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Full text: 60, 1940

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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte und des Marineobservatoriums. — 60. Band. Nr. 6/7. 
furche liegen, zeigen eine große Wechselhaftigkeit bei vollmaritimem Einfluß. Das heißt, zu- 
sirinnende Kaltluit wird hier nie eine wesentliche örtliche Abkühlung erfahren, vielmehr seit 
Island wärmer sein. In noch höherem Maße gilt das naturgemäß von den Hebriden. Damit ist 
aber noch nichts über die Häufigkeit von Schneefall ausgesagt. Manley (1939, S. 8) sagt in 
diesem Zusammenhänge zutreffend: „For sleet nmy fall all day long on rnany occasions withou t 
snow lying .. . Snow, ineluding sleet, falls more than twice as often at Stornoway as at South- 
port, but cloes not lie on so many days. — This increased frequency of snowfall is in large 
measure associatecl with the showers in a polar current so characteristic of the eastern coasts.“ 
Stornoway auf den Hebriden hat also öfters Schneefall, aber seltener eine Schneedecke als 
Southport bei Liverpool. Die Erhaltung einer Schneedecke ist hier vielmehr von Osten kom 
mender Kaltluft zuzuschreiben, deren Bedeutung für Westengland und Irland wir noch betonen 
müssen. In Schottland einerseits und Irland andererseits liegen die Dinge bei NW-KE sehr ver 
schieden. Die Kaltluft, welche entsprechend dem zvklonalen Strömungsbilcl bei Schottland 
schon eine westlichere Komponente als noch bei Island hat, wird durch die schottischen Gebirge 
zum Aufsteigen gezwungen. Diese verdanken dieser Tatsache zum größten Teile ihren Schnee 
reichtum. Auf der Ostseite äußert sidi das erzwungene Absteigen cler über clen schneebedeckten 
Bergen zudem abgekühlten Luft in stärkerer Aufheiterungstendenz. Diese Tendenz finden wir 
übrigens in ganz Ostengland wieder. Das bedeutet bei polarmaritimer Luft fühlbares Absinken 
der Temperaturen. Gleichzeitig liegen die Aclvektivtemperaturen bei NW-KE auf cler Westseite 
höher. Die auf dem Wege über clas Meer eingetretene Erwärmung cler Polarluft wird also auf 
cler Ostabdachung der Britischen Inseln wenigstens zum Teil wieder rückgängig gemacht. Diese 
Abkühlung tritt besonders dann wirksam auf, wenn der Kaltlufttropfen hier zum Stillstand 
kommt und stärker zusammensinkt. In cler an sich recht feuchten Luftmasse bedeutet das eine 
Neigung zur Nebelbildung, die ihrerseits auf das Absinken der Temperatur zunächst hemmend 
wirkt. So kann sich die Ausstrahlung oft erst später, wenn unter dem Einfluß einer neuen heran- 
ziehenden Warmfront ein Rückfluten einsetzt, geltend machen; denn dann erst reißt die Nebel 
decke und bei Südostwind herrscht anfangs noch heiteres Wetter. 
Wie auch die KE-Statistik und die zugehörige Abbildung cler NW-KE (Fig. 14) zeigt, wird 
cler Osten der Britischen Inseln von KE bevorzugt (Manley, 1939 1. c.) gegen 
über den peripheren Teilen nach Norwegen und nach Irland hin. Das ist zweifellos zum größten 
Teil eben eine Folge der geschilderten geographischen Gegebenheiten, vom rein meteorologi 
schen Gesichtspunkt aus würde man selbstverständlich in einem solchen Falle die auf der West 
seite mit positiven Aclvektivtemperaturen eintreffencle Luft als zum gleichen Luftkörper gehörig 
und die tieferen Temperaturen der Ostseite nur als eine sekundäre Modifikation betrachten. 
Aber die letztere ist für unsere Problemstellung clas primäre. Man muß sieh daher bei einem 
solchen Beispiel stets des Unterschiedes in der Blickrichtung bewußt bleiben. Wenn also viel 
fach KE mit Temperaturen nahebei oder unter 0° mit einer schmalen Zunge über Ostengland 
gezeichnet wurden (Fig. 75), so geschah clas, um konsequent zu sein und tatsächlich nur die Ver 
breitung der eingangs definierten Kaltluft zu erfassen. Die entlang der britische Gebirge ver 
laufende Häufigkeitsgrenze cler NW KE ist daher nur unter dem oben erwähnten geographischen 
Gesichtspunkt reell, der mit Äquivalenttemperaturwerten arbeitende meteorologische Luft 
massenanalytiker wird sie dagegen, wenn überhaupt, weniger ausgeprägt finden. Die bri 
tischen Gebirge haben daher nicht die hemmende und ablenkende Funk 
tion wie die skandinavischen Gebirge, wohl aber bewirkt der erzwungene Föhn 
effekt auf der Ostseite gewissermaßen eine Regeneration cler Polarluft. 
Wenn somit die britischen Gebirge meteorologisch gesehen keine echte Luftmassengrenze bilden, so gilt das 
insofern auch nur cum grano salis, als nämlich eine andere, diesmal rein meteorologische Grenze nahe mit ihnen 
zusammenfällt. Der zwischen Azorenhochausläufer und Skandiktief siidostwärts flutende Luftstrom besteht ja nur 
in dem zyklonennäheren Teil aus frischer Polarluft, in größerer Entfernung von der Zyklone wird jedoch mit gleicher 
Strömungsrichtung Warmluft um clen Hochausläufer herum mitgeführt. Dieser Teil der Strömung überquert Irland 
und Südwestengland, die beide vorzugsweise außerhalb cler Polarluft bleiben. Dann allerdings werden die britischen 
Gebirge, zumindest in ihrer südlichen Hälfte, zu einer echten Luftmassenscheide (vgl. Kcndrew, 1930, S. 278—280). 
Das nachfolgende Beispiel eines solchen Falles erläutert das Gesagte näher.
	        
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