Josef Marner: Die klimatischen Bedingungen für die Siedlung von Nordeuropäern in den Tropen.
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10 ) Nr. 24, S. 19 ff.
u ) Nr. 37, S. 690—710.
12 ) Nr. 38, S. 1738/39.
2. Für Deutsch-Ostafrika wird eine Untersuchung der als wesentlich erkannten Klima-Faktoren
und ihrer Kombinationen durchgeführt, um auf dieser Grundlage ein Urteil über die Möglichkeit
einer dauernden Ansiedlung von Nord-Europäern in dem Schutjgcbiet zu gewinnen.
A. Untersuchung der für die Tropen wesentlichen klimatischen Faktoren
und ihrer Koppelungen.
Als die wesentlichen auf den Europäer ungünstig wirkenden Klimafaktoren der Tropen können all
gemein gelten:
1. die starke Sonnenstrahlung,
2. der dauernd hohe Betrag der Lufttemperatur und ihre geringe jährliche Schwankung,
3. die „Wetterlosigkeit“, die sich z. B. in der Geringfügigkeit der kurzfristigen unperiodisehen Schwan
kungen der meteorologischen Elemente zeigt,
4. die Koppelung hoher Lufttemperatur und großer Luftfeuchte, die das Gefühl drückender Schwüle
hervorruft,
5. die manchenorts auftretende, längere Zeit anhaltende geringe Sonnenscheindauer und die große
Nebelhäufigkeit.
1. Die Strahlung.
Die Strahlungsstärke, die unmittelbare Sonnen- und Himmelsstrahlung und die Rückstrahlung, läßt sieh
bisher zahlenmäßig nur unvollständig erfassen. Man hat früher die Strahlungstemperatur mit einem Schwarz
kugelthermometer gemessen. Diese Methode hat sich als nicht zuverlässig erwiesen. Die Rußschicht der
Schwarzkugel ändert sich offenbar rasch, und die Korrektion wechselt daher sehr schnell und unregelmäßig.
Gleichwohl werden die Ergebnisse der Messungen mit solchen Thermometern im folgenden in Ermangelung
eines Besseren mitgeteilt. Es wird aber nochmals auf ihre Unzuverlässigkeit hingewiesen. Einen Anhalt für
die Strahlungsstärke geben in gewisser Weise die Bodentemperaturen. Doch ist zu berücksichtigen, daß der
Boden je nach Farbe, Zusammensetjung, Bewuchs und Lage zur Richtung der Bestrahlung verschieden er
wärmt wird. Heute dienen zur Messung der Wärmestrahlung der Sonne Pyrheliometer, Aktinometer und
Pyranometer 10 ). Die Strahlungswärme wird dabei in g cal/cm' min bestimmt.
Außer der Strahlungsstärke ist auch die physikalische Zusammensetjung der Strahlen, vornehmlich der
Anteil der Ultraviolettstrahlen wesentlich, da diesen für die Bio- und Anthropo-Klimatologie besondere Be
deutung zukommt. Es liegen erst wenige Untersuchungen dieser Art aus den Tropen vor. In erster Linie
wären die Messungen von G. Riemerschmid 11 ) in den Monaten Dezember 1934 bis Mai 1935 in Nairobi
(Kenia) zu nennen.
Diese Untersuchungen haben ergeben, daß die Summe von Sonnen- und Himmelsstrahlung während der
angegebenen Zeit in Nairobi durchschnittlich ebenso groß war wie in den Sommermonaten in Arosa. Die
Intensität der Sonnenstrahlung ist aber zwischen 9 und 15 Uhr an wolkenlosen Tagen in Nairobi etwas
größer als an einem wolkenlosen Junitag während derselben Stunden in Arosa. Unter gleichen Meßbedin
gungen würde in der Mittagszeit ein Mensch am 25. 8. 1935 in Potsdam schätjungsweise von 555 cal getroffen
worden sein, während in Nairobi dafür am 6. 3. 1935 875 cal anzusetjen wären. Die Ultraviolettstrahlung
war im Januar 1935 in Nairobi während vieler Stunden wesentlich größer als die Mittagsintensitäten in Arosa.
Büttner 12 ) fand in mittleren Höhen (bis über 1000m) in den ostafrikanischen Tropen im September
1937 verhältnismäßig niedrige Werte der UV-Strahlung. Er führt dies z. T. auf starken Dunst in der niederen
Atmosphäre, hervorgerufen durch Grasbrände in der Trockenzeit, zurück.
Sehr wenig geklärt ist noch die Gefährdung des Menschen durch die Sonnenstrahlung. Es ist dabei zu
unterscheiden zwischen Hitjschlag und Sonnenstich. Der Hi^schlag ist eine Folge von Wärmestauung; es
treten erst warnende Symptome, Störungen des Wohlbefindens, auf. Er erfolgt nur, wenn nicht für hin-