Joachim Bl ii tilgen: Geographie der winterlichen Kalt 1 uftei nkr ü che in Europa.
117
1939, S. 114). Audi ist die Zyklonenbereitschaft Anfang Januar noch einmal erhöht. Es bedeutet dies die Kulmination
der winterlichen Zirkulationsintensivierung, die nach Schmauß bis zum 9. Januar reicht, um dann abzuklingen.
Danach treffen öfters, aber mit großer Streuung des Datums, polarkontinentale KE aus NO ein, die zu trockenen,
schneearmen Frostperioden führen. Auch diese Wintcrperiode, die manchmal längere Zeit anhält, wird fast stets
abgeschlossen durch Warmluftvorstöße gegen Monatsende. So fand z. B. H o f f m e i st e r (1934) in Clausthal in der
ersten Februarpentade hohe Niederschläge und hohe Temperaturen als Folge warmer, feuchter Luftkörper. Nach
S chinze (1932 [d]) ist für die Schneekoppe schon der 26. Januar der kritische Tag. Aber diese Vorstöße leiten keine
dauernd milde Periode von längerer Dauer ein. Wenige Tage darauf folgt eine recht ausgeprägte Kältezeit mit
polarkontinentalen Luftkörpern. Hlavac (1957) fand z. B. in Prag am 4. Februar im langjährigen Mittel eine stärkere
Abkühlung. Eine solche ist übrigens mehr oder weniger bei all.en mitteleuropäischen Tagesmittelkurven zu verzeichnen.
Der gesamte Monat Februar ist sodann durch den häufigen Wechsel polarkontinentaler und maritimpolarcr Kaltluft
gekennzeichnet, der diesem Monat eine besonders hohe Zahl von Schneetagen sichert. Die größere Sdineesicherlieit wird
bedingt einmal durch die jetzt fortschreitend kühleren Luftmassen aus dem Nordwester» sowie aber auch schon durch die
in Mitteleuropa beginnende Auflockerung der Festlandsluft infolge Einstrahlung. Die im ganzen zvklonal geprägte
Witterung des Februar mit häufigem Luftkörperwechsel wird Anfang März abgelöst durch einen ruhigeren Gang.
Die nun folgende Sdiönwetterperiode reicht nach Schmauß vom 7. bis 24. März. Kaltluftvorstöße aus NO, z. T.
recht sehneereich infolge Beimengung von frischer Arktisluft, treffen in Mitteleuropa ein. Sic bewirken z. B. clas
Jahresmaximum der Schneehöhe auf der Schneekoppe (S chinze, 1952 [d|). Sie führen zu mehrtägigen Nachwinter
perioden mit nachfolgendem schönem Strahlungswetter, clas tagsüber den Schnee zum Schmelzen bringt, nachts jedoch
noch scharfe Fröste bedingt. Es sei hier nur an die entsprechende Kälteperiode während der militärischen Besetzung-
Böhmens im März 1939 erinnert. Entsprechend der Jahreszeit geht diese Periode durdi die wadisende Insolation
allmählich über in eine Schönwetterperiode vorfrühlingsmäßigen Charakters mit zunehmend warmen Tagen, aber
noch kühlen Nächten. Der Zerfall dieser Hochdruckwetterlage wird Ende März (nach Schmauß am 24. März,
nach A. Peppier [1952] in Lappland erst am 1. April) jäh beendet durch den plötzlidien Einbruch kalter Polarluft-
massen aus N in die inzwischen recht milcl gewordene, absinkende und trockene Luft. Damit ist der Übergang zu
dem bekannten Aprilwetter gekennzeichnet, clas infolge der nunmehr im Ursprimgsgebiet stärksten Abkühlung der
nordwestlichen und nördlichen Meeresluftmassen sowie andererseits der stärkeren Insolation über dem Festlande sehr
labil ist und aus wiederholtem Luftmassenwechsel besteht. Wie schon Vettin (Blüthgen, 1940 [a|, S. 15) klar erkannt
hatte, steht jetzt erst in der Arktis der größte Kaltluftvorrat zur Verfügung, andererseits aber drängt die kräftige Ein
strahlung im Süden zu sommerlichen Verhältnissen. Die Kaltluft, die nach Mitteleuropa gelangt, ist trotz der häufigen
Schneeschauer an sich sehr trocken. So wurden z. B. am 51. März 1951 in der Rheinebene, allerdings wohl lokal verstärkt,
