Skip to main content

Full text: 61, 1941

Dr. Carl Pflugbeil: Sturmtiefbildung ü. d. nordamerik. Kontinent (Höhen Wetterkarten ; Isentropcn-Analyse) 17 
aber das überaus kräftige Labilisierungsgebiet nicht spurlos vorübergezogen ist, erkennen wir an der zuge 
hörigen Niederschlagskarte (Abb. 12, Tafel III). Von Texas bis zu den Amerikanischen Seen hin erstreckt sich 
ein ausgedehntes, sehr intensives Niederschlagsfeld, und die Niederschlagssummen erreichen in 24 Stunden 
maximal sogar den sehr hohen Wert von 73,1 mm, wobei insgesamt zwei Stationen je über 70 mm, eine Station 
über 65 mm und nochmals zwei Stationen je über 50 mm melden. Wenn man dann noch beachtet, daß über 
einzelnen Teilen Nordamerikas (Connecticut und ¿Massachusetts) 10—15zöllige Schneedecken (25—38 cm) in 
einer einzigen Nacht durch die herangeführte Warmluft bei anhaltendem Regen zum Schmelzen gebracht 
wurden, so kann man sich ein Bild von den plötzlich auftretenden Wassermassen machen. 
In der Abbildung 31 (Tafel VI) kommt dann das große Labilisierungsgebiet des ersten Tages in der 
Nähe des unteren Mississippi zum Teil wieder zum Vorschein, da es jetzt über einem Raume erscheint, der 
vorher von Warmluftmassen stabiler Schichtung überdeckt war. Im Prinzip gibt dieses Labilisierungsgebiet 
das Anwachsen der Kaltluft wieder. Wir beachten noch das Stabilisierungsgebiet hart westlich der Amerikani 
schen Seen, das sich über Pensacola bis zum Mexiko-Golf hinzieht. An dem Temp Pensacola vom 25. Januar 
1938 (Abb. 25, Seite 15), können wir deutlich das Zustandekommen dieses Stabilisierungsgebietes erkennen. 
In den unteren Schichten ist Kaltluft herangeführt worden, während in den oberen Schichten die Abkühlung 
nidrt so stark ist. Daß aber in den untersten Schichten trotzdem stärkste Abkühlungen auftreten, haben wir 
schon früher (z. B. an Hand der Abb. 25, Seite 15, bei Pensacola) vermerkt. Beim Vordringen dieser unteren 
Kaltluft kann es natürlich in diesen Schichten auch zu Umlagerungen kommen (vgl. die gesättigte Luftschicht 
im Aufstieg von Pensacola), und in der Tat zeigt die Abbildung 13 (Tafel IV) gerade in diesem Stabilisierungs 
gebiet noch beachtliche Niederschlagssummen, während in den westlicher gelegenen Labilisierungszonen, welche 
durch das Anwachsen der Kaltluft Zustandekommen, kaum noch Kondensation eintritt. Im Winter ist es 
eben so, daß beträchtliche Niedersdrläge auch aus verhältnismäßig dünnen Wolkendecken fallen können, und 
unsere grobe Einteilung der unteren Atmosphäre in die beiden Schichten 1000—800 mb und 800—500 mb reicht 
zur detaillierteren Erklärung dann nicht mehr aus. 
F. Isentropen-Analyse und Vertikalbewegungen. 
In Nordamerika und in Europa werden zur Auswertung aerologischer Messungen im praktischen 
Dienst wesentlich verschiedene Verfahren angewandt. Während in Deutschland das Hauptziel der aerologi- 
schen Analyse eine Aussage über die Steuerung und Intensitätsänderung der Druckwellen ist, einsdrließlidi 
der überraschenden Neuentstehung großer Druckänderungsgebiete (1), (2), (12), (13), so wie wir es oben 
durchgeführt haben, verfolgt man in Nordamerika in besonderem Maße die Niederschlagsbildungen und damit 
auch die Zungen feuchter Luft (14). Natürlich hat man auch in Nordamerika das größte Interesse an Sturm 
zentren. Aber eine besondere Ausrichtung der praktisdien Meteorologie in bezug auf die Entwicklung 
solcher Sturmzentren scheint hier nicht zu bestehen; vielleicht weil hier die großen Stürme zum Teil durch 
tropische Orkane verursacht werden, deren Entstehungsbedingungen für die Praktiker bisher kaum zu 
erkennen waren. Die einzige Theorie, die m. W. die Entstehung tropischer Wirbelstürme in plausibler Weise 
wiedergibt und überdies praktisch anwendbar ist und auch mit Erfolg angewandt worden ist (im Ozeanfunk 
der Deutschen Seewarte, Hamburg), ist die von Rodewald (2). Nebenbei sei erwähnt, daß die Amerikaner 
ein ausgezeichnetes Beobachtungsnetz und einen gut funktionierenden Warndienst haben, wenn es sich um die 
Verfolgung schon vorhandener Wirbelstürme handelt. 
Im folgenden geben wir einen kurzen Überblick über die mit der Isentropen-Analyse verknüpften An 
schauungen 
Die Isentropen-Analyse ist durch Roßby und Mitarbeiter (4) in den synoptisdien meteorologisdien 
Dienst Nordamerikas eingeführt worden. Um Frontflächen festlegen zu können, muß man die Luftmassen 
beiderseits der Frontfläche durch genügend charakteristische Werte kennzeidinen und insbesondere auch von 
Tag zu Tag verfolgen können. Würde man eine feste Niveaufläche zum Vergleich nehmen, z. B. die 4030-m- 
Fläche, so würde eine Identifikation der Luftmassen von einem Tag zum anderen durch die fast immer vor 
handenen Vertikalbewegungen außerordentlich erschwert, da die betrachteten Luftmassen bis zum nächsten 
Termin bereits das fragliche Niveau verlassen haben könnten. Roßby hat daher schon 1932 (15) zwei konser 
vative Elemente zur Kennzeichnung der Luftmassen vorgeschlagen: Potentielle Temperatur und spezifische 
Feuchtigkeit. Die Voraussetzung, daß die potentielle Temperatur von einem Tage zum anderen konstant 
bleibt, bedeutet, daß man erstens nur trockenadiabatische Prozesse zuläßt, und daß man weiter von den nicht 
adiabatischen Strahlungseinflüssen absieht. Beide Voraussetzungen bedeuten aber wesentliche Einschrän 
kungen, die wohl in den seltensten Fällen streng zu Recht bestehen. Solange sich die potentielle Temperatur ft
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.