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Full text: 61, 1941

Dr. Carl Pflugbeil: Sturmtiefbildung ü. d. nordamerik. Kontinent (Höhen Wetterkarten; Iscntropen-Analyse) 9 
zu erkennen ist. Auf Grund dieser Richtungsdivergenz würde man aber noch kein stärkeres Fallgebiet progno 
stizieren. Am kommenden Tage zeigt die Karte der 500 mb-Fläche eine stark ausgeprägte Ricbtungsdivergenz 
der Höhenströmung über den Amerikanischen Seen. Zu diesem Zeitpunkt ist die Sturmtiefbildung allerdings 
längst eingeleitet, und ein großes geschlossenes Zirkulationssystem liegt bereits über dem Kontinent. In dem 
Gebiet dieser Richtungsdivergenz würde man einen weiteren merklichen Druckfall in den nächsten 24 Stunden 
erwarten. In der Tat zeigt das bis zum 25. zum Orkanzentrum angewachsene Tief noch eine Druckerniedrigung 
um 10 mb. Zugleich beachten wir, daß das Bodentief trotz der starken Änderungen der Höhenkarten doch für 
24 Stunden der Höhenströmung folgt (längs der Isopotentialen 532 dyn. Dekameter vom 24. Januar 1938), 
allerdings mit nur etwa 35 km/h, während der Gradientwind der Höhenströmung südwestlich von Chicago 
etwa 240 km/h beträgt. Ein Zeichen dafür, daß es sich hier um, man möchte sagen, „lebende“ Vorgänge 
handelt, und nicht etwa um ein reines Mitschwimmen in einer Strömung wie bei einem Stück „toten“ Holzes. 
An dem letzten Tage, für welchen Aufstiegsmaterial zur Verfügung steht, erkennen wir (Abb. 10, 
Tafel III), daß das Höhentief nun über dem Bodentief liegt und daß die Richtungsdivergenz der Höhen 
strömung fast völlig verschwunden ist. Dementsprechend verflacht sich das Bodentiefzentrum in den nächsten 
24 Stunden, und zwar um 10 mb, und in der Nähe des Höhentiefs und seines südwestwärts reichenden Aus 
läufers hält sich auch am Boden ein ausgeprägter Drucktrog. 
Zusammenfassend können wir also sagen: Die Höhenkarte vom 23. Januar 1938 läßt noch kein größeres 
Fallgebiet erwarten. Trotzdem ist am 24. eine kräftige Zyklogenese mitten im Gange. Vom 24. Januar 1938 an 
tritt die Höhenkarte wieder voll in ihr Recht. Die kräftige Richtungsdivergenz am 24. deutet auf weitere Ver 
tiefung bis zum nächsten Tage (10 mb), während am 25. eine im wesentlichen indifferente Höhenströmung 
den Höhepunkt der Entwicklung als überschritten ansehen läßt (bis zum 26. Auffüllung um 10mb). Man ist 
versucht, diese Auffüllung um 10 mb als Reibungseffekt aufzufassen; jedenfalls kann eine Richtungsdivergenz 
bzw. -konvergenz der Höhenströmung nicht herangezogen werden, da eine solche nicht vorhanden war. Dann 
müßte man aber auch am 24. Januar 1938 eine entsprechende Wirkung der Bodenreibung ansetzen, denn schon 
an diesem Tage war ein größenordnungsmäßig gleich großes zyklonales Zirkulationssystem vorhanden. Da 
vom 24. zum 25. tatsächlich aber noch eine Vertiefung um 10 mb eintritt, so ist man auf den ersten Blick geneigt, 
die durch die Richtungsdivergenz der Höhenströmung verursachte Vertiefung mit 20 mb anzugeben. 
Aber selbst wenn man ausschließlich mit den Vorstellungen der Divergenztheorie arbeitet, so stellt der Druck 
fall, welcher aus dem reinen Richtungsdivergieren der Höhenströmung herrührt, nur einen Teil dar. Qualitativ 
denkt man sich den Druckfall durch die in dem aufgelockerten Druckfeld infolge der Trägheit zu schnell 
bewegten Luftteilchen hervorgerufen (in dem aufgelockerten Druckfeld zu schnell bewegt, um im dynamischen 
Gleichgewicht zu sein); d. h. man geht von der Vorstellung aus, daß aus dem Richtungsdivergenzgebiet als 
Effekt der Trägheit Luftmassen herausgeschafft, „herausgepumpt“ werden. Man schließt also von der 
Richtungsdivergenz unmittelbar auf eine echte hydrodynamische Divergenz für diese Gebiete. Diese Wirkung; 
stellt man in der Divergenztheorie als die primäre hin; sie muß notwendig mit Abweichungen vom Gradient 
wind, vom Gleichgewicht verbunden sein. Bewiesen ist diese echte hydrodynamische Divergenz für die 
Richtungsdivergenzgebiete noch in keinem Falle, ja, sie braucht, selbst bei eintretendem Bodendruckfall, nicht 
einmal unbedingt vorhanden zu sein. 
Wenn man nämlich mit Palmen sein Hauptaugenmerk auf die vertikalen Kompensationsströme richtet, 
so könnte der Massenverlust in den Räumen mit richtungsdivergenter Höhenströmung zum Teil bzw. sogar 
völlig durch diese vertikalen Luftströme ausgeglichen sein*. Trotzdem könnte am Boden noch Druckfall ein- 
treten. Dazu braucht man sich nur vor Augen zu halten, daß bei dem fast durchweg auftretenden trockenen 
Absinken und dem meist vorliegenden feuchten Aufsteigen wesentlich verschiedene Temperaturänderungen 
auftreten. Durch diese kräftigen Erwärmungen bei Absinkbewegungen muß der Druck hier relativ zur Um 
gebung ansteigen (die Isobarflächen wölben sich nach oben auf), es müssen also Luftmassen nach den Seiten 
abfließen. Dieses äußert sich darin, wie P. Raethjen (advektive und konvektive, stationäre und gegenläufige 
Druckänderungen. Met. Zschr. 1939, Bd. 56, Heft 4, S. 140) gezeigt hat, daß unter normalerweise vorkommen 
den Verhältnissen ein Absinken stratosphärischer Massen um 300 m schon dieselbe Druckerniedrigung her 
vorruft wie eine Hebung troposphärischer Luftmassen im feuchtlabilen Feld um 4000 m. Auch bei anderen, 
meist vorkommenden vertikalen Temperaturgradienten in der Troposphäre ist die Absinkbewegung für den 
Bodendruckeffekt anteilmäßig durchweg ausschlaggebend; d. h., es tritt bei den gleichzeitig auftretenden 
Vertikalbewegungen (Absinken oberhalb, Aufsteigen unterhalb des Divergenzgebietes) am Boden Druckfall 
ein, jetzt aber durch den statischen Effekt der warmen, absinkenden Luft (oberhalb des Divergenzgebietes) 
bedingt. Durch den Palminschen Tropopausen-Trichter ist nahegelegt, daß tatsächlich über solchen Richtung?- 
* Vgl. auch bei R. Scherhag (1).
	        
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