Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte und des Marineobservatoriums. — 60. Band. Nr. 6/7.
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big. 95. NO-KE vom iO./li. Dezember 195t. Die oberen Ziffern Fig. 94. NO-KE vom 7. bis 12. März 1952, Isochronen
und die langen Windpfeile beziehen sich auf den il. Dezember; , der Stirn des KE.
die Linien sind Isallobaren in vollen mb.
(Hamburger Wetterbericht.)
nicht mehr so kalt eintrifft, wo aber auch vorher dort lagernde Luft entsprechend milder ist. Die
Kaltluft besitzt infolge der hohen Abkühlungsgröße rauhen Charakter (Wetterberidit der Bayr.
Landeswetterwarte, Übersicht für Dezember 1930). Das Temperaturgefälle, das innerhalb
Mitteleuropas im Durchschnitt im Winter von Osten nadi Westen gerichtet ist, wird zunächst
während des aktivsten Stadiums der vordringenden Kaltluft nicht aufgehoben; denn in dem
Maße, wie die vordersten Teile der KL im Westen Mitteleuropas zu einer Temperatursenkung
unter den Normalwert führen, treffen im Osten bereits frische kältere Luftmassen ein. Insofern
ist also ein paralleler Gang zu dem Durdischnittsgefälle gegeben, wie es jede Karte der januar-
isothermen deutlich zeigt, nur in entsprechend niedrigerem Temperaturniveau. Sobald je
doch der KE über Mitteleuropa hinaus vorgedrungen ist, also mit der größeren
Ausdehnung auch eine längere Dauer erreicht hat, bleibt dieses Gefälle meist nicht erhalten. Im
Nordosten beginntmit dem AbbauclesnordrussischenH ochs b zw. sei nerVe r-
lagerung nach S die Zufuhr aus NO zu erlahmen, gleichzeitig greift in Mitteleuropa
die Ausstrahlung verschärfend ein, die mit steigendem Luftdruck im allgemeinen stärker zur
Geltung kommen kann (Wolkenauflösung!). Je nach cler weiteren Lage des Hochdruckkernes
verlagert sieb auch das Temperaturgefälle über Mitteleuropa bis zur völligen Umkehrung, so
daß dann die tiefsten Temperaturen im Bereich der aus NO zugeführten Kaltluft über Mittel
europa zustande kommen und nach Nordosten ansteigen. Damit ist aber gleichzeitig das Gesicht
des ursprünglichen NO-KE so weit verändert, daß wir von einem anderen Typ (C oder SO)
sprechen müssen. Dies geschieht an anderer Stelle dieses Abschnittes.
Es bleibt uns noch auf einige geographisch bedingte Sonderheiten hinzuweisen. die beim
Eintreten eines NO-KE in Mitteleuropa zu beobachten sind. Wie wir gesehen haben, verlaufen
die IsotliermejieinesNO-KE über Mitteleuropa im großen und ganzen parallel den mitt
leren Januarisothermen, d. h. also nordwest-siidostwärts (vgl. auch die Isochronen bei Ort-
meyer, 1928). A n der Ostseek iiste jedo ch b 1 e i b e n sie zurück. Das ist zweifellos
auf den mildernden Einfluß der eisfreien südlichen Ostsee zurückzuführen (E. Reichel, 1934),
denn auch hinsichtlich der Feuchtigkeit wird dieser Effekt bestätigt (vgl. schon Scho uw, 1827,
S. 82). Die für einen winterlichen NO-KE typische Stratusdecke bleibt nämlich an der Ostsee-
kiiste lange erhalten, ja es kommt sogar zu einem geringfügigen Niederschlag in Form einzelner
verstreuter Schneeflocken oder äußerst feinen Schneenieselns. Die südlichen Inseln Dänemarks
können sogar, infolge dieses Effekts vermutlich, eine regelrechte geschlossene Schneedecke er
halten, wie es das Beispiel des 15 ff. Dezember 1938 lehrt. Allerdings hat mir Staatsmeteorologe