Erwin Prager: Der Einfluß einer Flachküste auf Wind und Niedersdilagsfeld 41
Gründe, warum die Niederschlagskarten für die ablandige Richtung so verhältnismäßig undeutlich
waren, sind schon angeführt worden: Die geringere Windgeschwindigkeit, die größere Trockenheit
der Luft, die Feuchteaufnahme über See, die Leewirkung der Mittelgebirge, Alles dies fällt für die
Darstellung der Windgeschwindigkeit fort. Die Strömung, die gebremst von Land kommt, nimmt
küstenwärts langsam, im Küstenstreifen schnell an Geschwindigkeit zu. Die Station Vechta im
Binnenland fällt hier mit zu großen Windgeschwindigkeiten auf. Der Methode getreu ist der Wert
hei der Zeichnung berücksichtigt worden, man darf aber rückschauend wohl einen Fehler hei der
Beobachtung annehmen. Die strömungsmäßigen Überlegungen bei der Diskussion der Tabelle
werden durch die schmalen Beschleunigungsfelder über Flußmündungen und Buchten in jeder Hin-
sicht bestätigt. Sowohl zwischen Elbe undWeser als auch zwischen Weser und Ems ist der Verlauf
der Isolinien sogar einfacher als er bei den entsprechenden Karten für auflandige Richtungen war.
Auch das ist nicht verwunderlich, denn die schnellere auflandige Strömung trägt ihre Bewegungs
energie leicht ein Stück landeinwärts, während die ablandige bis zur Küstenlinie nahezu gleich
mäßig gebremst und verhältnismäßig ungestört ist. Einige Worte mehr müssen den Karten für die
Richtungen 20 und 21 gewidmet werden. Alles über Allem ist die Rechtsdrehung von Land auf See
geringer, als es die Linksdrehung beim Übertreten von See auf Land bei der auflandigen Richtung
war; es muß so sein, da die Geschwindigkeit geringer ist. Konnte man bei der auflandigen Richtung
von einem mehr oder weniger deutlichen Konvergieren in die Flußmündungen hinein sprechen, so
ist hier ein Divergieren aus den Flußmündungen heraus zu sehen. Man erinnert sich an die Un
stimmigkeit, die der Schnitt der Niederschlagshäufigkeit im Zuge Neu werk—Cuxhaven offen ließ.
Der überaus tiefe Wert Neuwerks gegenüber Cuxhaven bei der auflandigen Richtung war durch
das Divergieren der Strömung in die Elbe und Weser hinein erklärt worden. Es hatte sich gezeigt,
daß auch bei der ablandigen Richtung ein gleichsinniger, wenn auch nicht so großer Gegensatz
zwischen beiden Stationen sich ergeben hatte, obwohl man in Neuwerk infolge des Zusammen-
strömens der Luft aus beiden Flußmündungen heraus einen Konvergenzpunkt erwarten durfte mit
einem höheren Wert der Niederschlagshäufigkeit als ihn Cuxhaven hat. Die Karten der Richtungs
pfeile zeigen, daß eine Konvergenz auch tatsächlich nicht vorhanden ist. Zwar deuten die Pfeile
von W arnemünde und Belumer Schanze noch auf ein Konvergieren hin, aber Hoheweg zeigt schon
mit östlicher Komponente fort von Neuwerk in die offene See. Neuwerk und Cuxhaven zeigen auf
den Karten beider Jahreszeiten parallele Richtung. Neuwerk und Elbe III divergieren deutlich —
ebenfalls auf beiden Karten. Büsum zeigt eine stark südliche Komponente und auch sehr deutlich
von Neuwerk fort. Man hat beim Betrachten der Karten das Gefühl, daß die durch das Hinein
sinken in die Flußläufe hier beschleunigte Strömung befreit ins Meer hinausschießt. Wieder drängt
sich der Vergleich mit den Prielen des Wattenmeeres mit aller Deutlichkeit auf. Wenn man die
Richtungen dieser Strömungen beachtet und ferner die nach dem Übertritt auf See zu erwartende
allgemeine Beschleunigung berücksichtigt zusammen mit einer, wenn auch geringen, Leewirkung
beim Abstieg von der hohen Geest, so ist auch die kleine Anomalie des verhältnismäßig tiefen
Wertes von Neuwerk geklärt. Beachtlich ist, wie auf beiden Karten die Windrichtung von Süder
höft durch das Herauswehen aus der Eidermündung eine deutliche östliche Komponente erhält,
genau wie auf den entsprechenden beiden Karten der auflandigen Richtung der Wind mit betont
westlicher Komponente hineinweht. Ebenso deutlich ist, wie in entgegengesetzter Richtung der
Wind bei Wangerooge und bei Norderney nach Südost bezw. nach Süd gedreht in die jeweilige
Ecke weht. An der Ostküste Schleswig-Holsteins sind die Erscheinungen wieder weniger deutlich,
da die Strömung küstenparallel bezw. leicht auflandig ist. Hier liegt das Schwergewicht der Er
scheinungen wieder bei der Darstellung der Windgeschwindigkeit und der Verteilung der Nieder
schlagshäufigkeit. Wenn man die Ergebnisse aller drei Wege der Untersuchung gewissermaßen
übereinander legt, ergibt sich ein Bild von einer fast lückenlosen Geschlossenheit. Zum letzten Male
seien dieser Erörterung nun die für die auflandige Richtung vorgewiesenen Schnitte in gleicher
Reihenfolge und gleicher Verarbeitung für die ablandige Richtung angefügt. Sie können nichts
Neues mehr aussagen, sie können nur noch bestätigen. Sie sind in der Amplitude nicht so ausgeprägt
und im ganzen etwas verwischter als es die Schnitte für die auflandige Richtung waren.