24
Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte und des Marineobservatoriums — 61. Band Nr. 6
würde, wenn er weitergeführt worden wäre, quer durch Fehmarn gehen. Dieser Schnitt entspricht
wie die ersten beiden wieder dem Maßstab der Karte und ist nicht übertieft. Von See her, landwärts
ansteigend, erreichen die Kurven über Land ein Maximum, behalten es einige Zeit und fallen dann
ostseewärts, nach der Eckernförder Bucht zu, steil ab. Sie steigen jenseits allerdings gleich wieder an,
da sie in den Bereich der Isolinien geraten, die Fehmarn umrunden. Auch hier tritt in der Kurve für
Herbst und Winter die gesonderte Einsenkung für die Kieler Bucht deutlich in Erscheinung.
Es folgt nun die Betrachtung der Karten für ablandige Richtungen, der Karten 10 und 11. Den
Tabellen 4 und 5 des Anhanges ist zu entnehmen, daß jetzt für Frühling und Sommer und Herbst
und Winter beziehungsweise die Luftmassen aus 65,7 und 68,7 % kontinentaler Luft und zwar
wieder beziehungsweise aus 82,8 und 71,9 % aus AK und GAK bestehen. Während es sich bei den
auflandigen Richtungen also um fast ausschließlich maritime Luftmassen handelte, sind hier über
wiegend kontinentale Massen beteiligt. Die Luft ist also trockener. Die Karten zeigen sofort, daß
auch hier das charakteristische Reibungsbild mit der Abbildung der Küstenkonfiguralion erhalten
ist. Das war zu erwarten, denn stets ist, von welcher Richtung auch immer die Strömung kommen
mag, die Reibung über Land größer als über See.
Diese Karten 10 und 11 sind schwerer zu überblicken, als es die für auflandige Richtungen
waren, denn die Strömungsgeschwindigkeiten sind hier geringer. Die Karte für den Herbst und
Winter gibt noch ein einigermaßen klares Bild, obgleich hier die Windgeschwindigkeiten, wie man
später sehen wird, auch viel geringer sind, als die für auflandige Richtungen. Im Frühling und Som
mer jedoch, wo die Geschwindigkeiten noch geringer und die Differenz zwischen Land und Küste
entsprechend kleiner ist, zerfällt das klare Bild der Reibungswirkung, das wir nur noch aus den
Tabellen durch weiträumige Mittelbildungen gewinnen konnten. Die thermischen Einflüsse,
Land-Küste einerseits, die mannigfaltigen Strahlungswirkungen andererseits, gewinnen an Ein
fluß. Die Luftmassen sind trockener, so daß auch hierdurch die Intensität der Erscheinungen herab
gesetzt wird.
Auf der Karte für den Herbst und Winter sind die Werte über See verhältnismäßig hoch, was
wohl damit zusammenhängt, daß sich der thermische Einfluß bei den geringeren Geschwindigkeiten
beim Überströmen verhältnismäßig warmen Wassers durch kalte Luft in Form vermehrter Schauer
durchsetzt. Hinzu kommt, daß die an sich trockene Strömung, die über See turbulent wird, durch
den erhöhten Austausch schnell Feuchtigkeit aufnimmt. So kann die Schauertätigkeit in einiger
Entfernung von der Küste nach See hin zunehmen und wenn man ferner einen Geschwindigkeits
sprung des Windes im Küstenstreifen, den die Windkarten bestätigen werden, in Betracht zieht,
ebenso wie eine daraus folgende Neigung zu absteigenden Luftströmungen, erklärt sich zwanglos das
Vorhandensein einer Zone geringerer Niederschlagshäufigkeit vor der Küste. Diese Überlegungen
machen zusammen mit der schon erörterten Leewirkung der Mittelgebirge am Südrand der Karte
die Ergebnisse der Tabellen noch verständlicher. So erklärt sich auch, warum in den Flußtälern die
Niederschlagshäufigkeit noch geringer ist als über See: Einmal weil sie, genau wie bei der auflandi
gen Strömung, wie Priele wirken, nur in umgekehrter Richtung, zweitens weil hier die Reibungs
wirkung noch voll zur Geltung kommt, denn hier ist die Luft noch trocken und nicht turbulent.
An der Ostküste Schleswig-Holsteins liegen die Dinge einfacher. Denn hier ist die Strömung
nicht ablandig. Sie ist annähernd küstenparallel, nur daß sich an Förden und Buchten Lee- und Stau
wirkung genau so zeigen wie im ersten Falle; alles ein wenig schwächer, der geringeren Strömungs
intensität wegen. Weiter östlich wird das Bild undeutlicher. Die Einbuchtung an der Lübecker Bucht
setzt sich als Rinne ins Innere des Landes fort über die Elbe hinaus. Ein engeres Netz würde hier
sicher eine andere Zeichnung ergeben. Ob der sehr tiefe Wert von Arendsee (17,2 %) die Leewirkung
der Höhen in der südlichen Altmark oder den Einfluß des Elbtals, oder beides darstellt, ist schwer
zu entscheiden.
Die letzte Karte, die die ablandige Richtung für den Frühling und Sommer behandelt, zeigt ein
sehr verwischtes Bild. Hauptsächlich wieder wegen der sehr geringen Intensität der Strömung, die
den Gradienten klein, die Differenz zwischen Land und See gering und die thermischen Einflüsse