Helmuth Geißler: Die deutschen Hochseepegel.
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genau; vielfach wird sogar nur mit einer Genauigkeit von ± 1 °/ 0 des größten Skalenwertes
gerechnet.
Es sind also größere Ungenauigkeiten in der Bestimmung der „Eichwerte“ des Druckes
und Volumens vorhanden als beim Rauschelbachpegel. Diese Ungenauigkeiten fallen indessen
nicht sehr ins Gewicht, da sie zu nahezu konstanten Fehleranteilen führen, bei welchen nur die
auch beim Graafenpegel sehr geringen Schwankungen um ihren Mittelwert berücksichtigt zu
werden brauchen.
Eine besondere Aufmerksamkeit erfordert dagegen beim Graafenpegel die Absorption von
Luft aus dem Druckraum durch die angrenzenden Flüssigkeitsoberflächen. Die einer exakten
Erfassung dieses Vorganges noch entgegenstehenden Unsicherheiten wurden bereits beim Rau
schelbachpegel (S. 46) behandelt. Während aber dort dem Absorptionsvorgang kein sehr
großes Gewicht beizulegen war, ist dies beim Graafenpegel, wie die Erfahrung gezeigt hat, nicht
der Fall, denn hier kommt zur Luftabsorption durch die Flüssigkeitsoberfläche im Meßrohr
noch die durch die weit größere Oberfläche der im Druckraum stehenden Flüssigkeit hinzu.
Anfangs wurde, um im Druckraum und in dem den Wellrohrkörper enthaltenden Raume
Korrosion zu vermeiden, Petroleum als Druckraumfüllung benutzt. Petroleum hat nun einen
verhältnismäßig großen Absorptionskoeffizienten, deshalb wurde bei den ersten Probeaus
legungen auf größerer Tiefe, wo nach dem Henryschen Gesetz die Absorption besonders in Er
scheinung treten muß, ein sonst nicht erklärbares stetiges Ansteigen des Wasserstandes im
Meßrohr beobachtet.
Nach dieser Erkenntnis entstand zunächst die Aufgabe, eine Flüssigkeit mit möglichst ge
ringem Absorptionskoeffizienten an Stelle von Petroleum als Druckraumfüllung zu suchen.
Eine Durchsicht der in den physikalisch-chemischen Tabellen von Landolt und Börnstein vor
handenen Angaben ergab, daß die Benutzung möglichst konzentrierter Kochsalzlösung in
Wasser am günstigsten ist. Um einen Ansatz von Salzkristallen im Druckraum zu vermeiden,
der nicht ohne weiteres hätte festgestellt werden können, aber das Druckraumvolumen ver
fälscht hätte, wurde 90prozentigc Kochsalzlösung von nun an verwendet.
Eine zahlenmäßig genaue Erfassung des Absorptionsvorganges, deren Ergebnis in die
Wasserstandsberechnung mit eingesetzt werden könnte, ist, wie beim Rauschelbachpegel er
örtert, zurzeit nicht möglich und wird es auch voraussichtlich nach Durchführung der vorge
schlagenen Laboratoriumsversuche über den Absorptionsvorgang nicht sein, da dieser und sein
Gegenvorgang der Abgabe von Luft aus der Füllflüssigkeit von besonderen Auslösezuständen
abzuhängen scheinen, die unkontrollierbar sind.
Für die größtmögliche Verfälschung — wenn ihr Eintreten auch unwahrscheinlich ist —
nämlich einer während der Ausliegezeit vor sich gehenden vollkommenen Sättigung der Füll
flüssigkeit im Druckraum mit Luft kann indessen die nachfolgende Rechnung durchgeführt
werden, die als Nachweis der Gesetzmäßigkeit dieser größtmöglichen Fehler ein gewisses
Interesse verdient.
Bezeichnen wir das durch 1000 cm 3 Füllflüssigkeit absorbierte Luftvolumen (reduziert auf
0° C) iii cm 3 mit a, das Gesamtvolumen des Druckraums vom Flüssigkeitsmeniskus im Meflrohr
bis zum Abschlußventil 2 mit D und das von der Auslegetiefe z abhängige arbeitende Luft
volumen mit v, so ist unter der Voraussetzung einer von Anfang an bestehenden Sättigung
der Füllflüssigkeit mit Luft unter Atmosphärendruck die Luftmenge, die von der Flüssigkeit
aufgenommen werden muß, um beim Luftdruck p die Sättigung zu erreichen, gleich
а • (D — v) p — 1 273 +1
• — ■ — cm 3
1000 p 273
(t Temperatur der zur Absorption zur Verfügung stehenden Luft). Der Faktor — —
, P
273 + t
ergibt sich nach dem Henryschen Gesetz, und der Faktor ist erforderlich, weil a auf
273
0° C bezogen ist. D — v ist das Volumen der im Druckraum befindlichen absorbierenden
Flüssigkeit.