Dr. Carl Pflugbeil: Sturmtiefbildung ü. d. nordamerik. Kontinent (Höhenwetterkarten; Isentropen-Analyse) 23
Orten nicht überein, aber da die Höhenströmung eine deutliche Konvergenz in Richtung auf Chicago aufweist,
so ist eine stärkere Durchmischung der Luftmassen durchaus möglich. Jedenfalls müßte die Luftmasse nach
der Höhenkarte und nach den Pilotballonmessungen in der fraglichen Zeit annähernd über Chicago ange
kommen sein. Wenn wir aber für diese 8 Stunden trockenadiabatische Zustandsänderungen voraussetzen (die
relativen Feuchten weisen niedrige Werte auf), dann müssen allerdings die Luftmassen über Chicago wieder
mit derselben potentiellen Temperatur ankommen, d. h. die Luftmassen haben auf ihrem Wege eine merkliche
vertikale Abwärtsbewegung in den oberen Luftschichten durchgemacht, in Übereinstimmung mit der Feuchtig
keitsabnahme. Nimmt man die 310°-Isentrope, dann kommt man auf etwa 800 m, nimmt man die 308°-Isen-
trope, dann hat man etwa 500 m Absinkbewegung in 8 Stunden. Im Durchschnitt würden wir also mit einer
vertikalen Abwärtsbewegung von etwa I—2 m/min rechnen können, während in der 500 mb-Fläche gleichzeitig
der Gradientwind von 70 km/h bei Omaha auf etwa 135 km/h bis Chicago zunimmt. Damit haben wir einmal
auf direktem Wege einen zahlenmäßigen Zusammenhang festgestellt zwischen einer Konvergenz der Höhen
strömung und einer vertikalen Absinkbewegung. Die Entfernung von Omaha nach Chicago beträgt etwa
680 km. Um ein Zahlenmaß für die Beschreibung der Richtungskonvergenz der Höhenströmung zu haben,
geben wir die Zunahme der Geschwindigkeit des Gradienthöhenwindes auf eine Entfernung von 500 km an.
Auf 680 km nimmt der Gradient um 65 km/h zu; das ergibt für 500 km Entfernung eine Zunahme um etwa
48 km/h, und wir sagen kurz, die Richtungskonvergenz der Höhenströmung hat einen Wert von
, _ km 'h
48 .
500 km
Für diese neue Einheit möchte der Verfasser den Namen Vergenz* vorschlagen. Mit dieser Definition
können wir unser Resultat also in den Satz kleiden: Bei einer Richtungskonve.rgenz der
Höhenströmung in der 500 mb-Fläche von +48 Vergenz wurde eine vertikale
Absinkbewegung von 1 — 2 m/min beobachtet.
Aus der Abbildung 38 (Seite 22) entnehmen wir weiter, daß die Absinkbewegung in etwa 3 km Höhe
ihr Ende erreicht. Wir haben uns für diese Höhenlage die entsprechenden Höhenkarten hergestellt (Abb. 39
bis 40). Wir sehen in der 700 mb-Karte (Abb. 40), daß hier noch eine Richtungskonvergenz vorhanden ist.
* Der Ausdruck „Vergenz“ ist von F. Baur und H. Philipps zunächst als zusammenfassende Bezeichnung für
Konvergenz und Divergenz eingeführt worden. Beiträge z. Phys. d. fr. Atmosphäre, 24, 1938, S. 16: Die Bedeutung der
Konvergenzen und Divergenzen des Geschwindigkeitsfeldes für die Druckänderungen.