Aus Hem Archiv der Deutschen Seewarte und des Marineobservatoriums, 61. Band, Nr. 4
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in der Beltsee größer als im eigentlichen Ostseebecken. Das bedeutet also eine sehr starke Zunahme der Strö
mungsgeschwindigkeit, gerade in den stark verengten Querschnitten. Wenn wir im Finnischen Meerbusen
eine Doppelamplitude von etwa 1 m annehmen, beträgt die theoretische Strömungsgeschwindigkeit auf der
Darsser Schwelle (mit 2 2; 0 = 18,1 km) im Maximum v =^-j! 2 £ 0 = 1»1 nr/sec.
Wir haben die Möglichkeit, diese rechnerischen Ergebnisse, jedenfalls soweit sie die Hubhöhenverteilung
betreffen, durch die Beobachtungen zu prüfen. Die Strömungen sind zwar im Zusammenhang mit den Seiches
bisher noch nicht gemessen worden, doch scheint es sehr unwahrscheinlich, daß bei den Schwingungen der
Ostsee derartig große Stromgeschwindigkeiten auftreten. Man muß immer berücksichtigen, daß die theoretische
Stromstärke von 1,1 m/sec einen mittleren Wert für die ganze Querschnittsflächc bedeutet.
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100-
90-
80-
70-
60-
50-
40-
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Abb. 22: Hubhöhen in Marienlcuchte, Warnemünde und Ystad in % der Hubhöhe
in Gjedser für 6 Schwingungsfälle. Die ausgezogene Linie stellt das Mittel aus
diesen 6 Fällen dar.
In Abb. 22 sind für 6 Schwingungsfälle die Hubhöhen im westlichen Teil des Schwingungsbeckens dar
gestellt. Da es hierbei nicht so sehr auf die absoluten Beträge der Amplituden, sondern mehr auf ihre relative
Größe ankommt, sind die Hubhöhen bei Ystad, Warnemünde und Marienleuchte in % der Hubhöhe bei
Gjedser (100 %) ausgedrückt. Die ausgezogene Linie in Abb. 22 stellt die mittlere Hubhöhenverteilung für
diese 6 Fälle dar. Von Ystad bis Gjedser wachsen die Amplituden noch um etwa 15 % an und erreichen bei
Gjedser ein deutliches Maximum. Von Gjedser nach Warnemünde nehmen aber die Amplituden um etwa
30 % ab und steigen bis Marienleuchte auch nicht mehr merklich an. Nur in einem Fall wurde in Marien
leuchte eine Hubhöhe erreicht, die ebenso groß war wie die in Gjedser. Auf die Tatsache, daß die Ampli
tuden von Gjedser bis zum Kleinen Belt nicht zunehmen, sondern eher noch kleiner werden, haben wir schon
in Kap. I hingewiesen (vgl. auch die Linien gleicher Hubhöhe für den Schwingungsfall vom 11. Dezember bis
15. Dezember 1932 in Abb. 4). Die beobachtete Hubhöhenverteilung westlich der Darsser Schwelle steht aber
im Widerspruch zu der theoretisch berechneten. Da die theoretische Amplitudenzunahme in der Mecklenburger
und Kieler Bucht nicht beobachtet wird, ist ein freies Durchschwingen bis zum Kleinen Belt sehr unwahr
scheinlich. Die Beobachtungen zeigen aber deutlich, daß auch die Buchten westlich der Darsser Schwelle noch
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