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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte und des Marineobservatoriums — 61. Band, Nr. 3
Abb.40: Absolute Topographie 700 mb. 23.1.38., 8 h E.S.T. Aufstiege von 4 h E.S.T.
Bei Omaha gibt der mittlere Gradientwind 50 km/h, bei Chicago etwa 68 km/h. Das würde eine Zunahme der
Gradientwindgeschwindigkeit um etwa 13 km/h auf der gewählten Einheitsstrecke von 500 km bedeuten: B e i
einer Richtungskonvergenz der Höhenströmung in der 700 mb-Fläche von
+ 13 Vergenz wurde eine Vcrtikalbewegung von 0 m/min beobachtet.
Wir erkennen aus diesem Beispiel, daß es nicht nur darauf ankommt, synoptisches Material zu haben,
sondern daß es von fast noch größerer Bedeutung ist, kurzfristig neues Höhenmaterial in die Hand zu be
kommen. Mit Hilfe der Höhenkarten und mit Hilfe der potentiellen Temperaturen und spezifischen Feuchtig
keiten müßte man dann endlich einmal in der Lage sein, den Zusammenhang zwischen den Vergenzen der
Höhenströmung und der Vertikalbewegung aerologisch befriedigend nachzuweisen, denn nur wenn man die
tatsächlichen Vertikalbewegungen und ihre Veränderungen kennt, hat man Aussicht, endlich einmal rechnerisch
nachzuprüfen, inwieweit eine edrte hydrodynamische Divergenz bei einem richtungsdivergenten Höhenwindfeld
vorliegt und ob wirklidi dieser Divergenzeffekt so ausschlaggebend an dem Gesamtbodendruckfall beteiligt ist.
Daß man in der Praxis qualitativ sehr gut mit der Richtungsdivergenztheorie arbeiten kann, hat, wie der
Verfasser hofft, auch die vorliegende Arbeit wieder gezeigt. Einzelne Meteorologen ziehen aus den Vergenzen
der Höhenkarten gefühlsmäßig sogar quantitative (zutreffende) Schlüsse in bezug auf die in 24 Stunden zu
erwartenden Druckänderungen. Das braudit aber nicht zu bedeuten, daß nun z. B. der Druckfall ausschließlich
von der Richtungsdivergenz herrührt. Wenn nämlich durch großklimatisch bedingte Ursachen die zum Druck
fall führenden Vorgänge (als solche seien hier nur aufgeführt: Reiner Richtungsdivergenzeffekt [Rechts
ablenkung] , aufsteigende Vertikalbewegung [Besdileunigung zum tiefen Druck] und Energie aus thermo
dynamischen Kreisprozessen) in einem annähernd konstanten Verhältnis zueinander stehen, so würde man
auch zu der oben genannten Erfahrung kommen können, obwohl möglicherweise der Anteil des reinen
Richtungsdivergenzeffektes nur einen relativ kleinen Beitrag zur Gesamtänderung liefert. Die außerordentlich
große Bedeutung der Richtungsdivergenzen bzw. -konvergenzen der oberen Luftströmung für die Prognose
bleibt davon selbstverständlich unberührt.
Der oben eingeführte Begriff der „Vergenz“ soll uns gleich in diesem Falle dazu dienen, die für weiter
gehende Untersuchungen notwendigen zahlenmäßigen Aufstellungen zwischen Richtungsdivergenzen der
Höhenströmung und beobachtetem Bodendruckfall einzuleiten. Am 24. hatten wir in der Höhenkarte eine
ausgeprägte Richtungsdivergenz und einen beachtlichen Bodendruckfall. Diese qualitativen Aussagen werden
jetzt mit Hilfe des Vergenzbegriffes quantitativ gefaßt: Bei einer Richtungsdivergenz von
— 178 Vergenz wurde ein dreistündiger Druckfall von etwa 6 mb am Boden
beobachtet. Den genaueren Zusammenhang gibt die Abbildung 45, wobei die Isopotentialen einen
Ausschnitt aus der Abbildung 9 (Tafel III) darstellen.