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Full text: 60, 1940

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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte und des Marineobservatoriums. — 60. Bd. Nr. 1. 
5 ) Nr. 9, S. 22 ff. 
) Nr. 10, S. 87. 7 ) Nr. 11, S. 318. 
') Nr. 12, S. 34/35. 9 ) Nr. 13, S. 43. 
Umstände begünstigten die dortige Weißensiedlung, wie Fernhaltung von Eingeborenen, Erschließung durch 
moderne Verkehrsmittel, verhältnismäßig gute ärztliche Versorgung, fortgeschrittene Verstädterung in Ver 
bindung mit der erleichterten Durchführung hygienischer Maßnahmen und ein hoher Lebensstandard. Da 
dort schon seit Generationen eine weiße Bauernbevölkerung lebt und arbeitet, ist der australische Arzt 
Ci 1 ento der Ansicht, daß in den Tropen von reinen Klimaschä tligungen nicht die Rede sein könne. 
Diesem Standpunkt schließen sich viele Forscher an 5 ). 0. Fischer“) faßt seine Untersuchungen über 
Queensland und Espirito-Santo folgendermaßen zusammen: „Der Weiße (und zwar der kaltländische Euro 
päer) kann bei Beachtung gewisser Regeln ohne Schädigung in den Tropen siedeln und arbeiten. Die Frauen 
bleiben gesund, Kinderaufziehen macht keine ernsten Schwierigkeiten, eine Fortpflanzung über Generationen 
ist gesichert ohne Abnahme der körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit und unter Bewahrung der 
rassischen Reinheit.“ Unter „Beachtung gewisser Regeln“ ist wohl die Anwendung der reichen Erfahrungen 
über die zweckmäßigste Lebensführung in den Tropen zu verstehen, also alles, was die Tropenhygiene in 
bezug auf Kleidung, Nahrung, Hausbau, körperliche Arbeit und Zusammenleben mit den Eingeborenen für 
die Gesunderhaltung des Europäers als notwendig erachtet. 
Auch Sapper 7 ) gibt die Möglichkeit zu, daß in Espirito-Santo und in Queensland eine Dauer 
akklimatisation kaltländischer Weißer gelingen kann. Aber er warnt wie andere Forscher davor, die günstigen 
Erfahrungen der Siedlungskolonien in Nord-Queensland und Espirito-Santo für die gesamten Tropen zu 
verallgemeinern. Neben anderen Geographen weist vor allem Troll 8 ) in diesem Zusammenhang darauf hin, 
daß die Tropen in ihren klimatischen Bedingungen große Unterschiede aufweisen. Man kann die Er 
fahrungen, die man in bezug auf die Wirkung des tropischen Klimas in einem* bestimmten Gebiet gewonnen 
hat, nicht einfach auf andere übertragen. Selbst innerhalb des tropischen Regenwaldgürtels gibt es klimatisch 
gesündere und weniger gesunde Gebiete 9 ). Queensland ist ein Gebiet randtropischer Lage. In der winterlichen 
Trockenzeit kühlt es merklich ab; die jetjt vorhandene Passatströmung mildert die Wirkung des Klimas, da 
die Verdunstung des Schweißes das Ertragen hoher Wärmegrade erleichtert. 
Vor allem schafft der Wind große örtliche Unterschiede. Außer den Passaten und Monsunen sind es in 
Küstengebieten See- und Landwinde und im Innern Berg- und Talwinde, durch die die einzelnen tropischen 
Gebiete stark beeinflußt werden können. Windrichtung und Windstärke sind daher von wesentlicher Be 
deutung. Man muß ferner natürlich auch die Gebiete mit randtropischer Lage von den Binnentropen trennen. 
Ebenso unterscheidet sich das tropische Küsten- und Niederungsklima erheblich vom tropischen Höhenklima. 
Wenn also die Fortschritte der Tropenmedizin und Tropenhygiene die Möglichkeit der Siedlung von 
Nordeuropäern in den Tropen stark fördern, so kann doch keineswegs behauptet werden, daß die 
klimatischen Verhältnisse bei der Urteilsbildung etwa zu vernachlässigen wären. Die Unterschiede des 
Klimas in den einzelnen tropischen Gebieten sind immerhin so groß, daß man diese einzeln untersuchen muß. 
Darin liegt eine geographische wie besonders auch eine klimatologisdie Aufgabe. Erst wenn einmal eine 
Reihe von Einzeluntersuchungen vorliegen, wird allgemein die Frage der Akklimatisation des Weißen in 
den Tropen entschieden werden können. 
II. Hauptteil. 
Die gestellte Aufgabe hat also zwei Punkte zu umfassen: 
1. Es soll versucht werden, die wesentlichen Merkmale des tropischen Klimas 
so zu kennzeichnen, daß vor allem die Wirkung sowohl der einzelnen Klima 
faktoren als auch insbesondere diejenige ihrer Koppelungen auf den Nord 
europäer zu erkennen ist. Im Zusammenhang damit sollen Methoden dar 
gelegt werden, die die Möglichkeit ergeben, auch zahlenmäßig Gunst oder 
Ungunst der Klima-Faktoren und ihrer Verbindungen für den Europäer 
auszudrücken.
	        
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