinerare der ganzen Reise“ enthalten. 
Lenz wollte ein geographisches Reisewerk schreiben, deshalb sind meteorologische Aus 
führungen nur gelegentlich eingeflochten. Es wird von „heftigem Regen“ und seinen Auswir 
kungen, in dem Kapitel „Marokko als Staat“ auch vom Klima (S. 345) gesprochen. Es wird 
als gesund bezeichnet. Die Temperatur wird durch die Winde vom Atlantik abgekühlt. „Die 
mittlere Temperatur ist in Marokko bei weitem niedriger als in anderen Ländern unter gleicher Breite. Die 
außerordenlich lange Küstenentwicklung an zwei Meeren, sowie die Existenz großer und hoher Gebirge 
ist in klimatischer Beziehung jedenfalls sehr günstig für das Land.“ Es gibt, so führt Lenz aus, wenig 
ausführliche und genaue Beobachtungsreihen von Temperaturmessungen. am bekanntesten sind 
diejenigen des früheren französischen Konsuls Beaumier in Mogador. Diese werden ein 
gehend besprochen. 
Im 2. Band wird S. 141 —142 clas Klima von Timbuktu behandelt, das man „nicht als 
gesund für Europäer" bezeichnen kann, „und sowohl Barth als auch ich litten häufig an Eieber 
anfällen . . . Die heißen Südwinde kommen hier auch häufig vor, und zu gewissen Jahreszeiten, besonders 
zwischen Juli und September, sind mit Stürmen verbundene heftige Gewitter nichts Seltenes.“ Auch der 
Reisebericht „von Bassikunnu nach Kala-Sokolo“ bringt verschiedene Hinweise über Regen 
zeit, schlechtes Klima, Gewitter, über den Schaden, den clas schlechte Wetter allen zu 
gefügt hat. 
Eingehend werden die klimatischen Verhältnisse Senegambiens behandelt (Bd. 2, S. 323 
bis 326). Das Klima wird als ungesund bezeichnet. Zwei scharf voneinander getrennte, ver 
schiedene Jahreszeiten werden unterschiedenund beschrieben. 
In dem Kapitel, clas auf die Natur der Sahara eingeht, und das u. a. von der Hamada, den 
Dünen, den Ursachen der Wüstenbildung handelt, werden auch die Passatwinde besprochen 
und dabei die Ansichten Humboldts und Pescheis dargelegt. Auch mit dem Klima 
wechsel setzt sich Lenz auseinander. Es sei „schwer zu sagen, was man darunter versteht und wie der 
selbe hervorgebracht werden soll“. Auch die Frage nach der Entstehung der Sahara wird ein 
gehend erörtert. 
In einer Schlußbetrachtung behandelt Lenz die Schwierigkeiten bei der Entdeckung und 
Erforschung Afrikas und macht dafür clen Islam besonders verantwortlich. „Jeder christliche 
Reisende in der Nordhälfte des Kontinents hat neben dem Kampf mit Klima und räuberischer Bevölkerung 
auch noch den Kampf mit dem Islam aufzunehmen, und hieran sind eben mehr Forscher gescheitert als 
an anderen ungünstigen Verhältnissen der zu bereisenden Länder.“ Das veranlaßt Lenz, sich sehr ein 
gehend mit dem Islam zu befassen. 
Es sei charakteristisch für unsere Zeit, daß die zu rein wissenschaftlichen Zwecken unter 
nommenen Reisen immer seltener werden und „daß fast jede der neueren Unternehmungen einen 
politischen oder praktischen Hintergrund habe. Die Reisen der Deutschen bewahren noch am meisten den 
wissenschaftlichen Charakter.“ Lenz erklärt, daß seine Reise einen ausschließlich wissenschaft 
lichen Zweck hatte.
	        
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