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Full text: 61, 1941

Fr. Model : Pegelstationen des Kriegsmarine-Pegelnetzes der Ostsee. 
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verfeinerte sich, die Ergebnisse wurden differenzierter, Kleinarbeit machte sich erforderlich, 
und so erlahmte das Interesse der großen Öffentlichkeit. Das errichtete Netz von Lattenpegeln 
aber hat sich, wenn auch mit Lücken, bis in die Gegenwart erhalten. 
Noch einmal wtirde der Wasserstand der Ostsee zum Gegenstand lebhafter Diskussionen. 
Als Bessel vor hundert Jahren die Länge des Sekundenpendels auf der Berliner Sternwarte 
bestimmte, fehlte ihm als wichtigster Reduktionsfaktor die Höhe von Berlin „über Meeres 
niveau“. Auf Veranlassung von Alexander v. Humboldt führte deshalb der spätere Direk 
tor des Geodätischen Instituts, Baeyer, ein trigonometrisches Nivellement zwischen Swine 
münde und Berlin aus, wobei er als Nullpunkt, auf den sich das gesamte Nivellement bezieht, 
das in Swinemünde angenommene „Mittelwasser“ zugrunde legt. Die Geodäten der damaligen 
Zeit gingen von dem Grundgedanken aus, daß die Meeresoberfläche mit einer Niveaufläche zu 
sammenfällt. Es ging darum, in ganz Europa einen einheitlichen Nullpunkt zu schaffen, der 
eben mit der Meeresoberfläche zusammenfallen sollte. In dem dieser Frage wegen ausbrechen 
den Meinungsstreit beschloß die Europäische Gradmessung (1864), die mittlere Höhe der ein 
zelnen Meeresgebiete vom Mittelländischen Meer bis zur Ostsee zu bestimmen, und zwar mit 
Hilfe von Registrierpegeln. In Preußen wurden daraufhin die Schreibpegel des Geodoätischen 
Instituts gegründet, die um die beiden marineeigenen Pegel Marienleuchte und /\rkona (Abb. t 
Seite 12) vermehrt wurden. Wieder war es Seibt, der in dem Seibt-Fueßsdien Schreibpegel 
das Standardinstrument schuf, das am besten geeignet war, das notwendige Material für den 
hier vorliegenden Fragenkreis beizutragen. 
Inzwischen wurde durch ein Nivellement von Amsterdam nach Berlin von anderer Seite 
ein „Normalnullpunkt“ geschaffen, der Ausgangspunkt unseres jetzigen Reichshöhennetzes. Die 
ursprüngliche Aufgabe der Schreibpegel, nämlich zur Prüfung der Frage beizutragen, ob die 
Meeresoberfläche eine Niveaufläche ist, geriet in Vergessenheit und wurde betreffs des Normal 
nullpunktes gegenstandslos. Aber die Schreibpegel arbeiten noch heute und sind, wie eingangs 
erwähnt wurde, die einzigen Registriereinrichtungen, die bis jetzt zu ozeanographischen Un 
tersuchungen zur Verfügung standen. 
Wir stehen am Anfang einer dritten Epoche, die die Wasserstände der Ostsee zur Diskussion 
stellt. Es geht um physikalische Zusammenhänge von Strom, Wind. Dichteaufbau usw. und 
Wasserstand. Daß diesen Untersuchungen von vornherein das geeignete Beobachtungsmaterial 
zur Verfügung gestellt wird, ist dem Oberkommando der Kriegsmarine zu danken, das die 
nidit unerheblichen Geldmittel für die Bauten zur Verfügung stellte und sich für ihre Durch 
führung einsetzte. Für ozeanographische Zwecke muß die Höhe des Wasserstandes an der freien 
Küste gemessen werden. Das wissenschaftliche Interesse verlangt, daß die Pegel gerade nicht 
an den Stellen errichtet werden, an denen irgendein Einfluß durch Hafenbauten oder der 
gleichen zu befürchten ist, denn es geht nicht darum, möglichst langzeitliche Mittelwerte zu 
bilden, sondern fehlerfreie Augenblickswerte des Wasserstandes zu erhalten. Auch die Didite 
des Beobachtungsnetzes muß sich diesen Bedürfnissen anpassen; ebenso wie z. B. die Frage des 
einheitlichen Maßstabes sich nach der Genauigkeit richten muß, die verlangt wird, und nicht 
durch bisherige Gepflogenheiten beeinflußt werden darf. 
Wie sich sehr bald zeigen wird, ist die Errichtung eines so großzügig geplanten Beob 
achtungsnetzes längs der deutschen Ostseeküste nidit das Werk eines einzigen, am wenigsten 
das des Verfassers, und kann es auch gar nicht sein. Die Deutsche Seewarte erhielt den Auftrag, 
Pegelstellen zu erriditen; das Oberkommando der Kriegsmarine erbat vom Reichsverkehrs 
minister die Mitarbeit der Wasserstraßenämter, durch deren Unterstützung die Seewarte ihre 
größte Hilfe erhielt. Auf den zuständigen Behörden, etwa auf dem Wasserstraßenamt Ostsee, 
Kiel, beschäftigte sich nun nidit nur der Vorstand, sondern gelegentlich das gesamte Amt mit 
der Konstruktion und Bauleitung der zu errichtenden Pegel. Schon in den ersten Bauten wurde 
so eine große Anzahl von Einzelerfahrungen verwertet, die zu der auch bei den späteren Kon 
struktionen verwendeten diarakteristischen Pegelbrunnenform führten. Bei jedem weiteren 
Bau wurde von der Grundform ausgegangen und die Veränderungen angebradit, die sich in 
der dazwischenliegenden Erprobungszeit als wünschenswert herausgestellt hatten. Zugleich
	        
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