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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte und des Marineobservatoriums — 61. Band, Nr. 3
Gebirge zur Auswirkung kommende Kaltfront ist jetzt deutlich erkennbar und schon bis in die Nähe des
Mexiko-Golfes gelangt, während zugleich die bisher mehr oder weniger stagnierende subtropische Warmluft
über den Südstaaten nordwärts in Bewegung gesetzt ist.
Obwohl schon jetzt mitten über dem Lande ein ausgedehntes Starkwindfeld besteht, ist nach abermals
24 Stunden trotz der entgegenwirkenden Bodenreibung noch eine weitere merkliche Vertiefung eingetreten,
und bei den Amerikanischen Seen befindet sich nun ein Orkantief von 975 mb (Abb. 4, Tafel II).
Die Wetterkarte vom 26. Januar 1938 (Abb. 5, Tafel II) zeigt dann, daß der Höhepunkt der Entwicklung
überschritten ist. Aber noch immer herrschen über großen Gebietsteilen Nordamerikas starke Luftdruck
gegensätze.
Von den 23 im Monthly Weather Review, Vol. 66, 1938 mitgeteilten schweren lokalen Stürmen für
Januar 1938 entfallen allein 13 auf das Konto des fraglichen Sturmtiefs. Die Schäden erreichen nach diesen
Angaben in der Umgebung der Orte Rochford, Ambroy, Kewanee und La Salle, Ind., durch Regen und Hoch
wasser am 23. und 24. Beträge von 600 000 Dollar, während in anderen Landstrichen noch Schadenschätzungen
von 15 000 Dollar Vorkommen. In New York betrug am 24. bzw. am 25. die maximale Windgeschwindigkeit
51 bzw. 59 Meilen pro Stunde (23 bzw.*26 m/sec.) mit Spitzenböen bis 61 bzw. 67 Meilen pro Stunde (27 bzw.
30 m/sec.). In Marquette, Mich., erlangten die Schneeverwehungen durchschnittlich eine Höhe von 3 m, ver
einzelt sogar eine soldic von 5 m. Der gesamte Straßen- und Eisenbahnverkehr war für Tage lahmgelegt. Die
maximale Windgeschwindigkeit dieses Monats für die freie Atmosphäre wurde am 25. Januar 1938 in Abilene,
Tex., in 4590 m Höhe zu 74,6m/sec. ermittelt.
Alles in allem handelt es sich also um eine plötzliche Sturmtiefbildung, bei welcher nicht nur die
Energetik, sondern auch die Möglichkeit einer rechtzeitigen prognostischen Erfassung von besonderem
Interesse ist.
C. Massenfeld und Richtungsdivergenz der Höhenströmung.
In der Abbildung 6 sind die Orte mit Tempaufstiegen für die fragliche Zeit zur Darstellung gebracht.
Wir betrachten im folgenden zuerst die absoluten Topographien der 500 mb-Fläche (Abb. 7—10, Tafel III)
Abb. 6: Das Netz der beteiligten Aufstiegsstationen. 22. I. 38.-25. 1. 38.
Am 22. Januar herrscht über dem mittleren Teil Nordamerikas eine mehr oder weniger zonal gerichtete, ziemlich
gleichmäßige Höhenströmung, während über Mexiko ein Höhentief liegt. Eine besondere Richtungsdivergenz
ist nicht zu erkennen.
Am nächsten Tage (Abb. 8, Tafel III) ist das Höhentief nordostwärts gezogen, während nun auch eine
leichte Richtungsdivergenz der Höhenströmung von Texas ausgehend in Richtung des mittleren Mississippi