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Full text: 61, 1941

Erwin Prager: Der Einfluß einer Flachküste auf Wind und Niederschlagsfeld 
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I. Zielsetzung und Methodik 
Es ist eine Erfahrung, die sich jedem aufmerksamen Beobachter und, bewußt oder unbewußt, 
auch jedem Küstenbewohner aufdrängt, daß das Witterungsbild über See und über Land oft grund 
verschieden ist. Zuweilen stehen Schauer über Land, während es über See klar ist, oder es stehen 
Schauersäulen über See, während über Land die Sonne scheint. Oft sieht man bei klarem Wetter 
und auflandigem Wind Ketten von locker aneinander gereihten Cumuli über der Küstenlinie 
stehen, die nicht mit dem Winde weiterziehen. Dann wieder schneidet ein Flußlauf sein Bild in ein 
über dem Lande liegendes Wolkenfeld, oder er zeichnet hei klarem Wetter seinen Lauf durch eine 
Wolkendecke an den Himmel. Immer ist es der Gegensatz Land-Wasser, der zu diesen Erscheinungen 
führt. Zu untersuchen, nach welchen Grundregeln das geschieht, ist das Ziel dieser Arbeit. Die 
Arbeit ist nicht theoretisch, es sollen nicht den vorhandenen Formeln 8 ) 11 ) über Reibung neue Kor 
rekturen angefügt werden, es soll vielmehr anhand einiger Wetterelemente untersucht werden, wie 
sich der Küstenstrich im Wettergeschehen bemerkbar macht. So ist diese Arbeit im wesentlichen 
klimatologisch. Sie stützt sich auf eine eingehende Bearbeitung der Wind- und Niederschlags 
verhältnisse, sowie in wesentlich geringerem Umfang auf die der Bewölkung. 
Der Einfluß der Küste kann zweifach sein, einmal der Reibungseinfluß durch das Übertreten 
einer Strömung von einer Unterlage mit geringer Reibung (See) auf eine Unterlage höherer 
Rauhigkeit (Land) und umgekehrt, zweitens kann er thermisch sein, hervorgerufen durch den stets 
verschiedenen Temperaturzustand von Land und Wasser: Im Sommer ist das Land warm und das 
Wasser kühl, im Winter das Wasser verhältnismäßig warm und das Land kühl. Daß diese thermische 
Wirkung im Großen gesehen von Bedeutung ist, unterlag auch schon vor der Diskussion über den 
europäischen Monsun keinem Zweifel. Hier handelt es sich aber nicht um eine klimatologische Be 
trachtung über große Räume. Hier ist eine verhältnismäßig große Anzahl Wetterlagen ausgesondert 
worden, die sich alle dadurch auszeichnen, daß sie über dem zu betrachtenden Gebiet möglichst 
geradlinige, durch Konvergenzen und Divergenzen nicht gestörte Isobaren zeigen und damit eine 
möglichst einheitliche Strömung. Das in dieser Strömung liegende Stück Küstenlinie wird darauf 
hin untersucht, wie es sich als einzige Störung, die das verarbeitete Material enthält, im Nieder 
schlag, im Wind und in der Bewölkung auswirkt. Es ist dabei von vornherein zu bemerken, daß die 
Niederschlagshäufigkeit von diesen dreien das beste und sicherste Merkmal ist 15 ), nicht weil es so 
viel besser registriert wird als der Wind, sondern, weil der Wind mehr den örtlichen Störungen 
unterworfen ist. Der Wind in 20 m Höhe ist anders als in 5 m, aber wenn es in 20 m Höhe regnet, 
regnet es in 5 m Höhe auch. Der Wind, der gegen einen Hügel strömt, wird je nach Form desselben, 
und je nach den Eigenschaften der Luft darüber hinweg- oder herumströmen. Jedesmal sind Strö 
mungsrichtung und Strömungsgeschwindigkeit andere. Die Niederschlagshäufigkeit dagegen ist ört 
lich weniger beeinflußt und von geringen Höhenunterschieden weniger abhängig. Darüber, ob es 
an einem Tag geregnet hat oder nicht, wird ein Beobachter selten im Zweifel sein, während der 
Wind als Augenblicksbeobachtung schwerer zu bestimmen ist. Es geht auch, abgesehen von allen 
anderen Erschwerungen leicht ein beträchtlicher persönlicher Fehler ein. 
Besonders schwierig ist die Behandlung der Bewölkung. Diese Beobachtungen sind, verglichen 
mit denen von Wind und Niederschlag, nach Quantität und nach Qualität verhältnismäßig am unzu 
länglichsten. Im bearbeiteten Material fehlten sie oft ganz und mußten aus den Beobachtungen des 
Witterungszustandes erschlossen werden. Hinzu kommt, daß die Stationen des Sturmwarnungs 
netzes der Deutschen Seewarte die Bedeckung in Vierteln angeben, während die Übrigen Zehntel 
melden. Es mußte also umgerechnet werden, um das Mitteln zu ermöglichen. Zudem ist hier auch
	        
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