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Erwin Prager: Der Einfluß einer Flachküste auf Wind und Niederschlagsfeld
Schlagshäufigkeit beim Überstreifen des Landes bis zu einem gewissen Maximum und schließlich
ein leichtes Absinken. Dieses Absinken deutet sich auf der Kurve des Schnittes bereits an und heim
Betrachten der entsprechenden Karte sieht man, daß die Kurve noch weiter sinken würde, wenn
der Schnitt weiter landeinwärts geführt worden wäre. Schon bei der Diskussion der Karten war da
rauf hingewiesen worden, daß die Karten beider Jahreszeiten für auflandige Winde ein breites
Gebiet erhöhter Niederschlagshäufigkeit zeigten. Dieses Gebiet erhöhter Niederschlagshäufigkeit
wird von den beiden Schnitten durchtrennt, deren Kurven die Form der Reibungswirkung wieder
geben. Sowohl v. Schubert 12 ) wie Daubert 4 ) haben versucht, mit Hilfe einer solchen Kurve, die sich
auf Windgeschwindigkeitsunterschiede und allerdings nur ganz wenige Stationen gründete, dem
Reibungsunterschied See—Land einen mathematischen Ausdruck zu geben und es fragt sich, ob
die hier vorliegenden Ergebnisse einen gleichen Versuch rechtfertigen.
Er muß schon deswegen scheitern, weil beide bisher vorgelegten Kurven, die beide von See
über Land gelegt sind, grundverschiedenen Verlauf zeigen. Und wenn auch die daran geknüpften
Überlegungen diese Verschiedenheit, jede für sich, ausreichend erklären, so läßt sich doch keine all
gemein gültige mathematische Formel finden, die beide erfaßt.
Wohl hängen Niederschlagshäufigkeit und, wie die weitere Untersuchung zeigen wird, auch
Windgeschwindigkeit und Richtung von der Reibung ab, aber die Reibung ihrerseits von der
Rauhigkeit der Unterlage und diese ist zwar kleiner über See als über Land, dort aber überall ver
schieden. Luftmasseneigenschaften, die Intensität der Strömung und der Kernreichtum der jeweili
gen Gegend kommen hinzu. Roux 11 ) hat den Versuch einer rein theoretischen Ableitung unter
nommen. Auch an dieser Arbeit zeigt sich, daß die Vereinfachungen, die gemacht werden müssen,
um das Problem der Reibung theoretisch zu erfassen, so groß sind, daß die Ergebnisse durch eine
Arbeit wie die vorliegende weder bestätigt noch widerlegt werden können. Daß die Kurven des
Schnittes 2 nach Erreichen einer bestimmten Höhe wieder absinken, obgleich die Rauhigkeit des
Bodens landeinwärts doch eher zu- als abnimmt, dürfte folgenden Grund haben: Wäre das ganze
Land einheitlich in seiner Rauhigkeit, so läge ein Reibungssprung an der Küste selbst. Es wäre
also an der Küste beginnend ein Gebiet erhöhter Niederschlagshäufigkeit zu erwarten, das, abhängig
von der Intensität der Strömung sich an Stärke und Ausdehnung landeinwärts erstrecken würde,
variirt etwa durch Strahlung und verschiedenartige Stabililätsverhältnisse. Durch den Impuls, den
der Reihungsunterschied beim Übertritt von See auf Land erteilt, gibt die Luft einen Teil der ent
haltenen Feuchtigkeit als Niederschlag ab, so lange, bis sie sich den neuen Verhältnissen angepaßt
und ein neues Gleichgewicht erreicht hat. Von da an müßte die Kurve der Niederschlagshäufigkeit
theoretisch wieder auf das Niveau sinken, das sie über dem Meere hatte.
Nun wird das Niveau über Land immer etwas höher bleiben, weil auch die anderen Einflüsse,
wie Strahlung usw. über Land unterschiedlicher sind als über See. Vor allem aber ist die Rauhigkeit