104 Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte und des Marineobservatoriums. — 60. Band. Nr. 6/7.
Kombinationen mit NW-KE schon häufiger Vorkommen. Das bedeutet, daß die Abkühlung in
polarmaritimer Luft über Island in gleichem Grade wie die Bildung kalter Festlandsluft über
Nordeuropa zugenommen hat. Der Ansfluß von NW-KE hat sogar jetzt ein Übergewicht über
die Nsk-KE. Außerdem tritt jetzt auch die Bildung mitteleuropäischer Kaltluftkissen gegen
Ende des Monats hinzu.
Die Vorherrschaft der drei wichtigsten Oktober-KE-Typen nimmt im November dann merk
lich ab. Dieser Monat (Fig. 55) bildet ein Übergangsstadium zu hochwinterlichen Verhält
nissen, indem zwar die NW-KE einzeln auftretend noch einen hohen Wert erreichen, aber die
festländischen KE-Typen haben zugenommen. Typisch ist ferner die Abnahme der Nsk-Fälle,
insbesondere der allein auftretenden (vgl. S. 100 f.). Die Nordostlufteinbrüche haben weiter zu
genommen. insbesondere die umfangreicheren, die mit keinem anderen KE-Typ zusammen Vor
kommen. Im Dezember (Fig. 56) nehmen vor allem die Verbindungen cler NW-KE mit den C
und SO zu. Darin ist zweierlei ausgedrückt. Einmal entnehmen wir daraus die in diesem Monat
in größerem Maßstabe einsetzende Gleichzeitigkeit von NW-KE über Island und vorfrontalem
Kaltluftabsaugen aus SO über dem europäischen Festland, und zum andern zeigt die hohe Zahl
cler C + NW-Verbindungen die häufige Ausbildung mitteleuropäischer Kaltluftblöcke als un
mittelbare Folge von Nordwestluftzufuhr auf das Festland. Dies ist zwar keine Gleichzeitig
keit, sondern ein Hintereinander, aber im Zeitraum eines Monats kommen mehrere Fälle vor,
in denen der NW-KE noch nicht verlaufen ist und cler Aufbau eines C-KE bereits begonnen
hat. Oft ist während des Aufbaus eines C-KE auf Grund zugeflossener NW-Luft in Island be
reits ein zweiter NW-KE im Gange. Wie schon an anderer Stelle erwähnt, läßt sich das Hinter
einander dieser beiden KE-Typen kaum exakt aus unserem Material entnehmen, und die
Häufigkeit der C + NW-Kombination ist hierfür selbstverständlich kein Beweis. Aus ihr
lassen sich aber die oben genannten Anhaltspunkte gewinnen. Die Verbindung von NW und
NO erreicht ferner im Dezember ihren höchsten Wert. Im Ganzen genommen verrät uns das
Bild der KE-Verteilung in diesem Monat das Auftauchen aller festländischen Kaltluftströme,
und zwar zusammen mit NW-KE. Diese letzteren können dann natürlich kaum weit Vor
dringen, da dadurch ja gerade die Zunahme der festländischen KE hintangehalten würde.
Die Tendenz cler Bindung von NW-KE an gleichzeitige festländische KE-Typen erreicht
im Januar dann ihr Maximum, insbesondere durch das ungemein häufige Vorkommen von SO
+ NW-Fällen. Die meteorologische Ursadre hierzu haben wir bereits an anderer Stelle berührt
(S. 89), sie liegt in cler stärkeren ozeanisdien Zyklonaltätigkeit. Außer der SO + NW-Kom
bination steht an zweiter Stelle die Verbindung NW + NO. Diese beiden KE strömen, wenn
sie gleidczeitig auftreten, nebeneinander her, d. h. von Island dringt maritime Polarluft weit
bis Mitteleuropa vor und von Lappland strömt gleichzeitig kontinentale NO-Luft über Nord
europa ebenfalls gen Mitteleuropa. Meist pflegt die festländische Kaltluft die maritime im
Gebiet der Nordsee abzuschnüren oder zu verdrängen. Sobald eine von beiden größeren Um
fang gewinnt, geht die andere zurück. Die Nsk sind fast ganz verschwunden (hierzu Fig. 57).
Im Februar haben die NW-KE abgenommen, und zwar nicht nur einzeln, sondern in Verbin
dung mit anderen KE. Der Februar ist der einzige Monat, in dem die einzeln auftretenden
NO-KE häufiger sind als andere Fälle und Kombinationen. Zugleich beginnen sich die Nsk-KE
NO
0
NO
33
Nsk
1
0
Nsk
26
0
Sk
0
0
0
Sk
4
0
0
c
0
0
0
0
c
5
5
2
1
so
0
0
0
0
0
so
i
0
0
0 0
(-)
24
3
30
0
0
0
(-)
48
26
45
1 0 0
NW
NO
Nsk
Sk
c
SO
NW
NO
Nsk
Sk c so
Fig. 55:
Fig. 54:
Achtjährige Summe derKE-Kombinationen
im September.
Achtjährige Summe der KE-Kombinatkmeu im Oktober.