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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte und des Marineobservatoriums — 61. Band, Nr. 10
Eine Überschlagsrechnung zeigt, welcher Druckfall einem Absinken der Isopotentialen auf der 500-mb-
Fläche entspricht:
Die barometrische Höhenstufe hx stellt sich in angenäherter Form dar als:
“i — ^ (1 + at),
wo b den Druck, t die Mitteltemperatur der Luftschicht bis zum Boden, a den Ausdehnungskoeffizienten der
Luft bedeutet.
Nimmt man t als ~ 0 an, so ergibt sich für ein Millibar bei 500 mb Druck eine Höhenstufe
hx 5 15,9 m
Man erhält als Funktion der Schwere:
h'x 15,9.0,98 dyn.m,
h'x i? 15,6 dyn.m.
1 dyn. Dekameter entspricht bei 500 mb Drude % mb.
Der Einfluß der Höhenschichten zwischen Boden und den Höhen der absoluten Topographie der
500-mb-Fläche auf die 24stündigen Druckänderungen kann also dargestellt werden, wenn man die Differenzen
zwischen 24stünd.iger Bodendruckänderung und 24stündiger Änderung in Höhen von 500 mb auf Karten auf-
zeichnet (Karten 19a—f).
Betrachten wir diese Kärtchen etwas näher:
Der Drudeanstieg vom 8. April mit dem Kern über Deutschland kennzeidmet den Einbruch der (mari
timen) Kaltluft, der am Boden um 8 Uhr morgens die Alpenlinie erreicht. Es ist ersichtlich, daß die haupt
sächlichste Zufuhr von Kaltluft östlich der Linie Doggerbank—Süd-Belgien erfolgt. Entsprechend der Er
wärmung in den Aufstiegen von Istres und Mailand liegt Druckfall über dem südlichen Europa.
Am folgenden Tage (9. April) hat sich der Druckanstieg weit südwärts entsprechend dem Vordringen
der Kaltluft vorgeschoben. Auffällig ist ein Gebiet relativen Druckfalles über Deutschland, während starker
Druckanstieg über Schweden, Finnland und dem Baltikum liegt. Diese bemerkenswerte Verteilung findet ihre
Erklärung, wenn man die oben festgestellte Zufuhr kontinentaler Kaltluft in die Betrachtung einbezieht. Am
10. April morgens hat ein Schwall frisch herangeführter kontinentaler Kaltluft Berlin bereits überflutet. Das
zugehörige Steiggebiet zeigt die Differenzenkarte vom 10. April. Über Hamburg tritt die Kontinental-Luft
kaum in Erscheinung, wofür wohl hauptsächlich die Nähe der Antizyklone verantwortlich gemacht werden
kann. Am 10. April liegt noch immer ein schwadies Fallgebiet über dem Tyrrhenischen Meer, so daß die
maritime Kaltluft nur unbedeutend nach Süden vorangekommen sein kann.
Erst am 11. April befindet sich ein Gebiet kräftigen Druckanstiegs über dem Mittelmeerbereich mit
einem Kern über dem Ausgang des Rhönetals. Das steht in Einklang mit dem Eintreffen der kontinentalen
Kaltluft auf den südfranzösischen Bergen in der Nacht vom 9. auf den 10. April, sowie mit der starken Ab
kühlung über Istres.
Die von Nordwesten her einsetzende Erwärmung im unteren Teil der Troposphäre deutet sich am
11. April durch ein breites Fallgebiet auf der Linie Ärmelkanal—Baltikum an.
Während sich dieses Fallgebiet am 12. April unter Süd- bis Südwestwärts-Verlagerung verstärkt hat,
sind noch Reste des Druckanstiegs über Italien erkennbar.
Aus dem Kärtchen vom 13. April ist ersichtlich, daß die Erwärmung sich von Norden her weiter
durchsetzt.
Für den Bereich der italienischen Gewässer wurden außer den dreistündigen Drucktendenzen (Karten
16a—j) auch die Luftdruckänderungen zwischen den Terminen 8 und 19 Uhr, also 11- bzw. 13stündige Ten
denzen festgestellt und aufgezeichnet (Karten 17a—i). Die Darstellung der annähernd 12stündigen Tendenzen
ermöglicht eine besonders gute Einsicht in die Vorgänge bei den Druckänderungen von Tag zu Tag. Bei einer
Addition über 24 Stunden beispielsweise würden sich das kräftige Fallgebiet am 9. April abends und das noch
stärkere Steigen in der Nacht vom 9. zum 10. April über Oberitalien teilweise aufheben.
Auch hier kann man die sich kreuzenden, sdron oben zum Teil näher besdiriebenen Druckwellen gut
ausmachen. Die Änderungsgebiete bewegen sich bis zum 10. April abends entsprechend der Elöhenströmung
nach Süden und Südosten; allmählich aber vollzieht sich eine Umsteuerung und vom 11. April ab scheinen
die Fall- und Steiggebiete um einen Punkt über etwa Mittelitalien entgegengesetzt dem Sinne des Uhrzeigers
zu zirkulieren. Die Höhenkarte weist auch zu dieser Zeit dort bereits ein Tiefdruckgebiet auf (siehe auch
Karte der absoluten Topographie der 500-mb-Fläche im „Täglichen Wetterbericht“ der Deutschen Seewarte).
Der kräftige Druckanstieg, der in der Nacht vom 8. zum 9. April über Norditalien und dem Adriatischen
Meer stattfindet, ist die Folge des (ersten) Kaltlufteinbruchs.