Dr. Carl Pflugbeil: Sturmtiefbildung ü. d. nordamerik. Kontinent (Höhenwetterkarten; Isen tropen-Analyse) 21
Tafel III). Die Niederschlagstätigkeit über Mexiko und Texas zu Beginn der Entwicklung am 22. und
23. Januar (vgl. Abb. 11, Tafel III), die durch einen langsam nordostwärts vordringenden, sekundären Kalt
lufttropfen bedingt war, kommt in unseren Differenzkarten (Abb. 41—42, Tafel VI—VII) nicht recht zum
Ausdruck. Wir hatten aber schon früher erwähnt, daß besonders im Winter beträchtliche Niederschläge aus
verhältnismäßig dünnen Wolkenschichten fallen können und es durchaus möglich ist, daß diese Schichten
durch unsere beiden isentropen Karten nicht erfaßt werden. Direktes Aufstiegsmaterial liegt aus dem fraglichen
Gebiet für diese Tage nicht vor.
In dem Gesamtverfahren der Isentropen-Analyse werden die isentropen Flächen wesentlich durch
Isentropen-Vertikalschnitte ergänzt, und in gewisser Weise gelangt man damit auch über die dünnen Schichten
der isentropen Karten hinaus zu Einblicken in das Wettergesdrehen. In der Ordinatenachse werden bei den
Vertikalschnitten geometrisdie Meter abgetragen; dargestellt werden potentielle Temperaturen 0 (ausgezogene
Linien) und Kondensationstemperaturen T 0 (gestrichelte Linien). Durch die potentiellen Temperaturen be
kommt man einen Überblick über die Neigungen aller isentropen Flächen der unteren Atmosphäre, während
die Kondensationstemperaturen ein Maß für die Feuchteverteilung darstellen. Da im Vertikalschnitt die
potentielle Temperatur nicht mehr konstant ist, geben die Kondensationstemperaturen nicht genau die spezi
fische Feuchtigkeit wieder; die sich maximal ergebenden Abweichungen von etwa 10—20% werden in Kauf
genommen (21). Die ausschließliche Verwendung von Temperaturen in der Darstellung bei Vertikalschnitten
hat einige Vorteile. Außer einer gleichmäßigeren Darstellung der Feuchtigkeitsverhältnisse und einem Anhalt
über die Stabilität in vertikaler Hinsicht kann man durch einfache Differenzbildung der beiden Temperaturen
0 — T 0 die Höhe des Kondensationsniveaus über der 1000 mb-Fläche angeben, indem man, dem trocken
adiabatischen Temperaturgradienten entsprechend, für je 1° C Differenz 100 m ansetzt. Um dann das Kon
densationsniveau über dem Meeresspiegel zu erhalten, braucht man nur noch die Höhe der 1000 mb-Fläche
in bekannter Weise zu berücksichtigen (5 mb entspredien 4 gdm). Damit nähern wir uns zugleich auch schon
einem Hauptanwendungsgebiet der Vertikalschnitte. Während nämlich einerseits die Frontflächen mit einer
isentropen Fläche zusammenfallen sollen (nach Roßby und Mitarbeitern), derart, daß unterhalb der Front
flächen ein größeres Gedränge der isentropen Flächen als darüber vorhanden ist, dienen die Isentropen in den
Vertikalschnitten andererseits direkt als Luftbahnen für die einzelnen Teilchen. Abbildung 37 möge das
Abb. 37: Isentroper Vertikalschnitt 25. I. 38.
verdeutlichen. Links oben von einem Aufstiegspunkt ist die potentielle Temperatur (°K), rechts oben die
Kondensationstemperatur (°K), links unten die aktuelle Temperatur (° C), rechts unten die spezifische
Feuchtigkeit (g/kg) und eingeklammert die relative Feuchtigkeit (%) angegeben. Die Linien sind im Abstand
von 5° gezogen. Auf die in Amerika übliche Eintragung der Höhenwinde und Wolken in diesen Karten haben
wir verzichtet, da gesonderte Ilöhenkarten zur Verfügung stehen. Wir betrachten im Aufstieg von Cheyenne
z. B. die Luftteilchen in der Höhe von 2700 m. In Amerika würde man dann erwarten, wenn die allgemeine
Luftströmung gerade von Cheyenne nach Oklahoma gerichtet ist, und dieses ist für den 25. Januar 1938 sowohl
in der 500 mb-Fläche als auch am Boden ziemlich gut erfüllt, daß die Luft längs den isentropen Flächen (aus