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Full text: 60, 1940

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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte und des Marineobservatoriums. — 60. Band. Nr. 617. 
weise ganze Fichtenbestände vernichtet, überall aber in den Nadelwäldern großer Schaden angerichtet. Audi an den 
freihängenden Drähten konnte der nasse Schnee zu dicken Wülsten anwaclisen. So wird z. B. von einem südlich 
Hamm gelegenen Ort berichtet, daß bei einer Telephonleitung entlang der Bahn, bei der 40 — 50 Drähte auf relativ 
engem Raum verlaufen, die Drähte zu einem einzigen Klumpen zusammenwuchsen. Einer solchen Belastung waren 
diese natürlidi nicht gewachsen, und so wurden an vielen Stellen die Telephon- und Lichtleitungen auf kilometer- 
langen Strecken zerstört. — Schließlich wurde auch der Verkehr durch die Schneemassen empfindlich gestört, da durch 
den Sturm Schneewehen bis zu 2 m angehäuft wurden. Die Züge blieben vielfadi stecken und erlitten auf allen 
Strecken in den von den Schneefällen betroffenen Gebieten erhebliche Verspätungen. Im Niederbergisdien und dem 
hohen Sauerland mußte der Zugverkehr sogar für mehrere Stunden ganz eingestellt werden. Wagen- und Autover 
kehr kam in den höheren Gegenden ganz zum Erliegen, und in den Städten des Bergischen, wo ja die größten Schnee 
massen niedergingen und der Schnee bis zu 1 m hodi in den Straßen lag, mußte SA und Arbeitsdienst eingesetzt 
werden, um den notwendigsten Verkehr wieder in Gang zu bringen.“ 
Das eben zitierte Beispiel ist für die Intensität der früh jährlichen NW- bzw. Nslc-KE ge 
wählt worden. Demgegenüber ist das Erscheinungsbild eines KE des herbstlichen Maximums 
weniger auffallend, wenigstens in Mitteleuropa. Dervon Ekhart (1933 [a], 1933 [b], 1938) meteoro 
logisch untersuchte KE Ende November 1930 erreichte eine gewaltige Ausdehnung, er war bis 
in Mesopotamien spürbar; aber als KE in unserem Sinne konnte er lediglich zeitweilig über 
Island angesprochen werden. Böenwetter mit Schlackerschnee ist darum auch relativ selten bei 
herbstlichen KE aus NW. Die Voraussetzungen des Aprilwetters (nach März kräftige Höhen 
winde, rasche Insolation, große Feuchtlabilität bei niedrigem Kondensationsniveau) sind im 
Herbst nicht gegeben, vor allem, weil die Insolation a b nimmt. 
9. Kaltluftvorstöße und klimatische Mittelwerte. 
Schon im Abschnitt C 7 ist angedeutet worden (S. 95), in welcher Weise wir klimatische 
Mittelwerte, die an festen Bezugsstationen gewonnen worden sind, für die Zwecke der KE- 
Analvse heranziehen können. Trotz der Unmöglichkeit, aus dem vorliegenden statistischen KE- 
Material etwa Mittelwerte für die einzelnen KE-Typen hinsichtlich Temperatur, Wind. Be 
wölkung usw. aufstellen zu können" 7 ), soll versucht werden, wenigstens vergleichsweise mit 
Hilfe verwandter Begriffe, für die klimatische Mittelwerte leichter aufzustellen sind, statistisch 
gemitteltes Beobachtungsmaterial der Wetterstationen für unsere Gesichtspunkte auszuwerten. 
Wir müssen uns hierbei auf Stichproben beschränken. 
Am nächsten liegt es, Mittelwerte von Luftkörpern heranzuziehen, da der Luftkörperbegriff unserem KE-Begriff 
verwandt ist. Wir müssen jedodi bedenken, daß damit über die Mittelwerte der Elemente noch nichts ausgesagt wird. 
Für das Harzvorland (Schmatzfeld) hat Sieger (1936) einen fünf Jahre (1926—1930) umfassenden Luftkörper- 
kalender gesdiaffen und aus diesem die prozentualen Anteile der einzelnen Luftkörper monatlidi berechnet. Trotz 
vieler Vorbehalte läßt sich aber so viel sagen, daß NO-KE. die unter den Luftmassen C uncl PC zu suchen sind, nach 
dieser (wohlgemerkt nur fünfjährigen) Statistik vor allem dem Februar eigen sind (zus. 34.8 % der genannten Luft 
körper. Dies deckt sich, mit unseren Feststellungen (Fig. 38 z. B.). Audi im Dezember sind sie hiernadi nicht selten 
(zus. 30.4%), im Januar dagegen nur zu insgesamt 20%. NW-KE. die in der Rubrik PM zu suchen sind, treten hier 
nach maximal gegen den Sommer hin auf (Juni 40.7%) gegen nur 5.7 % im Februar. Daß unsere NW-KE vom Mai 
ab abnehmen, ist ja lediglich die selbstverständliche Folge der thermisdien Begrenzung cles Begriffs Kaltlufteinbruch, 
also durch die zunehmende Sommererwärmung auch der „polarsten“ Luftmassen bedingt. Der Anstieg der PM-Luft- 
massen ist mit einem gleichen Anstieg der NW-KE im liier gebrauchten Sinne also nur etwa im März voll identisch, 
schon im April wird ein Teil der PM-Luft nicht mehr als einem KE unserer Begriffsfassung zugehörig betrachtet 
werden können. Schwierig ist die Zuweisung der P-Luft zu KE-Typen. Wir werden wohl nicht fehl gehen, sie mit 
Nsk-KE in Verbindung zu bringen. Ihr Maximum im Mai (vgl. Fig. 61) und der Anstieg vom März bis zum Mai 
ebenso wie das sekundäre Maximum im Herbst verraten diese Zugehörigkeit. Der schroffe Abfall im Juni deckt sieb 
hierbei im Gegensatz zu den NW-KE auch mit dem entsprechenden Abfall der P-Luftkörper. Es ist also nicht nur 
die Insolation, welche die Grenze setzt, sondern die Zufuhr als solche wird hier abgestoppt. Das Maximum der C-Luft- 
massen im Dezember dürfte mit dem Maximum unserer C-Tvpen im Dezember Zusammenhängen, d. h. es handelt 
sich um kontinentale Kaltluft über Mitteleuropa. 
Die Schwankung der Häufigkeit dieser oder jener Kaltluftvorstöße über einem bestimmten 
Gebiet wird die entsprechenden Kollektivmittel eines Zeitabschnittes nicht unberührt lassen. 
Die größere Zahl von Tagen mit NO-KE im Februar 1929 führte im Verein mit sonstigen Aus- 
**) Die Einzelwerte der KE-Statistik konnten lediglich in Form charakteristischer Einzelbeispiele in dieser Arbeit 
berücksichtigt werden.
	        
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