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Ans dem Archiv der Deutschen Seewarte und des Marincobservatoriums. — 61. Band. Nr. 1.
Beim Mensingpegel werden einige Stunden nach dem Auslegen und ebenfalls einige Stun
den vor dem Aufnehmen Registrierungen bei unbelasteter Röhre aufgezeichnet, die also deren
Nullage auf dem Meeresboden unmittelbar vor und nach der Meßperiode liefern. Das geschieht
nach dem Auslegen während der Zeit der Temperaturanpassung vor der letzten Ventilbetäti
gung, die den Raum A gegen außen abschließt, und vor der Aufnahme nach dem Zeitpunkt, an
dem sich A wieder öffnet. Es kann nun geschehen, daß die Anfangs- und Schlußeichung überein
stimmen, aber die auf dem Meeresboden gewonnenen Nullagen von denen der Eichungen ab
weichen. Dann hat der Pegel schief auf dem Meeresboden gestanden. Die Bourdonröhre und die
Hebelfläche P sind einseitig gelagert, und ihre Schwerpunkte sind infolgedessen nicht unter
stützt. Darum ist die Ruhelage des ganzen Systems auch von der Lage des Pegels im Raum ab
hängig, und eine Kippung verursadit eine Verschiebung der Nullage der Röhre und damit eine
Änderung der Eichkurve, wie im Laboratorium festgestellt wurde. Da es sich dabei aber — wie
gesagt — fast nur um eine Parallelverschiebung handelt, entsteht kein großer Fehler, wenn die
Kippung des Pegels nicht berücksichtigt wird. Dies kann indessen ohne große Mühe geschehen.
Man kann den Pegel nachträglich im Laboratorium in dieselbe Schieflage bringen, die er auf
dem Meeresboden eingenommen hat. Das Kriterium dafür ist die gleiche Verlagerung des Null
punktes. Dann ist der Pegel in dieser Lage zu eichen, und die sich ergebende Eichkurve ist zu
verwenden. Stellen sich zu Anfang und zu Ende der Messungen zwei verschiedene Lagen des
Pegels auf dem Meeresboden heraus, so bleibt nichts als eine lineare Interpolation übrig, die
auch der Wahrheit entsprechen kann, wenn der Pegel langsam und gleichmäßig im Schlickboden
eingesunken ist.
Es sind nun alle zu verschiedenen Zeiten mit gleichem Mafistab durchgeführten Eichungen
miteinander verglichen worden, um den durch die Verschiebungen der Eichkurven entstehen
den Fehler zu ermitteln. Der Vergleich hat ergeben, daß der Fehler, der bei einer Wasser
standsänderung von lm auftritt, im Durchschnitt unter 1cm bleibt; der größte aufgetretene
Wert ist 2 cm.
Das früher verwendete Bourdonröhrenaggregat des Kuhlmannpegels ist in gleicher Weise
wie die Fuessschen Mikrobourdonröhren untersucht worden. Eine Hysteresis konnte bei ihm
nicht festgestellt werden. Das ist aber nicht als ein Vorteil anzusehen. Denn wenn eine
Hysteresis so genau erfaßbar ist wie bei den Fuessschen Röhren, dann beeinträchtigt sie die
Genauigkeit der Röhre nicht, wenn sie nur — was selbstverständlich geschehen muß — bei der
Eichkurve berücksichtigt wird. Dagegen tritt bei dem Kuhlmannaggregat eine elastische Nach
wirkung auf, die viel unangenehmer ist als eine genau bekannte Hysteresis. Denn wenn der
Kuhlmannpegel 14 Tage lang mit der früher verwendeten Serie der sechs parallel geschalteten
Röhren ausgelegt wird, müßte man ihn streng genommen auch 14 Tage lang eichen, um das von
der Zeit abhängige jeweilige Ausmaß der elastischen Nachwirkung quantitativ zu erfassen und
so für jeden Auslegetag die von denen der Nachbartage etwas verschiedene Eichkurve zu er
halten. Ferner hat sich ergeben, daß die elastische Nachwirkung eine Unregelmäßigkeit auf
weist, durch die die Meßgenauigkeit verringert wird.
Diese Eigenschaften der Kuhlmann-Röhren-Gruppe genügen, um sie hinter die Fuessschen
Röhren zurückzustellen. Das Auftreten der elastischen Nachwirkung bei den erstgenannten
wird damit Zusammenhängen, daß diese Röhren im Gegensatz zu den Fuessschen nur einseitig
auf inneren Überdruck beansprucht wurden. Das wurde folgendermaßen erreicht. Bei der
Ruhelage der sechs parallel geschalteten Röhren traf der reflektierte Lichtstrahl das Pegelpapier
an seinem unteren Rande. Verwendete man nun einen Mafistab von 2 cm pro Meter Wasser
standsänderung, so hatte man bei 20 cm Schreibbreite (frühere Breite des Papiers beim Kuhl
mannpegel) einen Druckbereich von 10 m Wasserhöhe zur Verfügung. Sollte die Röhre bei
Mittelwasser in der Papiermitte schreiben, so wurde demnach in den Pegeloberraum A (vgl.
Fig. 3) nicht der Mittelwasserdruck selbst gegeben, sondern ein um 5 m Wasserhöhe kleinerer
Druck. Diese 500 g/enr stellten dann die mittlere einseitige Belastung der Röhren dar.
Die Genauigkeit der Röhre, wie sie auf Grund einer einzelnen Eichung unter Ausschaltung
der elastischen Nachwirkung festgestellt werden kann, liegt in der gleichen Größenordnung