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Aus dem Archiv der Deutsdien Seewarte und des Marineobservatoriums. — 61. Band. Nr. 2.
monatlich, sondern alle halben Jahre durchgeführt. Die Differenz B — 5a gegen L — 5a gibt
den Unterschied zwischen Latten- und Bandmaßpegelnull, sie soll Null sein, zumindest konstant.
Da der Lattenpegel eingewogen und laufend kontrolliert wird, wird auf diese Weise laufend
der Nullpunkt des Bandmaßpegels überprüft.
Hier müssen noch einige Bemerkungen angeschlossen werden. Auf die Bandmaßpegel
ablesungen überhaupt zu verzichten, da ja sddießlich doch die Lattenpegelablesungen benutzt
werden, ist nicht angängig, da der Lattenpegel nicht täglich abgelesen werden kann: sobald ein
gewisser Seegang oder eine Dünung aufkommt, ist es unmöglich, die Höhe des Wassers am
Lattenpegel auch nur zu schätzen (vgl. S. 29). So kann es Vorkommen, daß über Wochen hinweg
keine oder nur ungenaue Lattenpegelschätzungen vorliegen. Außerdem schwankt die Häufig
keit und Genauigkeit der Lattenpegelablesungen mit der Jahreszeit: im Winter liegt nur ein
Bruchteil der Sommerablesungen vor, da bekanntlich infolge der allgemeinen Zirkulation der
Atmosphäre die See im Winter häufiger unruhig als im Sommer ist. Das Ausgangsmaterial zur
Nullinienberechnung wäre also inhomogen, würden dazu die Lattenpegelablesungen allein be
nutzt. Aus den gleichen Gründen sind diese Ablesungen auch viel zu ungenau (vgl. S. 29), als
daß durch Mittelbildung über einen einzigen Monat hinweg die Höhenlage der Nullinie be
rechnet werden könnte. Über größere Zeiträume als Monate zu mittein ist, wie sich gleich zeigen
wird, unpraktisch. Erstens verzögert sich dadurch die laufende Auswertung über Gebühr, zum
anderen treten Nullpunktverschiebungen beim elektrischen Pegel auf. Der oben beschriebene
Vergleich zwischen Latten- und Bandmaßpcgel durch Berechnung von B — 5a minus L — 5a
kann deshalb nicht im Sinne einer regelmäßigen Neuberechnung durchgeführt, sondern immer
nur als Stichprobe benutzt werden, nämlich dann, wenn eine hinreichend große Zahl von Latten
pegelablesungen vorliegt. Audi dann übersdireiten die einzelnen Ergebnisse oft das zulässige
Maß von Ungenauigkeit. Wohl aber kann durch Zusammenstellung der Differenzen B — 5a
minus L n — 5 a„ über ein ganzes Jahr hinweg beurteilt werden, ob es sidi nur um übliche
Streuung infolge von Ableseungenauigkeiten handelt oder ob ein systematischer Gang vorliegt;
wie schon durch die mathematische Symbolik angedeutet, wird jeder einzelne Wert L„ — 5 a D
mit dem Mittelwert B — 5a eines Monats verglichen und graphisch dargestellt, indem die
Differenzen über einer Jahreszeitachse aufgetragen werden. Streuen die Werte nicht, sondern
liegt eine systematische oder spontane Änderung vor, so kann durch Ausgleichung oder andere
Methoden, wie Korrektur von dem Zeitpunkt ab, an dem offensichtlich die Störung eintrat,
nachträglich für die Ablesungen eines ganzen Jahres eine geringe Korrektur angebracht werden.
Um welche Beträge handelt es sich dabei? Im Jahre 1939 schwankten die Differenzen in
Arkona um etwa 3 cm, und zwar nahmen sie erst zu und späterhin wieder ab. Dieser Schwan
kung entspridit eine Registrierfederverstellung um 6 mm. Was kann diese Ungenauigkeit ver
ursacht haben? Naheliegend ist zunächst die Vermutung, daß es sich um Ablesefehler am Band-
mafipegel handelt. Der Berechnung liegen 287 Bandmaßpegelablesungen zugrunde, die in
üblicher Weise zu einer Fehlerberechnung benutzt wurden: es wurde die Summe (B — 5a
— B n +5a n ) 2 durch 286 dividiert, und es ergab sich ein mittlerer Beobachtungsfehler von
± 1.5 cm; dieser Wert ist für Meeresverhältnisse erfreulich niedrig, zumal, wenn man bedenkt,
daß das Bandmaß auf mehrere hundert Meter mit dem Fernrohr abgelesen wird und nur
Zentimetereinteilung besitzt. Die gleiche Berechnung für die Lattenpegelablesungen von He
ringsdorf (vgl. S. 29) ergab einen mittleren Fehler von ± 5 cm. Der Fehler, der durch die
Längenänderung des Bandmaßes entsteht (S. 31). geht in die Berechnung des Beobachtungs
fehlers nicht mit ein, da B — 5a ein Monatsmittelwert ist und innerhalb so kurzer Zeiträume
Längenänderungen des Bandmaßes vernachlässigt werden können, wohl dagegen in die Diffe
renz Bandmaßpegel—Lattenpegel. Außerdem geht der Registrierfehler des elektrischen Pegels
in die Schwankungsbreite von 3 cm durchaus ein, denn die Berechnung erfolgte ja über die
Registrierkurve hinweg. Fehler in der Registrierung können durch ein ..Außer-Tritt-Fallen“
(S. 25) oder durch die innere Reibung im Gerät (S. 29) zustande kommen. Die Größe dieser
Fehler kann mit Hilfe cler Ablesungen am Geber des elektrischen Pegels (S. 39) abgeschätzt
werden, indem diese Z n genau so wie die B n und U, behandelt werden. Nun liegen aber Ab
lesungen am Geber des elektrischen Pegels noch seltener als Lattenpegelablesungen vor. da sie