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Ans dem Archiv der Deutschen Seewarte und des Marineobservatoriums. — 60. Band. Nr. 6/7.
1933), bald ein gewirbelt oder durch die obigen Faktoren in ihrer weiteren Ausbreitung auf
Nordeuropa zu gehemmt wird. In seltenen Fällen erreicht sie die nordeuropäische Küste, und
noch seltener überquert sie Nordeuropa auf direktem Wege.
Die HauptstoJßlinie in diesem Teilraum verläuft aus dem Raum Sco-
resby Sund — Island — Jan Mayen über die Färöer, Shetland Inseln und
Schottland zur Nordsee u n d über Ostengland hinwe g. Irland und Süclwest-
norwegen verbleiben peripher.
Ein großer Teil der Beispiele, die ich im Abschnitt C 2 a angeführt habe, gilt naturgemäß
auch für die regionale Betrachtung. Ich verweise daher zur Vermeidung von Wiederholungen
auf dieses Kapitel, soweit dies zur Illustrierung durch Einzelfälle erforderlich sein wird. Da
durch, daß sich der Nordwestraum unmittelbar an das polare, mit Grönland relativ weit nach
Süden reichende Kaltluftquellgebiet anlehnt, ist es verständlich, daß die Phase der Kaltluft
zufuhr sich eng an die Phase der winterlichen polaren Kaltluftbildung anschließt, ähnlich wie
wir es noch bei Skandinavien finden werden. Allerdings trifft das vornehmlich für Island zu.
Hier setzt die Zufuhr maritimpolarer Kaltluft ja vom meteorologischen Standpunkt aus gesehen
das ganze Jahr nicht aus; die ersten mit Frost verbundenen KE machen sich aber nach den
Wetterberichten erst im September bemerkbar, kräftig setzen sie jedoch erst im Oktober ein.
und zwar wird gleich in diesem Monat hier in diesem nördlichen Gebiet des Nordwestraumes
ein Maximum des Auftretens erreicht, das im November von einem schwachen Rückschlag ab
gelöst wird. Da Island Kaltluft nur bei zyklonalen Nordwestwetterlagen erhält, bedeutet das
also einen wechselvolleren Oktober als November. Auf das Kollektivmittel der Temperatur ist
dieses Vormaximum aber ohne Einfluß, da die stärkere Ausstrahlung im November auch in
ozeanischer Luft ein Gegengewicht darstellt. Das Gebiet, in dem es zu diesem ersten Aufleben
der Kaltluftzufuhr kommt, reidit über Island hinaus nur bis zu den Färöern. Wie H.Petersen
(1932) mehrfach betont, bedeutet der Polarkreis eine Klimascheide für Grönland. Von Scoresby-
sund an nordwärts setzt der Herbst früher und stärker ein als südwärts und als in gleicher
Breite an der Westküste. Es hängt dies z. T. mit dem Storis. dem ostgrönlänclischen Eisstrom,
zusammen, dessen winterliche breite Fläche sich im Sommer bis NO-Grönland zurückgezogen
hat. Die Bedingungen für die Ansammlung der K a 111 uf t im Herbst sind
daher hier, in der Nähe Islands, am ehesten gegeben. Der weitere Einfluß
dieses „Eiskellers“ wird dann jedoch, wie wir noch sehen werden, durch die wechselnden Luft-
drucklagen modifiziert. - In den anderen Teilen des Nordwestraumes setzt die Kaltluftzufuhr
erst im Oktober ein und steigt dann langsam bis Dezember an.
Die Zufuh r der Kaltl uft ist in Island fast stets mit kräftigen Schauerniederschlägen
verbunden, nicht selten sogar mit Gewittern (gegenüber denen Aufgleitfrontgewitter oder gar
isolierte Wärmegewitter zurücktreten). Die Windstärke ist clabei hoch und erreicht hier Werte,
wie sie nur noch bei Polarluftvorstößen an der lappischen Eismeerküste auftreten. Die niedrigen
Temperaturen sind dabei reine Ad vektivtemperaturen. durch das zwischen Island und dem o.si-
grönländischen Eise liegende freie Meere bereits etwas gemildert. Dafür aber hat die Luft über
dem eisfreien Meer Feuchtigkeit aufnehmen können. Die Niederschläge in Island sind daher
nicht allein durch Mischung mit wärmerer Südwestluft oder durch Anprall an steile Küsten
gebirge bedingt, sondern auch auf höheren Feuchtigkeitsgehalt der polaren Luft zurückzuführen.
Die diesen Luftmassen eigene kräftige Temperaturabnahme mit der Höhe erhöht die Labilität
der Luft. Die isländischen Gebirge erhalten daher starke Schneezufuhr.
Daß die Polarluft in Island vielfach auch mit NO-Winden eintrifft, bedeutet luftkörper
mäßig keinen bedeutenden Unterschied. Meist handelt es sich dabei nur um eine mit der Wan
derung der Zyklone vorübergehende Ablenkung. Immerhin ist der Charakter von KE aus NO
z. B. in Seydisf jord nicht so ausgeprägt polar wie z. B. in Akureyri oder gar Isaf jord im äußer
sten Nordwesten, eine Folge der grönlandferneren Lage Ostislands! Aber dieser Unterschied ist
bei allgemeiner Nordwestströmung ebenfalls vorhanden, denn auch diese tritt in Isafjord am
intensivsten auf.
Bei einer Verschiebung des Polarluftstromes in östlicher Richtung gelangt Island in sein
Randbereich vor der heranrückenden Warmfront. Damit ist ein Kentern der nördlichen Luft