Fr. Model : Pegelstationen des Kriegsmarine-Pegelnetzes der Ostsee.
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vom Pegelwärter nur vorgenommen werden, wenn er den Pegelbrunnen besucht, und das ist
höchstens wöchentlich einmal der Fall. Das bis jetzt vorliegende Beobachtungsrnaterial reicht
nicht aus, diese Frage bis ins einzelne zu diskutieren. Außerdem wird diesen Dingen erst seit
1940 nachgegangen, da verständlicherweise bisher die Hauptaufmerksamkeit dem Gesamt
fragenkreis der Pegelstation gewidmet wurde, wovon diese Arbeit ja berichtet. Nachdem diese
Entwicklung als abgesdilossen betrachtet werden kann und auch die endgültigen Gerätetypen
erprobt sind, wird der Beseitigung der kleinen und kleinsten Fehler nachgegangen, und in
dankenswerter Weise sind die einzelnen Firmen durch Zusatzkonstruktionen, gelegentlich so
gar durch Neukonstruktionen auf die Anregungen der Seewarte eingegangen, so daß die
Geräte, die bis jetzt eingebaut sind, bereits wesentliche Verbesserungen gegenüber jenen auf
weisen, deren Angaben zu obiger Fehlerbetrachtung benutzt wurden. Wir müssen also die
Fehlerfrage noch offen lassen. Aus den Untersuchungen, die während der Abfassung des
Manuskriptes eingeleitet wurden, erwächst mit großer Wahrscheinlichkeit die Hoffnung, inner
halb der nächsten Jahre den mittleren Fehler noch wesentlich herabdrücken zu können.
Wir kehren zur Auswertung zurück: Laufend, und zwar Monat für Monat, wird die Höhen
lage der „Nullinie“ mit Hilfe der Bandmaßpegehiblesungen berechnet, bezogen auf Bandmaß
pegelnull. Diese Berechnung nimmt nicht mehr Zeit in Anspruch als die laufende Beschriftung
usw. der Bogen und steht in keinem Verhältnis zu der Zeit, die zur normalen Ablesung der
Wasserstandskurve benötigt wird. Diese Ablesungen (Stundenmittel, Extrema usw.) erfolgen
in üblicher Weise von jener Nullinie aus. Zu den berechneten Zahlenwerten wird die Höhen
lage der Nullinie addiert. Am Ende jeden Jahres werden dann die Korrekturen gegenüber N.N.
angebracht, falls sich nämlich die Differenz zwischen Bandmaß- und Lattenpegel oder die
Höhenlage des Lattenpegels geändert haben sollte.
Anweisung für den Pegelbeobachter.
Mit den Seepegeln der Deutschen Seewarte ist ein Stationsnetz an der Ostsee errichtet
worden, das mit der bis jetzt üblichen Einteilung der Pegel — „im Tidegebiet“ und „außer
halb des Tidegebietes“ — nicht verträglich ist. Die Ostsee gehört zum Tidegebiet, aber die
dort auftretenden Gezeiten sind so gering, daß sich nach ihnen die Aufstellung. Geräteauswahl
und Betreuung der Pegel nicht richten kann. Um nur ein konkretes Beispiel zu nennen: „im
Tidegebiet“ entspricht eine Trommelumdrehung einem einzigen Tag, während wir in der Ostsee
mit wöchentlichem Trommelumlauf auskommen. Andererseits lassen sich aber auch nicht die Be
stimmungen für die Pegel „außerhalb des Tidegebietes“ auf die Ostsee anwenden, denn sie
sind für binnenländische Verhältnisse zugeschnitten. Um auch hier nur ein konkretes Beispiel
zu nennen: Kontrollablesungen am Bandmaß- bzw. Lattenpegel lassen sich im Seebereich nicht
Tag für Tag zur gleichen Uhrzeit vornehmen, sondern sind von den Sicht- und Seegangsver
hältnissen abhängig. Die in der Pegelvorschrift niedergelegten Richtlinien mußten deshalb den
Ostseeverhältnissen angepaßt werden, und so war die Deutsche Seewarte gezwungen, neue
Anweisungen für die Pegelbeobachter zusammenzustellen, die sich den Eigenarten des Kriegs
marinepegelnetzes anpassen mußten. Sie seien der Vollständigkeit wegen zum Schlüsse an
geführt: