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Full text: 60, 1940

Joachim В lü tilgen: Geographie der winterlichen Kaltliifteinbrüche in Europa. 
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Auffallend sind bei den unter den Mittelwerten mitgeteilten mittleren Abweichungen die 
niedrigen Werte. Sie dürfen trotzdem nicht über die Schwierigkeit hin wegtäuschen, mit welchem 
Genauigkeitsgrad der Umfang der jeweiligen Kälteperiode gewonnen wurde. Die Definition 
der in der ersten Spalte angeführten Käiteperioden ist es, die die größte Fehlerquelle birgt. Da 
haben wir zunächst die vorwinterlichen Kälteperioden, die mit O- und SO-Winden zu kommen 
pflegen und ein geringes Maß an Bewölkung sowie keinen Niederschlag aufweisen. Ihre Tem 
peratur liegt auch im Maximum noch unter 0°; von allen Perioden Meißners währen sie am 
kürzesten. Ihr Mittel liegt bei •—4.9°. Wir können diese Perioden am besten mit den kurz 
fristigen SO-Yorstößen des November parallelisieren, die ein ähnliches Erscheinungsbild auf- 
weisen. Sodann folgen die Frühwinterperioden, die mit O- und NO-Winden kommen und schon 
stärkere Bewölkung sowie Schnee bringen. Sie halten im Mittel 10 Tage an, sind auch häufiger, 
und ihr Mittel liegt bereits bei — 7.7°. Sie sind am ehesten den NO-KE und C-KE des Dezember 
(л ог Weihnachten) gleichzusetzen. Die mittwinterlichen klaren Kälteperioden sind am leichte 
sten zu parallelisieren. Ihre Eigenschaften passen vollständig auf die NO-KE des Hoch winters, 
wir brauchen sie hier nicht besonders aufzuzählen. Auch die folgende Periode, nämlich die mitt 
winterliche trübe Kältezeit, ist nicht schwierig zu deuten. Entsprechend der von M. angegebenen 
SO- bis SW-Windrichtung, dem höheren Niederschlag, der starken Bewölkung und cler gleich 
zeitig tiefen Temperaturen können sie nur als die Frontalbereiche der hochwinterlichen SO-KE 
aufgefaßt werden bzw. stabiler C-KE. Die dann folgenden Kälteperioden des Februar und März, 
die Schnee, verbunden mit NW- bis NO-Winden. bringen, scheinen auf die Beteiligung von Nsk 
hinzudeuten. Die Maikälte dagegen ist schwer zu analysieren, denn die Windrichtung NO bis 
W umfaßt cler Himmelsrichtung nach die Möglichkeit für mehrere KE-Typen. Auch liegt das 
Minimum der Temperatur schon ziemlich hoch, obwohl doch allgemein bekannt ist, welch be 
achtliche Minima die Maikälte noch bringen kann. Es sind daher offenbar alle relativen Tem 
peraturabsenkungen gemittelt, audi wenn diese nach heißen Perioden noch hoch über dem 
Frostpunkt bleiben. Auch die Mittel cler häufig angegebenen Septemberkälte und cler Oktober 
kälte bleiben hoch, soweit es sich um Meißners Berechnungen der norddeutschen Beob 
achtungen handelt. Wir dürfen jedoch auf ein frostkaltes nördliches Ursprungsgebiet schließen. 
Die stark schwankende Windrichtung im September läßt einen Vergleich schwer zu, er ist 
insofern einfach, als nach unserer Statistik nur NW- und Nsk-KE in Betracht kommen können. 
Im Oktober scheinen nur Nsk mit östlichen Winden in Betracht zu kommen. 
Noch ein anderer Weg steht uns offen, indem wir nämlich die thermischen Wind 
rosen heranziehen und überhaupt den Wechsel cler Windrichtung im Jahresmittel untersuchen. 
So wollen wir aus der Tabelle cler Temperaturabweichungen cler Winde vom Wintermittel bei 
Hann (1869, S. 166/167) folgendes entnehmen: 
Danach sind die kältesten Winde in Irland der N und NW (also unseren NW-KE entsprechend), die Abweichung 
beträgt aber nur maximal 1.8°. In London ist es bereits anders, hier bringt zwar auch der N negative Abweichungen, 
aber der kälteste Wind kommt aus NO {Abweichung — 3..t°), mit NO-KE also. Auf dem Festland bringen O- und 
NO-Winde die kältesten Temperaturen. Daß Stockholm dagegen die größte Kälte bei N hat, ist leidit verständlich 
durch die Milderung, welche alle östlichen Winde durch die See erfahren müssen. In Lappland zeigt Hammerfest 
SO und О als kälteste Winde, die im Hodrwinter ans dem extrem kalten Inneren heranswehen. In Reykjavik schließ 
lich sind es, wie zu erwarten, Nordwinde, die die größte Kälte bringen. 
Aber nicht nur das thermische Verhalten der einzelnen Windrichtungen, sondern auch ihr 
Wechsel im Laufe des Winters vermag mittelwertmäßig Himveise auf die Häufigkeit bestimmter 
KE-Typen zu geben. So liegt in Nordisland (Grimsev -—3.2°) und Jan Mayen (—6.3°) das tiefste 
Monatsmittel im März und ist verbunden mit einem Maximum nördlicher Winde. Auch die täg 
liche Temperaturschwankung in Grimsey ist im März mit 5.7° am größten. In Gebieten, in 
denen nur ein KE-Typ auftritt und zudem hauptsächlich auf eine Windrichtung eng begrenzt 
bleibt, ist das Verfahren des Vergleichs mit den Mitteltemperaturen und den mittleren Wind 
richtungen leicht durchführbar, es versagt jedoch bereits dort, wo mehrere KE-Typen Vor 
kommen und auch sonst wesentlich mehr Faktoren hineinspielen. Wir müssen daher zusammen 
fassend bekennen, daß eine Charakterisierung der KE-Typen durch Mittelwerte der Elemente 
praktisch unmöglich ist, und daß ein Vergleich mit verwandten Begriffen, für die einigermaßen 
zuverlässige Mittelwerte existieren, nur geringe und auf einzelne Paradefälle beschränkte An
	        
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