Skip to main content

Full text: 61, 1941

Hans Waiden: Über eine Sturmdepression im Tyrrhenischen Meer 
7 
GenuaiZyklonen. 
H. v. Ficker 1 und B. Schröder 2 haben nachgewiesen, daß die Bildung von Depressionen im Mittelmeer 
im italienischen Seebereich südlich der Alpen gekoppelt sein kann mit dem Erscheinen eines Tiefs über der 
Nordsee, und daß allgemein Zufuhr von Kaltluft gegen die Alpen Depressionen über dem italienisdien Bereich 
entstehen läßt. Es wird dort gezeigt: Über ganz Mitteleuropa — über die Alpen nach Süden herüberreichend — 
laufen in West-Ost-Richtung „primäre Druckwellen“; die damit gekoppelte „sekundäre Druckwelle“, aus nörd 
lichen Richtungen heranströmende Kaltluft, die den primären Druckfall teilweise kompensiert, wird an den 
Alpen gestoppt, weshalb sich Gebiete verhältnismäßig tiefen Drucks südlich der Alpen bilden müssen. Gleich 
zeitig strömt Kaltluft durch das Rhönetal südwärts und führt die zur weiteren Vertiefung einer Zyklone im 
Golf von Genua notwendige Energie zu. Diese Depressionen wandern in verschiedenen Richtungen ab. 
Die meisten Tiefdruckgebiete dieser Art bilden sich im Golf von Genua, und die Stärke der entstehenden 
Druckgradienten ist erfahrungsgemäß abhängig von der Heftigkeit des Kaltlufteinbruchs, d. h. abhängig vom 
Temperaturfall und von der Zeit, während der die Zufuhr von kalter Luft anhält. Starke Genua-Zyklonen 
werden deshalb dann entstehen, wenn ein kräftiges Tief im Bereich der Nordsee auffüllt, weil dann die Kalt 
luftzufuhr heftig und anhaltend ist, und die primäre Druckwelle sich gleichzeitig nur sehr langsam oder über 
haupt nicht mehr einheitlich nach Osten bewegen dürfte. — Aber es wäre interessant und von unschätzbarer 
Bedeutung für die praktische Wettervorhersage, zu klären, warum und unter welchen Umständen die Zyklonen 
beim Verlassen des Golfs von Genua die verschiedensten Wege einschlagen. 
Nicht alle Depressionen dieser Art bilden sich nördlich von Korsika aus, und im folgenden soll zunächst 
ein Fall untersucht werden, in dem sich eine kräftige Zyklone im Tyrrhenischen Meer ausbildet und dort hödrst 
bemerkenswerte Witterungserscheinungen zur Folge hat. Das zu besprechende Tief hält sich unter andauern 
der Vertiefung etwa zwei Tage lang im Tyrrhenischen Meer auf, um schließlidr rasch in der Nähe der Straße 
von Messina ins Ionische Meer abzuziehen. Zu dieser Zeit flaute in Gaeta innerhalb weniger Stunden der 
Wind von etwa Stärke 10 auf 3 bis 2 ab; am nächsten Morgen (12. April) war es fast windstill, während am 
10. April nachmittags und am ganzen Tag des 11. April voller Sturm aus Nordost geweht hatte. 
Entstehung und Verlagerung 
einer Depression über dem Tyrrhenischen Meer im April 1938. 
a) Die Groß-Wetierlage vom 5. bis 8. April morgens. 
Es empfiehlt sich, bei der Betrachtung der Wetterlage möglichst weit zurückzugreifen. Denn es handelt 
sich in unserem Falle nicht um die Annäherung und den Vorbeizug einer Depression über England und 
der Nordsee mit nachfolgendem Kaltlufteinbruch auf der Rückseite. 
Am 5. April, 8 Uhr, liegt zwischen Irland und den Azoren ein Hoch von über 1030 mb, dessen Keil mit 
1025 mb bis nach Ungarn reicht. Auf der Nordseite dieses Hochdrucksystems strömt meist milde Luft über 
Nord- und Ostsee nach Osten. Ein kräftiges Tief (970 mb) liegt mit seinem Kern über dem Weißen Meer und 
zieht nordostwärts ab, wobei kontinentale Kaltluft über Finnland und einen Teil von Skandinavien südost- 
wärts geführt wird. 
Die absolute Topographie der 500-mb-Fläche enthält hohen Druck südwestlich von England, tiefen 
Druck über Nordost-Europa, so daß nordwestliche Luftströmung in etwa 5000 m Höhe im Bereich zwischen 
Irland und Skandinavien herrscht. Im wesentlichen bleibt diese Druckverteilung in der Höhe bis zum 8. April 
erhalten. 
Die Wetterkarte vom 6. April, 8 LJhr, zeigt eine Randstörung über Südschweden, auf deren Rückseite 
maritime Kaltluft über Südskandinavien nach Süden und Südosten strömt. 
Solange tiefer Druck über Grönland und nördlich von Island liegt, ist ein großzügiger Einbruch 
arktischer Kaltluft über ganz Nordwest-Europa nicht möglich. Als aber zum 7. April ein sehr kräftiger Druck - 
1 H. v. F je k e r , Der Einfluß der Alpen auf Fallgebiete des Luftdrucks ... usw. M. Z. 1920, S. 350. 
s B. Schröder, Untersuchung über die Bildung einiger Mittelmeerdepressionen. Veröff. d. Marineobs., Neue 
Folge, 6.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.