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Full text: 61, 1941

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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte und des Marineobservatoriums. — 61. Band. Nr. 2. 
dem Sand und Eisgang standgehalten. Selbst die harte Belastungsprobe durch den Rekordwinter 
1959/40 wurde mit zwei Ausnahmen überstanden, welche jedoch zeigten, daß nur der zuletzt 
erreichte Typ dieser Bauten wirklich allen Anforderungen gewachsen ist. 
Bei drei Anlagen, nämlich Wustrow-Rerik, Heringsdorf und Zoppot. konnte auf den Bau 
besonderer Pegelbrunnen verzichtet werden, weil hier Molen oder Brücken so weit in die freie 
Ostsee hinausgebaut sind, daß die Hauptforderung an das neue Pegelnetz — Wiedergabe der 
freien Ostseeschwankungen — hinreichend erfüllt, erschien. In diesen Fällen genügte ein Rohr 
am äußeren Ende der Mole oder Brücke zur Aufnahme cler Schwimmer oder Tauchglocken. 
Für den Leser der folgenden Abhandlung wird es zunächst befremdend sein, daß cler ent 
wickelte Typ dieser Pegelbrunnen in jeder Anlage vier verschiedene Geräte zur Feststellung 
des Wasserstandes enthält. Deshalb seien einige Worte zur Erklärung vorausgeschickt. 
Die Deutsche Seewarte entschloß sich auf Grund der gemachten Erfahrungen für den 
Schwimmerpegel, bei welchem die Bewegungen des Schwimmers im Brunnen auf elektrischem 
Wege zu der Registrierstelle an Land übertragen werden. Nun wird diesem System der Vor 
wurf gemacht, daß bei Störungen im elektrischen Teil — Ausfall des Stroms für kürzere oder 
längere Zeit — cler Pegel „außer Tritt fällt", d. h., daß die Bewegungen des Schwimmers vor 
übergehend nicht auf die Registriertrommel an Land übertragen werden, die Schreibfeder 
geradeaus schreibt, und daß bei Wiedereinsetzen des elektrischen Stromes die Schreibfeder nicht 
auf clen richtigen Wasserstand zurückkehrt, sondern in der Höhe weiterschreibt, in welcher sie 
bei Ausfall des Stromes zufällig stand. Um ein derartiges „Außertrittfallen“ zu erkennen und 
die Registrierung nachträglich berichtigen zu können, wurde in clen Brunnen ein zweiter 
Schwimmer gesetzt, welcher clen Wasserstand mechanisch auf eine ebenfalls im Brunnen 
befindliche Registriertrommel schreibt. Es hat sich übrigens gezeigt, daß das Außer trittfallen 
bei hinreichender Wartung und bei Stromversorgung durdi Akkumulatoren äußerst selten ist. 
Bei den genannten beiden Geräten — elektrisches und mechanisches Registriergerät — ist 
die Stellung cler Schreibfeder auf dem Registrierbogen nicht starr an den jeweiligen Stand der 
Schwimmer im Wasser gebunden. Die Schreibfeder kann von Hand auf und ab bewegt werden, 
sie kann sidi verbiegen, der Registrierbogen kann sidi verziehen oder falsch aufgelegt werden, 
das Schwimmerseil kann sich recken u. a. nt. Das bedeutet, daß bei diesen Geräten die Null 
punktserhaltung keineswegs garantiert ist. Deshalb wurde an jedem Pegelbrunnen außen ein 
Lattenpegel angebracht und einnivelliert, nach welchem bei jedem Auflegen eines neuen Re 
gistrierbogens die Schreibfedern auf clen augenblicklichen Wasserstand eingestellt werden und 
nach welchem täglich mehrmals der wahre Wasserstand notiert wird, um nach Abnahme der 
Registrierbogen die dort gemachten Aufzeidmungen auf Nullpunktserhaltung kontrollieren 
bzw. berichtigen zu können. 
Da die Pegelbrunnen im freien Wasser stehen, wo stets mehr oder weniger Seegang 
herrscht, ist eine unmittelbare Ablesung des Lattenpegels selbst selten möglich. Dieser Umstand 
führte zur Anbringung eines vierten Gerätes am Pegelbrunnen, des sogenannten Bandmaß- 
pegels. Dies ist ein mechanischer Schwimmerpegel, bei dem das Schwimmerseil, welches sonst 
die Schwimmerbewegung auf die Schreibfeder überträgt, durch ein Meßband ersetzt ist, wie es 
die Geodäten benutzen. Das Meßband trägt an einem Ende clen Schwimmer, ist oben frei be- 
weglidi über eine Rolle geführt und trägt an dem herabhängenden Ende ein Gegengewicht. 
Schwimmer. Band und Gegengewicht bewegen sich in einem außen am Brunnen angebrachten 
Eisenrohr, welches am oberen Ende ein Fenster mit einer Strichmarke besitzt. Bei cler Auf- und 
Abbewegung des Schwimmers erscheinen also in dem Fenster wechselnde Zahlen des Meß 
bandes, welche den augenblicklichen Wasserstand angeben und auch von Land aus mit einem 
Fernglas abgelesen werden können. Um nun eine genauere Ablesung als am freistehenden 
Lattenpegel zu ermöglichen, ist das Eisenrohr unten geschlossen und besitzt nur eine kleine 
Öffnung, durch welche das Wasser ein- und austreten kann, so daß der Schwimmer und das 
Bandmaß durch kurzperiodische Wasserbewegungen — Wellen, Dünung — nicht bewegt wer 
den. Diese Dämpfung ist so gewählt, daß das Bandmaß während der Ablesung selbst beim 
stärksten Seegang praktisch stillsteht und doch den augenblicklichen Wasserstaue! mit größter
	        
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