laut Badischem Wetterberidit nur 20 % (!) relative Feuchte innerhalb eines NNO-Stromes beobachtet. Gegen Ende des
Monats, und zwar nach Schmauß am 29., bis Anfang Mai setzen sich in der Regel die ersten längeren Wärme
perioden durch, um jedoch, wenn auch abgeschwächt, zu unregelmäßiger Zeit, clie sidi keineswegs immer mit den
Daten der Kalende reis heiligen deckt, erneut von allerdings nun schon wesentlich kurzfristigeren Unter
brechungen durdi Nsk und NW gestört zu werden. Kaltluftzufuhr über Skandinavien ist hierbei der häufigere Fall,
seltener kommt sie von Island herab. Infolge der Begegnung der ersten hochsommerlichen Wetterlagen mit den letzten
Nachklängen winterlicher Zustände ist der mittlere Unterschied zwischen Temperaturmaximum und -minimum im
Mai besonders groß (vgl. Großmann, 1900, S. 2: 8.7°). Nach demselben Verfasser ergibt sich ferner ein Unter
schied zwischen April- und Maivorstöfien, indem im April das dirigierende Hoch häufiger im NO liegt, im Mai da
gegen im WNW liegt, mit anderen Worten im April skandinavische Polarluft, im Mai reine NW-Luft überwiegen
würde. Nun, letzteres tritt erst gegen Ende des Monats, meist erst Anfang Juni ein und bringt die Schafkälte,
wovon noch die Rede sein wird. Immerhin deckt sich diese Feststellung mit der unsrigen insofern, als das April
wetter hauptsächlich den skandinavischen Polarluftvorstößen zu verdanken ist. Die ebenfalls von Großmann
bestätigte längere mittlere Dauer dieser Wetterlagen ist für den Frühling typisch. Ende Mai, nach den kleinen
Eisheiligen des Urbanstages am 24. Mai, folgt wieder eine sommerliche Zeit bis Anfang Juni (Schmauß:
6. J uni) mit Konvektionsregen, Wärmegewitteru und z. T. hochsommerlichen Temperaturen. Hlavac legt die
Unterbrechung durch die kleinen Eisheiligen auf den 26. und 27. Mai; aber clas ist von untergeordneter Bedeutung.
Abgelöst wird diese Periode Anfang Juni durch clie Schaf'kälte, Vorstöße maritimer Luftmassen aus
NW z. T. polaren Ursprungs, clie bei dem nachhinkenden ozeanisdien Temperaturgang doch noch empfindliche Nacht-
kühle in Mitteleuropa hervorrufen können, an sich aber den ersten Einsatz monsunähnlichen Zuströmens maritimer
Luft nadi Europa bedeuten (M arten, 1902; S c h i n z e , 1951). Dieser Wechsel bedeutet nach Schmauß geradezu
eine „Verwerfung" im Witterungsgebaren, und zwar clen endgültigen Winterabschluß bis zum Wiederbeginn am
29. September. Als KE in unserem Sinne wirkt sich dieser maritime Zustrom nur noch gelegentlich in Island und
Lappland aus. Nach der weiteren Erwärmung der zugeströmten Luftmassen mit häufigen Wärmegewittern setzt
dann gegen Ende des Monats erneut eine Periode regnerischer maritimer Witterung ein (Siebenschläfer), die
ebenfalls durchaus monsunalen Charakter trägt und erst endgültig im August abflaut (Schmauß: 27. August).
In dem Maße wie sie verschwindet oder nachläßt, machen sich hohe, kontinentale Temperaturen (H u n d s t a g e)
geltend. Im August dagegen treten bereits längere Trockenperioden auf, clie diesen Monat zu dem geeignetsten
Reisemonat nicht nur Mittel-, sondern audi Nordcuropas machen und strukturell den bekannten Perioden des
Altweibersommers im September bereits ähneln. Die Zeit vom 27. August bis zum 29. September stellt daher nach
S c li m a u ß eine recht einheitliche Übergangsjahreszeit dar. Zwischen sie schaltet sich Ende August—Anfang Sep
tember, damit in einer für die Einbringung der Ernte ungünstigen Zeit, eine Periode unfreundlichen, kühlen und