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Joadiim Bl ü tilgen : Geographie der winterlichen Kaltl ufteinkrüche in Europa.
bleibt der Nordostraum von NW-KE, und C-KE treten nur relativ selten auf. Sie unterliegen
dabei sehr rasch der Kontinentalisierung. Diese Eigenschaft küstenferner Gebiete trifft aller
dings im gesamten Gebiet unseres Nordostraumes zu und ergreift alle Luftkörper, auch die
milden. Sie führt zu einer Verwischung der K E - U n t e r s c Ix i e d e, die nur dann frisch
erhalten bleiben, wenn die advektiven Vorgänge infolge eines starken barisehen Gradienten so
intensiv sind, daß sie in den Vordergrund zu treten vermögen. Die stark ausgeprägte Ver
wischung der KE-Eigenschaften. die eingangs zur Definition des hier verwendeten KE-Begriffs
hervorgehoben wurden, zwingt uns zu der Annahme, daß im Nordostraum die natürliche Grenze
des Untersuchungsgebietes zu suchen ist, das durch die Wechselwirkung der aufgestellten KE-
Typen gekennzeichnet wird. Mit der absoluten thermischen Abgrenzung durch die 0°-Linie er
faßt man zwar die Kaltluftdynamik des Winters in unserem Bereich, aber nicht mehr oder
höchst unzureichend die des östlich sich anschließenden Klimaraumes.
5. Mittele u r o p a u n cl das n ö r d 1 i c h e S ü d euro p a.
Mitteleuropa ist das Bereich größter Mannigfaltigkeit im Auftreten von Kaltluftein
brüchen. Mit Ausnahme der wenigen auf Skandinavien beschränkten selbständigen Sk-
KE hat es an allen KE-Typen teil. Diese Vielfalt bringt eine räumlich stark wechselnde
Kombinationsmöglichkeit mit sich, auf die wir im zweiten Teil dieses Abschnittes aus
führlicher eingehen und die wieder eine stärkere Untergliederung des Stoffes gestattet
als es z. B. in Skandinavien möglich bzw. nötig ist. Dabei müssen wir berücksichtigen,
daß damit noch nicht die gesamte Veränderlichkeit des mitteleuropäischen Winters aus
gedrückt ist, zu der die hier nicht behandelten Warmluftvorstöße ebenfalls gehören. Für
clen Zweck einer ersten Übersicht, die auch für unsere Zielsetzung brauchbar ist. können wir
einleitend folgende Sätze Dammmanns (1936, S. 164) bezüglich des deutschen Winters fest-
halten: .,Es ergibt sich nun, daß das Beich in Zonen zerfällt, die in ihren Temperaturverhält
nissen nach verschiedenen klimatischen Einflußgebieten hinneigen. Das zeigt sich besonders bei
der Entstehung der tiefen Temperaturen. Die Ausbreitung starker Kälte über ganz Deutsch
land ist allerdings für alle Gegenden mit der Zufuhr kalter kontinentaler Luft aus Osteuropa
verbunden. Wenn es aber in einzelnen Teilen des Reiches noch relativ warm ist, so werden
tiefe Temperaturen in Ostdeutschland durch die Zufuhr russischer Kaltluft, in Westdeutschland
durch den Einbruch kalter nördlicher Meeresluft und schließlich in Süddeutschland durch Aus
strahlung bei ruhender Luft hervorgerufen.'“
Eine wesentliche Frage muß jedoch am Eingang aller Erörterungen dieses Abschnitts ge
klärt werden, um Mißverständnisse zu vermeiden: das ist die Abgrenzung des in diesem
Zusammenhänge unter Mitteleuropa verstandenen Raumes. Zunächst können wir das Haupt
gebiet der diesem Raume eigentümlichen C-KE darunter verstehen, nämlich das
zumindest durch die Bereiche I und II bedeckte Gebiet der C-Vorstöße. Aber bereits hierbei
taucht eine Schwierigkeit auf: ganz Frankreich gehört demnach zu Mitteleuropa, ja, wenn wir
die Gebiete des III. Stadiums berücksichtigen, so müßte auch noch SO-England sowie Ober
italien hinzugerechnet werden. Dies würde aber nicht nur dem allgemein gültigen Begriff
Mitteleuropa zuwiderlaufen, sondern entfällt auch sofort, wenn wir uns sinngemäß dabei auf
das Vorherrschen der C-KE gegenüber den anderen, ebenfalls auftretenden Typen fest
legen. Dann gehört nämlich England ganz zum Bereich Nordwesteuropas, Frankreich dagegen,
von seiner West- und Mittelmeerküste abgesehen, zu Mitteleuropa. Dänemark steht im Über
gang zwischen Mittel-, Nordwesteuropa und Skandinavien. Tn Ostdeutschland und Polen, etwa
östlich der Weichsel, würde mit dem Vorherrschen der SO-KE der Raum Nordosteuropa an
setzen. Offen bleibt damit nur noch die gesamte Begrenzung Mitteleuropas gegen Süden. Süd
europa besitzt keinen ihm eigentümlichen KE-Typ. Die Ausläufer der Kaltluftvorstöße aus
Mitteleuropa, solche aus NO sowie wenige aus NW treffen in Südeuropa mit dem Mittelmeer
klima zusammen. 47 ) Sie haben dabei geographisch gesehen bevorzugte Stützpunkte in dem
47 ) Vgl. das Frostgefälle in Griechenland von Mazedonien bis zu den Küsten des Mittelmeeres (Livathi nos,
1932).