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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte und des Marineobservatoriums — 61. Band Nr. 6
Aus immer denselben Gründen zwingen auch die Lübecker Bucht und davor die große Halb
insel, der noch Fehmarn vorgelagert ist, die Isolinien zu ihrem weiteren Verlauf. Das ganze Gebiet
zwischen der Kieler und der Lübecker Bucht ist ein einziges Hügelland, das sich fast überall über
50 m und sehr oft über 100 m erhebt. Zudem lassen die überall eingestreuten Seen hier stark
wechselnde Reibungsverhältnisse entstehen. Selbst im ehemaligen Lande Oldenburg jenseits der
Senke zwischen Dahme und der Hohwachter Bucht erhebt sich das Hügelland noch einmal im
Wienberg auf fast 100 m. Alles, was über die Eckernförder Bucht gesagt wurde, gilt sinngemäß auch
hier.
Noch deutlicher als es die Karten zu zeigen vermögen, werden die Verhältnisse, wenn wir die
Schnitte betrachten, die an geeigneten Stellen durch das Häufigkeitsrelief des Niederschlages gelegt
wurden. Figur 4 zeigt, wie diese Schnitte liegen. Die Figur 5 zeigt einen Schnitt, der vom Außeneider
Feuerschiff, an Neuwerk dicht vorbei durch Cuxhaven über Zeven bis etwa Rotenburg läuft (nach
Fig. 4 als Schnitt 1 bezeichnet). Das mitgezeichnete Relief der Bodengestaltung ist allerdings gewis
sen Zufälligkeiten unterworfen, da die Schnittlinie an manchen charakteristischen Höhen gerade
vorbeiläuft, während sie andere, die zufällig im Wege liegen, deutlich bringt, obgleich sie weniger
wichtig sind. Zum Beispiel bleibt gerade der Höhenrücken, der im Lande Hadeln bis dicht an die See
vorstößt und für diese Betrachtung so wichtig ist, durch den Verlauf der Relieflinie zufällig unbe
rücksichtigt. Zur Beschriftung der Schnittzeichnungen sei noch einmal daran erinnert, daß die
Zahlen der Ordinate Prozentzahlen sind. Zeigt die Kurve also beispielsweise einen Wert von 50, so
heißt das, daß an dieser Stelle an 50 von 100 Beobachtungslagen Niederschlag gefallen ist.
Man hat beim Betrachten den Eindruck eines Strudels vor der Küste. Vor allem zeigt dieser
Schnitt, wie sehr die Reibungswirkung dominiert. Anderfalls hätte das ganze Bild der Reibungs
wirkung im Herbst und Winter gegenüber dem Frühling und Sommer abgeschwächt sein müssen.
Das Gegenteil ist der Fall. Die Kurve für den Herbst und Winter liegt im ganzen etwas höher als für
den Frühling und Sommer, erstens weil die beteiligten Luftmassen feuchter sind, zweitens weil
durch die im Mittel höhere Windgeschwindigkeit die Erscheinungen der Reibung deutlicher werden.
Hierdurch erklärt es sich auch, daß die „kalte“ Kurve bei Neuwerk unter die „warme“ sinkt.
Fast noch klarer ergibt sich das Überwiegen des Reibungseinflusses bei einem weiteren Schnitt 2,
der über Baitrum und das Harlinger Land landeinwärts gelegt wurde. Er reicht von See über Bai
trum, Neuenburg, Westerstede, ein Stück über Oldenburg hinaus.
Hier ist der Verlauf der Kurve für beide Jahreszeiten fast genau der gleiche. Die Amplitude der
Herbst- und Winterkurve ist etwas größer als bei der Kurve für den Frühling und Sommer, was die
beim ersten Schnitt angestellten Überlegungen bestätigt. Im übrigen zeigt er die kleine Senke vor der
Küste, die schon ausführlich besprochen wurde, dann ein gleichmäßiges Ansteigen der Nieder-