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Full text: 61, 1941

Werner Reichelt: Die ozeanograph. Verhältnisse bis zur warmen Zwischenschicht an der antarkt. Eisgrenze ]5 
schnell veränderlichen Oberflächenbeobachtungen, die sich über fast einen Monat und eine größere Fläche ver 
teilen, kann ein Zustand vorgetäuscht werden, der vielleicht nie bestanden hat. Wenn man aber in unserem 
Falle die Aufeinanderfolge der Einzelbeobachtungen betrachtet, so sieht man, daß sich der Schiffskurs häufig 
überschneidet, und somit zeitlich verschiedene Beobachtungen örtlich zusammenfallen. Alle diese Beobach 
tungen haben zumindest angenäherte oder gleiche Zustandswerte ergeben, so daß doch eine gewisse Beständig 
keit in den Oberflächenwerten vorhanden ist, soweit sie in den angegebenen Zeiträumen zusammengefaßt 
sind. Man kann also die Darstellungen der Oberflächenwerte als wirklich ansehen mit dem Vorbehalt, daß sie 
wahrscheinlich in einzelnen Gebieten etwas verzerrt sind. 
c. Temperatur und Salzgehalt im Abschnitt „D“. 
Die lezte Überlegung gilt auch für den Abschnitt „D“, besonders da wir hier ein kleineres Gebiet mit 
einer dichteren Beobachtungsfolge und einem kürzeren Zeitraum vor uns haben. Die Fangflotte hielt sich 
22 Tage in dem Raum westlich der Joinville-Insel auf und bewegte sich ständig zwischen 52 0 und 54 0 W und 
63 0 und 64,5 0 S hin und her (Karte 6 und 7). Die Eisgrenze wurde nicht mehr berührt, sondern nur noch 
von den Fangdampfern weit südlich gemeldet und zwar als sehr kompakt. Vielleicht bestand hier tatsächlich 
eine Packeisgrenze. Scholleneis trat während der ganzen Zeit nicht auf, Eisberge wurden einzeln und in Gruppen 
bis zu 7 Stück gesichtet. Erst nach Antritt der Heimreise traf die Expedition bei 62,5 0 S auf eine Eisberg 
zone, die so dicht mit Eisbergen besetzt war, daß die Expedition umkehren mußte, um nicht von der Dunkel 
heit inmitten dieser gefährlichen Eisbergzone überrascht zu werden (Abb. 20). Nach Meldungen der Fang 
dampfer, die die Eisbergzone zu umgehen versuchten, war ein Ende der ost-westlichen Ausdehnung nicht ab 
zusehen. Erst bei Tagesanbruch nahm die Expedition die Durchquerung der Eisbergzone auf, die für die 
Schiffsführung ein nautisches Meisterstück war. Die Eisberge lagen teilweise so dicht, daß sich die einzelnen 
Schiffe nur mit Mühe einen Weg suchen konnten. Verfasser konnte einmal im Umkreis 120 Eisberge ver 
schiedenster Größe zählen, bei durch Schneetreiben stark beschränkter Sicht. Offenbar waren in dieser Zone 
vertriftete Eisberge aus dem südlichen Weddell-Meer und von Westen aus der Bransfieldstraße zusammen 
getrieben, zumal in der vorangegangenen Zeit vorwiegend Süd- und Westwinde zum Teil mit Sturmstärke 
geweht hatten. Diese Eisbergzone fällt mit der mittleren Grenze zwischen dem aus dem Weddell-Meer nach 
Nordosten triftenden Oberflächenwasser und der Trift aus der Bellingshausen-See zusammen (s. Admiralitäts 
karte). 
Der Eindruck eines Eisbergfriedhofes wurde noch verstärkt durch die mannigfachen Formen und Alter der 
Eisberge. Scharfkantige und blockartige Tafelberge trieben neben alten, verwitterten und ausgehöhlten Bergen 
und Trümmern, die häufig dunkelgrün, blau oder fast schwarz gefärbt waren. Teilweise waren Eisberge zu 
sammengetrieben und zermahlten sich gegenseitig, in der starken Dünung und durdt den Winddruck bewegt, 
so daß die Oberfläche rings mit kleinen Eisbrocken bedeckt war. Die Eisbergzone, die sidt nach dem Norden 
langsam lichtete, hatte nach dem Schiffstagebuch in ihrem dichtesten Teile eine Tiefe von 50 Seemeilen. 
Diese Eisbergzone begrenzte unser letztes Beobachtungsgebiet nach Norden, das im Westen von der Join- 
ville-Inscl und im Süden von der Packeisgrenze eingeschlossen wurde. Der hydrographische Zustand der Ober 
fläche stellt sich im ersten Zeitraum vom 11. März bis 23. März (Abb. 18 und 19) wie folgt dar: Zwischen zwei 
Kaltwassergebieten im Westen und im Osten liegen zwei Warmwassergebiete im Norden und Süden, von denen 
das nördlidtc einen höheren Salzgehalt bis zu 34,45 °/oj und das südliche einen niedrigeren bis zu 34,18 °/ 0 o 
aufweist. Diese verschiedenen Oberflächenwasser stoßen zungenförmig gegeneinander vor, wozu noch eine dritte 
Wassermasse von 34,30 °/uo aus Südwesten, dem Gebiet niedrigster Temperaturen, zungenförmig vorstößt. Diese 
drei Wassermassen sind in dem zweiten Zeitraum vom 24. März bis 2. April (Abb. 20 und 21) in ihrer Zungen 
form wiederzuerkennen, weniger in der Temperatur, die nur geringe Gegensätze aufweist und durch die Witte 
rung stark beeinflußt wird. Dagegen tritt die Salzgehaltsverteilung wieder deutlich zutage, nur hat sich die 
Lage der Zungen gegen den früheren Zeitraum verschoben. Die nördliche salzreiche Wassermasse hat sich süd 
wärts verlagert und zeigt eine ost-westlich gerichtete Zungenachse. Die südliche warme und salzarme Wasser 
masse hat sich westlich verschoben und ihre Achse weist nach Nordosten. Die dritte kalte und salzarme Wasser 
masse ist nordwärts gewandert, und die Achse weist südostwärts. Diese drei unterschiedlichen Wassermassen 
haben um einen gemeinsamen Mittelpunkt bei 63 0 40 ' S und 53 0 20' W eine Drehung im Uhrzeigersinn aus 
geführt, die hier einen Wirbel in der Oberflächenschicht vermuten läßt. Dasselbe zeigt auch die Karte der
	        
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