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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte und des Marineobservatoriums, 61. Band, Nr. 4
Abb. 5: Linien gleicher Hubhöhe für das Zurückschwingen der Wassermasse am 12. Dezember 1932 im Anschluß an Abb. 4.
Die gestrichelten Linien geben den Senkungsbetrag, die ausgezogenen Linien den Hebungsbetrag des Wasserspiegels an. Die
Zahlen bedeuten cm.
Bevor wir nach den Ursachen dieser kräftigen Schwingung der Ostsee fragen, wollen wir noch einige
weitere Beispiele für Eigenschwingungen bringen und erst zum Schluß auf die Frage eingehen, welche Kräfte
imstande sind, eine so starke Wasserbewegung auszulösen.
2. Die Schwingung vom 18. Dezember bis 22. Dezember 1933 (Abb. 6).
Die Periode dieser Schwingung beträgt etwa 26 Stunden. Am 20. Dezember wird die Schwingung durch
einen neuen Impuls verstärkt, und der Wasserstand fällt in Koivisto um 76 cm und steigt in Ystad um
40 cm. Nach dem 20. Dezember kann die Schwingung anscheinend ziemlich ungestört ausschwingen. Die
Wasserstandsschwankungen zeigen deutlich, daß wir es auch hier wieder mit einer einknotigen Eigenschwin
gung des Systems Ostsee — Finnischer Meerbusen zu tun haben. Die Knotenlinie liegt etwa auf der Linie
Libau — Landsort. In Warnemünde und Marienleuchte sind die Amplituden wieder kleiner als in Gjedser. In
den Belten (Korsör und Fredericia) ist ebenso wie in Kopenhagen nichts mehr von den Eigenschwingungen zu
erkennen. Die halbtägigen Gezeiten beherrschen hier völlig das Bild der Wasserstandsschwankungen, und
zwar treten sie so ungestört auf, daß kaum irgendwelche unperiodischen Einflüsse, z. B. Windstauerscheinungen
oder dgl., wirksam gewesen sein können.
Der Pegel von Arkona war bis zum 19. Dezember 12 Uhr so stark gedämpft, daß die Registrierungen
erst von diesem Zeitpunkt an verwertet werden konnten. Die Wasserstandsschwankungen bei Arkona stimmen
gut mit denen bei Ystad überein. In Pillau kann die Schwingung noch deutlich beobachtet werden.
3. Die Schwingung vom 7. Januar bis 11. Januar 1934 (Abb. 7).
Diese einknotige Schwingung hat eine Periode von etwa 28 Stunden und ist auf beiden Seiten der Knoten
linie gut entwickelt. In den Wasserständen von Landsort ist die Schwingung nicht mehr zu erkennen, so daß
wir in diesem Fall die Lage der Knotenlinie direkt bei Landsort annehmen müssen. Angaben von Libau für
die Jahre nach 1933 liegen leider nicht vor. In den Belten sind unregelmäßige Schwingungen zu erkennen, die
aber noch etwas von der Ostsee her beeinflußt zu sein scheinen. Die 28stündige Periode, die sehr stark von